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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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fragte Cass.
    »Was meinen Sie damit, dass er nicht so gestorben ist wie die anderen?«
    »Erst beantworten Sie meine Frage.« Cass war Elwoods Privatleben eigentlich egal – bis zu einem gewissen Ausmaß logen alle. Ihm ging es nur um die Reaktionen.
    Elwood senkte den Blick auf den Tisch. »Das Leben ist ein einziges Durcheinander«, sagte er. »Kompliziert.«
    Cass hatte den üblichen Mist erwartet, dass er seine Frau liebe und keinem wehtun wolle. Die ehrliche Antwort ließ Elwood ein wenig in seiner Achtung steigen, doch das ließ er sich nicht anmerken.
    »Für Joe Lidster nicht. Für ihn ist das Leben verdammt unkompliziert geworden.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
    »Wir gehen davon aus, dass Lidster ermordet wurde«, erklärte Cass.
    Elwood riss die Augen auf. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, aber Cass ließ es nicht so weit kommen.»Wir wollen alles über Ihre Beziehung zu ihm wissen, außerdem, wann Sie sich zum letzten Mal getroffen haben. Gab es Streit?«
    Elwood schüttelte den Kopf und spreizte hilflos die Finger, als wünschte er, sie könnten ihm das Reden abnehmen. Doch den Gefallen taten sie ihm nicht.
    »Er hat auf eine Anzeige auf der Webseite geantwortet«, sagte er einen Augenblick später. »Wir haben gechattet und dann hat er mir seine Nummer gegeben und wir haben uns verabredet. Das erste Mal war vor drei Wochen oder so. Zum Kaffee. Ich war ehrlich zu ihm, was meine familiäre Situation betrifft, und für ihn war es okay. Er sagte, er müsse sich noch von einer Trennung erholen und wäre gar nicht auf der Suche nach etwas Ernstem. Es passte uns beiden gut.« Er machte eine Pause. »Ich mochte ihn. Er war sehr witzig, dabei sehr sanft. Er war ein freundlicher junger Mann.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »In der Nacht, in der er gestorben ist. Wir hatten uns ein paarmal in Hotels getroffen, aber diesmal hatte er mich zu sich eingeladen. Wir sind etwas essen gegangen und dann waren wir in seiner Wohnung.«
    »Hatten Sie Sex?«
    »Könnte man sagen. Wir haben jedenfalls nicht nichts gemacht.« Die Frage war ihm sichtlich unangenehm, und Cass fragte sich, wie oft der Mann wohl gegen seine Lust ankämpfte. Eines Tages würde er herausfinden, dass es keinen Zweck hatte. Irgendwann würde die Lust ohnehin die Oberhand gewinnen.
    »Wir haben uns lange unterhalten. Er erzählte von dem grässlichen Mann, mit dem er zusammenwohnte – na ja, bei dem er das Zimmer gemietet hatte. Wir haben uns ein bisschen lustig gemacht, über ihn und den Zustand derWohnung. Ich glaube, er tat Joe leid. Er sagte, der alte Knacker wäre ein bisschen in ihn verknallt, aber seine Verführungsversuche kämen jedes Mal rüber wie in einer Sitcom aus den Siebzigern – so sieht der Vermieter ja auch aus. Da ich um elf zu Hause sein musste, ging ich um halb elf runter, löste die Kette und machte mich auf den Weg. Das war alles. Ich fand es komisch, dass er mir keine SMS mehr geschrieben hat, aber andererseits tat er das selten, wenn ich zu Hause war. Als Nächstes habe ich seinen Namen in der Zeitung gelesen.« Er sah auf die Uhr.
    Es war schon relativ spät und er wurde zu Hause erwartet. Cass wollte ihn zeitig gehen lassen. Er war ziemlich sicher, dass Elwood kein Mörder war, zumindest nicht in diesem Fall.
    Er wollte gerade die Aufnahme beenden und den Mann zu seiner Familie zurückgehen lassen, als ihm noch etwas einfiel. »Haben Sie eben gesagt, Sie hätten die Kette gelöst?«
    »Ja, auf dem Weg nach draußen.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja – Sie waren in der Wohnung, oder? Dann wissen Sie ja, wie abgenutzt und dreckig es da ist. Also, die Kette hing fest und ich musste praktisch daran reißen, bis sie abging. Ich kann mich genau daran erinnern.«
    Cass schwieg, bis sie den Mann hinausbegleitet hatten und wieder im Büro saßen.
    Dann fragte er: »Finden Sie es nicht seltsam, dass Lidster die Kette vorgelegt haben soll?«
    »Schon«, antwortete Armstrong, »aber vielleicht wollte er sichergehen, dass er nicht gestört wurde.«
    »Er konnte sein Zimmer abschließen. Er wusste, auch ohne die Kette vorzulegen, dass er nicht gestört werden würde.« Cass lehnte sich an seinen Schreibtisch. »Diemeisten Leute legen die Kette am späten Abend vor, wenn sie wissen, dass niemand mehr weggeht.«
    Er dachte kurz nach und sah dann Armstrong an. »Rufen Sie Marsdens Büro an und sagen Sie Eagleton, dass er Lidsters Blut noch mal auf außergewöhnliche Substanzen

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