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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Rechnungswesen und Betriebswirtschaft an der South Bank University studiert. Sie war von Natur aus still, aber freundlich gewesen. Ihre Mitbewohnerin hatte sie vor einer Woche tot auf dem Küchenboden gefunden, als sie nach Hause gekommen war. Daneben lag ein Haufen geschälter Möhren. Angie hatte Gemüse geschnippelt und irgendwann beschlossen, sich lieber die Pulsadern aufzuschneiden, als zu Ende zu kochen. Kein Abschiedsbrief.
    Cass notierte sich die Adresse, den Namen ihrer Mitbewohnerinund die Kontaktdaten der Eltern. Auch wenn sie anscheinend keine sichtbare Botschaft hinterlassen hatte, wollte er sich selbst ein Bild machen. Cory Denters Geschichte war ähnlich: Er studierte im zweiten Semester Medizin am Bart’s und wies keinerlei Anzeichen einer Depression auf. Von den vieren hatte er sich die Pulsadern am wirkungsvollsten mit einem Skalpell aufgeschnitten, in seinem Auto in der Einfahrt seiner Eltern in Lewisham – und zwar senkrecht statt waagrecht. Er hatte noch zu Hause gewohnt. Cass schrieb seine Adresse neben die von Angie Lane.
    Da Cory Denter erst vor vier Tagen gestorben war, wollte er dort beginnen. Auch Cory hatte keinen Abschiedsbrief hinterlassen, und Cass wusste genau, was ihn erwarten würde, wenn er bei den Denters auftauchte: überwältigende Trauer und Verwunderung – und zu allem Überfluss die schreckliche Last ihrer Erwartungen. Er sollte ihnen Antworten liefern, damit sie ihren Frieden machen konnten.
    Cass stand auf. Die Eltern bereiteten ihm eigentlich keine Sorgen. Ihre Trauer war schmerzlich, doch es war ihre Trauer, nicht seine, und mit ihren Erwartungen konnte er leben. Das tat er nicht zum ersten Mal. Cass sah noch einmal auf die vier Gesichter auf seinem Schreibtisch, bevor er die Akten in die oberste Schublade legte. Es waren die Erwartungen der Toten, die ihm zusetzten. Die Toten ließen nicht los.

4
    Abigail Porter hatte in den letzten Jahren eine gewisse Meisterschaft darin entwickelt, sich unsichtbar zu machen. Das war umso bemerkenswerter, als ihre 1,80 m ohne Absätze vor allem aus langen schlanken Beinen bestanden. Dennoch war es offensichtlich, dass weder die Premierministerin noch der Innenminister noch David Fletcher, der Leiter der ATD, der Anti-Terror-Division, des neuen harten Kerns der nationalen Geheimdienste zur Terrorismusbekämpfung, bemerkten, dass sie an der Tür von Alison McDonnells Privatbüro stand. Sie war wie ein Gespenst in die Tapete geprägt, anwesend und auch wieder nicht. Als sie träge den ernsten Stimmen lauschte, fiel ihr auf, wie sehr ihr das gefiel. Nebenan würde die Sekretärin der Premierministerin gleich zum Mittagessen gehen und in zehn Minuten würde McDonnell zu einer Lagebesprechung mit ihrem Kabinett aufbrechen. Zwischen diesen beiden Ereignissen brauchte Abigail zwei oder drei Minuten, um unbeobachtet etwas zu erledigen.
    »Wir sind fast hundertprozentig sicher, dass alle fünf 26/09-Bomben aus Semtex bestanden, im Gegensatz zu den üblichen selbst gebastelten organischen Zusammensetzungen von 7/7 und 13/12«, erklärte Fletcher.
    »Semtex?«
    »Militärqualität.«
    »Das hat nichts Gutes zu bedeuten, oder?«, fragte McDonnell.
    »Für sich betrachtet macht es keinen großen Unterschied. Ich will nicht grausam erscheinen, aber die Zusammensetzung spielt keine große Rolle; wenn etwas explodiert und Menschen tötet, ist es eine Bombe. Wichtiger ist, dass an keiner der Einschlagstellen Rückstände von Polymergefunden wurden. Sämtliches Semtex mit Militärqualität, das seit 2002 produziert wurde, ist mit einem Markierungsstoff ausgerüstet, der nach der Explosion freigesetzt wird und chemische Spuren hinterlässt, aufgrund derer das Ausgangsgemisch identifiziert und zurückverfolgt werden kann. Wenn es sich nicht um Militärqualität handelt, sollte es orange sein. Aber keine der Explosionen hat irgendwelche Rückstände hinterlassen, und die Spurensicherung geht davon aus, dass der Plastiksprengstoff weiß war.«
    »Und was heißt das genau?«
    »Im Wesentlichen deutet es darauf hin, dass unsere Bombenleger sowohl gut organisiert als auch kapitalkräftig sind. Außerdem gehe ich davon aus, dass sie mehr Semtex gekauft haben, als sie für 26/09 brauchten, wenn sie sich schon die Mühe gemacht haben, es zu kaufen. Ich bezweifle sehr, dass es in geringen Mengen zum Kauf steht.«
    »In geringen Mengen?« Die Premierministerin schnitt eine Grimasse. »Sie haben den Ealing Broadway und die Hampstead High Street praktisch dem

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