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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Gleiche in umgekehrter Reihenfolge. Jede Ballberührung ist ein Schlag. Wenn Ihr Ball durchs Tor geht, dürfen Sie weiterschlagen. Wenn Sie einen anderen Ball treffen, bekommen Sie einen vollen Punkt und dürfen weiterspielen, aber wenn Ihr Ball mit einem Schlag durch zwei Tore geht, bekommen Sie nur einen weiteren zusätzlichen Versuch. Haben Sie einmal einen anderen Ball getroffen, dürfen Sie ihn erst wieder berühren, wenn Sie selbst durchs nächste Tor gekommen sind, ausgenommen davon ist das erste Tor. Wenn Sie den fremden Ball trotzdem treffen, müssen Sie aussetzen.«
    »Fertig?« rief Tossie.
    »Gleich! Hier ist die Spielfeldbegrenzung.« Sie zeigte mit ihrem Schläger darauf. »Norden, Süden, Osten und Westen. Hier ist die Mittellinie und dort die Außenlinie. Verstanden?«
    »Absolut«, sagte ich. »Welche Farbe habe ich?«
    »Rot. Sie beginnen an der Außenlinie.«
    »Fertig?« rief Tossie. Verity nickte.
    »Ich fange an.« Tossie beugte sich graziös nieder und legte ihren Ball ins Gras.
    Konnte so etwas wirklich schwierig sein? Ich überlegte und beobachtete, wie Tossie ihren Schlag abmaß. Ein ehrenhaftes victorianisches Spiel, gespielt von Kindern und jungen Frauen in langen, schleppenden Kleidern auf saftig grünem Rasen. Ein zivilisiertes Spiel.
    Tossie drehte sich um, lächelte Terence geziert an und schüttelte ihren Lockenkopf. »Ich hoffe, mir gelingt ein guter Schlag«, sagte sie und drosch den Ball mit solcher Wucht fort, daß er durch die ersten zwei Tore und über die Hälfte des Rasens schoß.
    Sie lächelte, als sei sie selbst überrascht und fragte: »Habe ich noch einen Versuch?« Wieder drosch sie auf den Ball ein. Diesmal traf er beinahe Cyril, der sich im Schatten zu einem Schläfchen niedergelassen hatte.
    »Bande«, sagte Tossie. »Der Ball hat seine Nase berührt.«
    »Cyril besitzt keine Nase«, erwiderte Verity und legte ihren Ball eine Schlägerbreite hinter das erste Tor. »Ich komme dran.«
    Sie drosch den Ball nicht so fest wie Tossie, aber ein Streicheln war es auch ebensowenig. Er schoß durch das erste Tor, und der nächste Versuch brachte ihn in nächste Nähe zu Tossies Ball.
    »Sie sind dran, Mr. St. Trewes«, sagte Tossie und stellte sich so, daß ihr langer Rock ihren Ball bedeckte. Nachdem Terence geschlagen hatte, ging sie zu ihm hinüber, und ihr Ball lag nun ein ganzes Stück von Verity entfernt.
    Ich ging zu Verity. »Sie schummelt«, sagte ich.
    Verity nickte. »Ich konnte Tossies Tagebuch nicht finden.«
    »Ich weiß. Sie hatte es dabei. Sie las den Chattisbournes die Beschreibung des Kleides vor.«
    »Sie sind dran, Mr. Henry«, rief Tossie und lehnte sich auf ihren Schläger.
    Verity hatte nichts über den richtigen Griff gesagt, und ich hatte den anderen nicht genau zugesehen. Ich legte meinen Ball neben das Tor und packte den Schläger wie ein Cricketholz.
    »Fehler!« rief Tossie. »Mr. Henrys Ball liegt zu nahe am Tor. Sie haben einen Versuch verloren, Mr. Henry.«
    »Nein«, sagte Verity. »Legen Sie Ihren Ball eine Schlägerweite entfernt vom Tor hin.«
    Ich tat, wie geheißen und schlug dann den Ball mehr oder weniger in die gewünschte Richtung, wenn auch nicht durchs Tor.
    »Jetzt komme ich«, sagte Tossie. Diesmal fegte sie Veritys Ball vom Spielfeld in die Hecke. »Entschuldigung«, zirpte sie betreten und tat das gleiche mit Terences Ball.
    »Sagten Sie nicht, das wäre ein zivilisiertes Spiel?« Ich kroch unter die Hecke, um Veritys Ball hervorzuholen.
    »Ich sagte, ›einfach‹.«
    Ich hob den Ball auf.
    »Tun Sie so, als suchten Sie noch«, flüsterte Verity. »Nachdem ich Tossies Zimmer durchsucht hatte, sprang ich nach Oxford.«
    »Haben Sie etwas über Ihren Schlupfverlust herausgefunden?« Ich bog die Zweige auseinander.
    »Nein«, sagte sie ernst. »Miss Warder war zu beschäftigt.«
    Ich wolle gerade sagen, daß Miss Warder immer das Gefühl hatte, zu beschäftigt zu sein, als Verity hinzufügte: »Dieser neue Rekrut – ich weiß nicht, wie er heißt – der mit Ihnen und Carruthers zusammengearbeitet hat, steckt in der Vergangenheit fest.«
    »Im Gemüsekürbisfeld?« Ich dachte an die Hunde.
    »Nein, in Coventry. Er sollte zurückkommen, nachdem er den Schutt durchsucht hatte, aber er kam nicht.«
    »Vielleicht konnte er das Netz nicht finden«, erwiderte ich und dachte daran, wie er mit der Taschenlampe herumgefummelt hatte.
    »Das meint Carruthers auch, aber Dunworthy und T. J. befürchten, daß es mit der Inkonsequenz zu tun hat.

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