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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Nacht!«
    Ole und Lina tauschten einen erschrockenen Blick. So bald schon?
    »Und wo?«
    »Auf den Väder-Inseln. Fünfzehn Meilen nördlich von hier.«
    »Warum ausgerechnet dort?«
    »Weil es der einzige Bereich der Küste ist, an der das tiefe Wasser bis direkt an die Inseln reicht. Alle anderen Stellen wären für das U-Boot nicht sicher genug«, erklärte Askildsen. »Wir selber werden die Gäste von Grebbestad aus mit einem Schiff hinausbringen. Treffpunkt ist der Leuchtturm Väderö im Südwesten der Inselgruppe. Wenn alles wie geplant läuft, werden wir um Mitternacht dort sein. Zwei Stunden bevor das U-Boot auftauchen wird.«
    Ole merkte, dass Lina ihn fragend ansah.
    Mit einem schicksalsergebenen Seufzer sagte er: »Schon gut. Wir werden die Pläne hinbringen.«
    Kurz darauf setzten sie zu viert mit einem kleinen, offenen Motorboot über den Sund nach Kungshamn über, wo am Hafen ein älterer, klappriger Pritschen-LKW für sie bereitstand. Da vorne nur zwei Sitze für Askildsen und Lundegård waren, kletterten Ole und Lina auf die Ladefläche und kauerten sich in den Windschatten hinter dem Führerhaus.
    Bereits nach fünfzehn Minuten Fahrt hatten sie die Stelle erreicht, an der Ole und Lina am Nachmittag auf die Straße gestoßen waren. Lina klopfte gegen die Scheibe und der LKW hielt an.
    »Viel Glück!«, sagte Askildsen, als er ihnen zum Abschied die Hand schüttelte. »So Gott will, sehen wir uns in 25 Stunden am Leuchtturm Väderö.«
    Tatsächlich war es noch eine Stunde vor Mitternacht, als sie zurück an Bord der Lotten waren.
    Lina verstaute den zusätzlichen Proviant, den Askildsen ihnen mitgegeben hatte. Zwei Laib Brot, getrockneter Schinken, ein ganzer Käse und sogar zwei Flaschen Rotwein, die wohl aus dem Lagerraum des Walfängers stammten.
    Ole löste den Haken aus dem Fels, der die Vorleine hielt, brachte die Ankerleine zurück in den Bug und zog die Yacht daran in den Wind. Dann setzten sie die Segel.
    Eine leise Brise ging vom Land auf die See hinaus, und der Himmel im Norden zeigte bereits ein dunkleres Blau. Im Süden, wo die Nächte bereits wieder länger zu werden begannen, funkelten ein paar Sterne und ein schmaler Mond. Gerade eben genug Licht, um die Felsen und Untiefen draußen in der Bucht erkennen zu können.
    Nach zwei Meilen erreichten sie das mit Leucht- und Peilfeuern gekennzeichnete Schärenfahrwasser und bogen auf ihm nach Westen ab.
    Während Ole steuerte, entzündete Lina die kleine Öllampe, die unter dem Kajütdach gehangen hatte, und stellte sie, damit sie nicht blendete, im Cockpit auf den Boden. Der matte Schein von unten herauf genügte allemal, um die Seekarte studieren zu können.
    Wegen der vielen Untiefen, die sie in völliger Dunkelheit würden passieren müssen, und wegen der unmittelbaren Nähe zum Ufer wollten sie weder durch den Hasselösund bei Smögen noch durch den nördlich davon beginnenden Sote-Kanal fahren, den arbeitslose Steinhauer erst vor wenigen Jahren als Abkürzung durch das westliche Ende der Halbinsel Sotenäset geschlagen hatten. Stattdessen beschlossen sie, südlich an Smögen vorbeizusegeln, um dann, mit den Sektorenfeuern Skarvasätt und Mjolskär als Navigationshilfe, im offenen Wasser auf Nordkurs zu gehen.
    Ole griff die Strecke mit dem Navigationszirkel ab.
    »Zwei Seemeilen von hier bis Smögen, vier von dort bis Mjolskär, und dann können wir sehen, wie weit wir kommen, bis der Wind einschläft.«
    »Du willst also nicht gleich hinaus nach Väderö?«
    Ole schüttelte den Kopf.
    »Dann wären wir einen ganzen Tag zu früh dort und würden riskieren, am Übergabeort gesehen zu werden.«
    Er zeigte mit dem Zirkel auf das Schärengebiet südlich der Insel Hamburgö.
    »Besser wir verstecken uns hier irgendwo, dicht unter der Küste.«
    Der Wind hielt und sie kamen überraschend gut voran. Einmal mehr zeigte die Lotten, dass sich hinter ihrem immer noch recht verwahrlosten Äußeren mit dem stäbigen, hohen Bug und dem etwas pummelig wirkenden Kanuheck ein schneller, durchaus regattatauglicher Segler versteckte.
    Schon nach zwei Stunden, also etwa gegen zwei Uhr, hatten sie elf Meilen Strecke gemacht und standen zwei Meilen südlich der Insel Hamburgö.
    Ole hatte ein kleines rotes Peilfeuer auf einem Funkmast an Land ausgemacht, das sie auf einem vor Untiefen sicheren Korridor bis zu einem geschützten Ankerplatz bringen würde. Dieser lag an der Ostseite eines kleinen Inselchens namens Flatskär, das seinem Namen zum Trotz

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