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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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übernachten. Ihr Interesse galt einzig und allein dem Schließfach, in dem sich zwei Pässe und einige Hundert Rubel befanden.
    Während die Krantz in Moskau festsaß, hatte sie eigentlich ein wenig Bargeld verdienen und schwarz arbeiten wollen, um abzuwarten, bis die Einreise nach Amerika wieder sicher war.
    Die Lebenshaltungskosten waren in der russischen Hauptstadt um einiges billiger als in New York und dazu gehörten auch die Kosten für den Tod. 5000 Dollar für eine Ehefrau, 10000 Dollar für einen Ehemann. Die Russen hatten mit der
    Gleichberechtigung noch nichts am Hut. Ein KGB-Oberst brachte bis zu 50000 Dollar und für einen Mafiaboss konnte die Krantz 100000 Dollar verlangen. Aber wenn Fenston die versprochenen zwei Millionen Dollar überwiesen hatte, dann mussten die langweiligen Ehemänner und -frauen eben auf ihre Rückkehr warten. Jetzt, da Russland sich dem freien Markt 390
    geöffnet hatte, könnte sie sich vielleicht einem der neuen Oligarchen verpflichten und ihm umfassende Dienstleistungen offerieren.
    Sie war sicher, einer von ihnen konnte die drei Millionen Dollar brauchen, die in einem Schließfach in Queens ruhten. In diesem Fall musste sie niemals in die Staaten zurückkehren.
    Das Taxi hielt vor dem diskreten Eingang einer Bank, die stolz darauf war, nur wenig Kunden zu haben. Die Buchstaben G und Z waren in die weiße Marmorleiste gemeißelt. Die Krantz stieg aus dem Taxi, zahlte das Fahrgeld und wartete, bis das Taxi außer Sichtweite war, bevor sie das Gebäude betrat.
    Olga Krantz ging auf die altmodische Holztheke zu – ohne Schlange, ohne Gitter –, hinter der eine Reihe elegant gekleideter Männer in grauen Anzügen, weißen Hemden und ungemusterten Seidenkrawatten darauf wartete, zu Diensten sein zu können. Sie hätten auch in Genf oder Zürich nicht fehl am Platz gewirkt.
    »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sich der Angestellte, den die Krantz ausgewählt hatte. Er fragte sich, in welche Kategorie sie fiel – die Frau eines Mafiabosses oder die Tochter eines Oligarchen. Wie ein Popstar sah sie nicht aus.
    »Eins null sieben zwei null neun fünf neun«, sagte sie.
    Er gab den Code in seinen Computer ein und als die Zahlen auf dem Bildschirm aufflackerten, zeigte er etwas mehr Interesse.
    »Darf ich Ihren Pass sehen?«, lautete seine nächste Frage.
    Die Krantz reichte ihm einen der Pässe, die sie aus dem Isla Hotel geholt hatte.
    »Wie viel befindet sich auf meinem Konto?«, wollte sie wissen.
    »Was glauben Sie denn, wie viel darauf sein sollte?«, lautete seine Gegenfrage.
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    »Etwas über zwei Millionen Dollar«, erwiderte sie.
    »Und welche Summe wünschen Sie abzuheben?«, fragte er.
    »Zehntausend in Dollar und zehntausend in Rubel.«
    Er zog eine Arbeitsplatte unter der Theke hervor und zählte die Scheine langsam ab. »Dieses Konto hat eine ganze Weile geruht«, wagte er zu bemerken und sah auf seinen Bildschirm.
    »Stimmt«, räumte sie ein, »aber jetzt, da ich wieder in Moskau bin, werden Sie mehr Aktivitäten sehen«, fügte sie ohne weitere Erklärung hinzu.
    »Dann freue ich mich schon darauf, Ihnen bald wieder zu Diensten zu sein, gnädige Frau.« Der Bankangestellte reichte ihr zwei Haufen an Scheinen, die ordentlich in Plastikhüllen verpackt waren, ohne Hinweis, woher sie stammten, und völlig ohne Papierkram, als ob niemals eine Transaktion stattgefunden hätte.
    Die Krantz nahm die beiden Haufen, steckte sie in eine Innentasche und verließ langsam die Bank. Sie winkte sich das dritte verfügbare Taxi.
    »Zum Kaistern«, sagte sie und setzte sich auf den Rücksitz, um den zweiten Teil ihres Planes vorzubereiten.
    Fenston hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten. Jetzt musste sie den ihren einhalten, wenn sie hoffte, die anderen beiden Millionen einzustreichen. Sie dachte kurz darüber nach, die ersten zwei Millionen zu behalten, ohne sich die Mühe zu machen, nach England zu reisen. Aber nur kurz, denn sie wusste, dass Fenston seine Kontakte zum KGB aufrecht erhalten hatte und dort wäre man für eine kleinere Summe nur allzu gern bereit, sie zu entsorgen.
    Als das Taxi zehn Minuten später anhielt, reichte die Krantz dem Fahrer 400 Rubel, ohne auf Wechselgeld zu warten. Sie stieg aus und stellte sich zu einer Gruppe von Touristen, die in ein Schaufenster starrten, in der Hoffnung, etwas 392
    Erinnerungsträchtiges zu finden, um den Leuten daheim zu beweisen, dass sie die bösen Kommunisten besucht hatten.
    Mitten im Schaufenster wurde das

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