Die Farben der Zeit
her.
»Gut«, sagte ich. »Sie erzählten, daß Carruthers in Coventry feststecke. Haben Sie das nicht mit dem neuen Rekruten verwechselt?«
»Nein.« Sie spielte weiter mit dem Band. Die Katze erhob sich auf ihre Hinterbeine und schlug mit den weißen Pfötchen danach. »Den haben sie herausbekommen. Außerdem war das eine andere Sache.« Das Band tanzte auf und nieder. Cyril kam prüfenden Blickes herbei.
»Wieso eine andere Sache?« fragte ich geduldig.
Cyril roch an dem tanzenden Band. Die Katze versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf die Nase und wandte sich wieder dem Spiel zu. »Der neue Rekrut konnte das Netz nicht finden«, sagte Verity. »Obwohl es offen war. Das ist es jetzt nicht mehr.«
»Das Netz öffnete sich nicht, als sie versuchten, Carruthers zu holen?« Ich versuchte, Klarheit zu gewinnen. Verity nickte.
T. J. hatte gesagt, wenn sich das Netz nicht öffnete, sei das ein ernstes Anzeichen für eine Inkonsequenz.
»Hat man es mehr als einmal probiert?«
»Man hat alles versucht«, sagte Verity und zog das Band ruckartig hoch. Die Katze sprang hinterher, und das Boot ruckte heftig. »T. J. hat sogar die Schlacht bei Waterloo getestet.«
Sie hatte etwas von Waterloo erzählt, aber ich hatte es für Geplapper gehalten. »Was genau tat er?« wollte ich wissen.
»Dinge verändern.« Sie hielt das Band ganz still. Prinzessin Arjumand beobachtete sie, bereit zum Absprung. »Er öffnete das Tor bei Hougoumont und brachte die Truppen von d’Erlon herbei. Wissen Sie, daß Napoleon eine saumäßige Handschrift hatte? Schlimmer als Tossies Tagebuch. Keiner kann sie entziffern.«
Plötzlich riß sie das Band weg, und Prinzessin Arjumand sprang hoch. Das Boot schaukelte. »Ich glaube, er verlor die Schlacht wegen seiner Hämorrhoiden.«
Was immer T. J. mit Waterloo tat, es mußte warten. Langsam wurde es spät, und Veritys Zustand schien sich nicht wesentlich zu bessern. So konnte ich sie nicht zurückbringen, und alles, was mir einfiel, das ihr helfen könnte, war Schlaf.
»Er konnte wegen seiner analen Komplikation nicht reiten«, sagte sie. »Und deshalb blieben sie über Nacht in Fleurus. Und darum verlor er die Schlacht.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich glaube, Sie sollten sich hinlegen und ausruhen.«
Sie fuhr fort, das Band zu schwenken. »Es ist schrecklich, wie wichtig eine solche Kleinigkeit sein kann. Wie meine Rettung Prinzessin Arjumands. Wer hätte gedacht, daß deshalb ein Krieg verlorengehen würde?«
»Verity«, sagte ich bestimmt und nahm ihr das Band ab. »Ich möchte, daß Sie sich hinlegen und ausruhen.«
»Ich kann nicht«, entgegnete sie. »Ich muß Tossies Tagebuch stehlen und herausfinden, wer Mr. C ist, und dann muß ich wieder zu Dunworthy zurück. Ich muß die Inkonsequenz beseitigen.«
»Dazu ist noch jede Menge Zeit«, sagte ich. »Zuerst müssen Sie schlafen.« Ich zog ein ziemlich klammes Kissen unter der Bank hervor und legte es auf den Sitz. »Hier können Sie sich drauflegen.«
Sie legte sich gehorsam hin, den Kopf auf dem Kissen. »Lord Peter machte ein Nickerchen«, sagte sie, »und Harriet beobachtete ihn dabei, und dabei merkte sie, daß sie sich in ihn verliebt hatte.« Sie setzte sich wieder auf.
»Natürlich wußte ich das schon auf Seite zwei von Tödliches Gift, aber Harriet brauchte zwei Bücher mehr, um es festzustellen. Sie redete sich ein, es ginge nur um Herumschnüffeln und Codes entschlüsseln und zusammen Kriminalfälle lösen, aber ich wußte, daß sie ihn liebte. Er machte seinen Heiratsantrag auf lateinisch. Unter einer Brücke. Nachdem sie den Fall gelöst hatten. Man kann keinen Heiratsantrag machen, bevor man nicht den Fall gelöst hat. Das ist ein ehernes Gesetz in Detektivromanen.« Sie seufzte. »Zu schade. ›Placetne, magistra?‹ fragte er danach, und sie erwiderte, Placet. Das ist Oxforder Art, ja zu sagen. Ich mußte es nachschlagen. Ich hasse es, wenn Leute Latein sprechen und nicht erklären, was sie meinen. Wissen Sie, was Professor Peddick gestern zu mir sagte? ›Raram facit misturam cum sapienta forma.‹ Keine Ahnung, was er damit meinte. Irgend etwas über den Großen Plan, nehme ich an. Glauben Sie an einen Großen Plan, Ned?«
»Darüber können wir später sprechen«, sagte ich und klopfte auf das Kissen. »Nun legen Sie sich mal schön hin.«
Sie legte sich wieder hin. »Er war so romantisch, dieser Heiratsantrag auf lateinisch. Ich glaube, der Strohhut war daran schuld. Sie saß da und beobachtete
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