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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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eine Verbesserung im Vergleich zur Letzten«, erklärte seine Mutter, »die nur darauf spezialisiert war, dein Geld auszugeben.«
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    »Auf Wiederhören, Mutter«, sagte Jack. »Wir sehen uns heute Abend.«
    Er beendete das Gespräch und stellte fest, dass Anna ihm eine SMS geschickt hatte.
    Schalt dein Gehirn ein, Stalker. Habe das offensichtliche R.
    Du bist zu langsam für mich.
    »Verdammtes Weib.« Jacks nächster Anruf galt Tom in London, aber er erreichte nur den Anrufbeantworter, der ihm mitteilte: »Tom Crasanti, ich bin derzeit unterwegs, komme aber bald zurück. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht.«
    Das tat Jack nicht, weil das Taxi in diesem Moment vor seinem Haus hielt.
    »Das macht dann 32 Dollar.«
    Jack reichte dem Fahrer vier Zehner und ließ ihn den Rest behalten. Er erhielt kein Dankeschön dafür.
    In New York war alles wieder wie immer.

    Die Nachtschicht trat um 22 Uhr ihren Dienst an. Die sechs neuen Wachen verbrachten die ersten beiden Stunden damit, im Flur auf und ab zu paradieren, damit man ihre Anwesenheit bemerkte. Alle paar Minuten schloss einer von ihnen ihre Tür auf, schaltete die nackte Glühbirne ein, die über ihrem Bett hing, und sah nach, ob sie ›anwesend‹ war, bevor er das Licht wieder löschte und die Tür abschloss. Diese Übung wurde in den ersten beiden Stunden regelmäßig wiederholt, danach nur etwa alle 30
    Minuten.
    Fünf Minuten nach vier, als zwei der Wachen in die Pause gegangen waren, drückte die Krantz den Knopf neben ihrem Bett. Zwei weitere Wachen erschienen, der Nörgler mit den Geldproblemen und der Kettenraucher. Sie begleiteten sie zur Toilette, wobei jeder der beiden einen ihrer Ellbogen umfasst hielt. Als sie in den Kubus trat, blieb einer im Flur, während der 329
    andere direkt vor der Toilettentür Stellung bezog. Die Krantz zog noch zwei Scheine aus ihrem Rektum, faltete sie in der Hand und zog dann die Toilettenspülung. Die Wache öffnete die Tür. Sie lächelte und schob ihm die Scheine in die Hand. Er sah sie an und steckte sie rasch in seine Tasche, bevor er sich zu seinem Kollegen im Flur stellte. Beide begleiteten die Krantz zurück auf ihr Zimmer und schlossen sie ein.
    20 Minuten später kehrten die anderen beiden Wachen von ihrer Pause zurück. Einer von ihnen schloss die Tür auf und schaltete das Licht ein. Er musste zu ihrem Bett gehen, um sich ihrer Anwesenheit auch wirklich zu versichern, weil sie so winzig war. Nach Abschluss des Rituals kehrte er in den Flur zurück, verschloss die Tür und spielte mit seinem Kollegen eine Runde Backgammon.
    Die Krantz kam zu dem Schluss, dass ihre einzige Chance auf Flucht zwischen 4 Uhr und 4 Uhr 20 am Morgen lag, wenn die beiden älteren Wachen ihre Pause nahmen – der Weiberheld, der Kettenraucher und die Schlafmütze waren anderweitig beschäftigt und ihr unabsichtlicher Komplize würde sie nur zu gern zur Toilette begleiten.

    Noch bevor Jack duschte und sich umzog, suchte er im New Yorker Telefonbuch nach NYRC. Jack fand die drei
    Möglichkeiten, an die er schon gedacht hatte, Annas
    ›offensichtliches R‹ entdeckte er jedoch nicht. Er schaltete seinen Laptop an und suchte bei Google nach ›new york racquet club‹. Er fand einen Abriss der Vereinsgeschichte, mehrere Fotos eines eleganten Gebäudes an der Park Avenue und ein Foto des derzeitigen Clubpräsidenten, Darius T. Mablethorpe III. Jack zweifelte nicht daran, dass er nur durch die Tür kam, wenn er wie ein Mitglied aussah. Niemals das FBI in Verlegenheit bringen.
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    Nachdem Jack ausgepackt und geduscht hatte, wählte er für diesen besonderen Außeneinsatz einen dunklen Anzug mit feinen Streifen, ein blaues Hemd und eine Columbia-Krawatte.
    Er verließ seine Wohnung und fuhr mit dem Taxi zur Park Avenue Nummer 370, wo er auf den Bürgersteig trat und das Gebäude eine ganze Weile betrachtete. Jack bewunderte die prachtvolle vierstöckige Neo-Renaissance-Architektur. Das Gebäude erinnerte ihn an einen der Palazzi, die bei den Italienern im New York der Jahrhundertwende so beliebt gewesen waren. Jack stieg die Stufen zu einer Tür hinauf, in die diskret die Buchstaben NYRC geätzt worden waren.
    Der Türsteher begrüßte Jack mit einem »Guten Tag, Sir« und hielt ihm die Tür auf, als sei er bereits sein Leben lang Mitglied.
    Jack schlenderte in eine elegante Lobby mit riesigen Gemälden an jeder freien Wandfläche, die elegante ehemalige Präsidenten zeigten, gekleidet in lange, weiße Hosen und blaue Blazer und mit dem

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