Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
aufzunehmen hatte; und die Tödlichsten, da sie sie mit ihren eigenen Waffen bekämpfen würden. Sie tastete zaghaft nach Harskari, fand jedoch nicht das geringste Lebenszeichen von ihr und gab es vorübergehend wieder auf.
    Am vierzehnten Tag lichteten sich die Bäume, und weites, offenes Grasland und kahle Bodenflächen breiteten sich vor ihnen aus.
    Etwa am frühen Nachmittag zügelte Aleytys ihr Gyr und schaute in eine tiefe, zerklüftete Schlucht hinab, und auf den Fluß, der sich darin von Osten her näherschlängelte und in jenen, dem sie folgten, mündete. Vor langer Zeit mußte es hier eine Brücke gegeben haben, doch die Jahrhunderte hatten sie buchstäblich vom Angesicht dieser Welt getilgt. Stirnrunzelnd blickte sie auf die weite Wasserfläche hinab. Keine Chance, den Fluß zu durchqueren. Jetzt nicht, und später, nachdem sich die beiden Ströme vereinigt hatten, erst recht nicht.
    Aleytys rutschte vom Gyr herab und blieb am Rand des Steilabhangs stehen. „So weit wären wir also gekommen”, sagte sie.
    „Sieht so aus.” Auch Shadith saß jetzt ab und gesellte sich zu ihr.
    Linfyar sagte nichts. Es war ihm herzlich gleichgültig, in welche Richtung sie sich wandten. Er war glücklich mit diesem Leben, und solange sie da waren, um die Dämonen der Nacht und die Teufel des Tages zu verscheuchen, war er zufrieden. Aleytys sah ihn an und lächelte. Er entwickelte sich besser, als sie erwartet hatte; kümmerte sich ernsthaft und stolz um die Gyori, und in seiner Rolle als Jäger und ihr Versorger fand er weiteren Stolz. Die Grausamkeit, die er auf der Insel an den Tag gelegt hatte, war verschwunden, als habe sie niemals existiert.
    „Was jetzt?”
    „Wir halten uns Richtung Osten, bis wir irgendwie hinüberkommen. Dann dasselbe in umgekehrter Richtung.” Sie öffnete eine Gürteltasche und zog die Karte heraus. Als sie sie entfaltete, sagte sie: „Ich habe gehofft, daß wir hier eine Brücke vorfinden.”
    „Wie das Glück halt so spielt.” Shadith rückte dichter heran und starrte ebenfalls auf die Karte hinab. „Was ist das da?” Sie tippte leicht auf einen dunklen Strich, der den Fluß in einiger Entfernung
    - landeinwärts - durchkreuzte. „Sieht ganz danach aus, als wäre das deine Brücke.”
    „Mhm.” Aleytys studierte die Karte mit zusammengekniffenen Augen. „Ein Ritt von mindestens fünf oder sechs Stunden. Wir haben noch genügend Zeit, bis Sonnenuntergang können wir es schaffen… Wenn es sie noch gibt. Besser, wir brechen gleich auf.”
    Sie sah zu den grasenden Gyori hin. „Wo steckt Linfy?”
    Shadith ging auf der Straße ein paar Schritte weit zurück. „Auf der Jagd, nehme ich an. Ich sehe ihn nirgends; und sein Gyr auch nicht.”
    „Es gefällt mir nicht, wenn er einfach so verschwindet. Er ist noch ein kleines Kind, Shadi.”
    „Ja, Mutti. Paß auf, daß deine mütterlichen Anwandlungen nicht außer Kontrolle geraten. Ich kenne dieses eigenartige Glitzern in deinen Augen. Mich siehst du genauso an. Und ich weiß, daß ich nur ein paar Jahre älter bin als er.”
    „Ein paar Jahrtausende.” Aleytys faltete die Karte wieder zusammen. „Schon gut. Ich weiß, was du meinst. Verdammt, das bedeutet, daß wir einen ganzen Tag verlieren.”
    „Naja, wer von uns hat es schon so eilig? Aber um die Wahrheit zu sagen - ich werde ziemlich froh sein, wenn wir von dieser Welt wegkommen. Ich hab’ sie satt. Bin gespannt, was Swardheld vorhat… Ich hoffe so, daß ich Kontakt mit ihm aufnehmen kann.”
    Aleytys sah sie scharf an, schob dann die Karte mit viel zu viel Kraft wieder in die Gürteltasche zurück und hatte einige Mühe, die Klappe gemäßigter herunterzuschlagen. „Wir kümmern uns darum, wenn wir hier fertig sind.” Sie schaute wieder zur Sonne empor; nur eine Geste - sie sah sie nicht wirklich. „Jetzt müssen wir erstmal jede Minute nutzen. Such den Knirps, ja?”
    „Warum nicht?” Shadith schwang sich in den Sattel, setzte sich zurecht, strich mit einer Hand über ihre mittlerweile gewachsenen Haare nach hinten. „Eines Tages werden wir darüber reden müssen, weißt du. Egal. Du hast schlechte Laune; ich verschwinde schon.” Sie trieb ihr Reittier in einen schwankenden Trab und verschwand bald darauf zwischen den Bäumen. Aleytys hörte sie nach Linfyar rufen; dann wechselte sie in seine Pfeif spräche über.
    Sie setzte sich ins Gras und schaute über den Fluß hinweg zu dem Wald, der sich dort drüben ausbreitete; hohe, dunkle Bäume, wie diejenigen hinter

Weitere Kostenlose Bücher