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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Lord Peter beim Schlafen, und er sah so gut aus mit seinem Strohhut. Und seinem Schnurrbart. Ihrer ist ein bißchen schief, wissen Sie das?«
    »Ja.« Ich zog mein Jackett aus und legte es ihr über die Schultern. »Schließen Sie die Augen und schlafen Sie.«
    »Werden Sie mich dabei beobachten?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte sie und schloß die Augen.
    Ein paar Minuten verstrichen.
    »Könnten Sie ihren Hut abnehmen?« fragte sie schläfrig.
    Ich grinste. »Selbstverständlich.«
    Ich legte meinen Hut neben mich auf die Bank. Verity rollte sich auf der Seite zusammen, die Hände unter der Wange gefaltet, und schloß wieder die Augen. »Es hilft nicht«, murmelte sie.
    Cyril suchte sich einen Platz in der Mitte des Bootes. Prinzessin Arjumand machte es sich wie ein Papagei auf meiner Schulter bequem und begann zu schnurren.
    Ich schaute Verity an. Unter ihren Augen lagen Schatten, und mir fiel ein, daß sie in den letzten zwei Tagen ebensowenig Schlaf gehabt hatte wie ich, bei all den stündlichen Sprüngen, den Strategieplanungen, der ganzen Zeit, die sie in Oxford verbracht hatte, um Terences Nachkommen ausfindig zu machen und mit der Gerichtsmedizinerin zu reden. Armes Ding.
    Cyril und Prinzessin Arjumand schliefen beide. Ich beugte mich vor, den Ellbogen auf dem Knie, stützte mein Kinn in die Hand, und beobachtete, wie Verity schlief.
    Es war beinahe so erholsam, wie selbst zu schlafen. Das Boot schaukelte leicht, und die Sonnenstrahlen, die durch die Blätter fielen, webten ein wechselndes Gespinst aus Licht und Schatten. Verity schlief friedlich, ruhig, das Gesicht entspannt und sorglos.
    Ich mußte der Sache einfach ins Gesicht sehen. Egal, wie viel oder wie wenig Schlaf ich oder sie gehabt hatten, für mich sah sie immer noch wie eine Naiade aus. Sogar wenn sie ihre grünbraunen Augen geschlossen und den Mund halb offen hatte und ein bißchen das taufeuchte Kissen vollsabberte, war sie das schönste Geschöpf, das mir je vor Augen gekommen war.
    »›Sie hat ein gar lieblich’ Gesicht‹«, murmelte ich und dachte im Gegensatz zu Terence, daß es das bestens ausdrückte.
    Irgendwann döste ich selbst ein, und schließlich mußte mein Kopf zur Seite gefallen sein. Mein Ellbogen glitt vom Knie, und ich schreckte hoch.
    Prinzessin Arjumand miaute auf meiner Schulter, durch den Ruck verstört, und sprang neben mich auf die Bank.
    Verity und Cyril schliefen weiter. Prinzessin Arjumand streckte sich, ging dann zum Bootsrand und schaute darüber, die Hinterpfoten auf dem Schandeckel. Vorsichtig tauchte sie eines ihrer weißen Pfötchen ins Wasser.
    Das gebrochene Licht der Sonnenstrahlen fiel inzwischen in einem anderen Winkel durch die Weidenblätter, und es glänzte goldener. Ich zog meine Taschenuhr heraus und schnippte sie auf. Halb nach III. Wir mußten zurück, bevor uns irgend jemand vermißte. Wenn wir nicht bereits vermißt wurden.
    Es brach mir fast das Herz, Verity wecken zu müssen. Sie sah so friedlich aus, wie sie hier lag und schlief, mit einem Anflug von Lächeln auf den Lippen, als träumte sie etwas Angenehmes. »Verity«, sagte ich sanft und beugte mich vor, um ihre Schulter zu berühren.
    Hinter mir platschte es laut, und ich warf mich herum zum Bootsrand. »Prinzessin Arjumand!« rief ich, und Cyril setzte sich mit überraschter Miene auf.
    Von der Katze war nichts zu sehen. Ich lehnte mich über den Schandeckel und krempelte den Ärmel hoch. »Prinzessin Arjumand!« Ich streckte den Arm tief ins Wasser und ließ ihn kreisen. Wo war sie? »Du wirst jetzt nicht ertrinken! Hörst du? Nicht, nachdem wir das ganze Universum aufs Spiel gesetzt haben, um dich zu retten!« rief ich. Die Katze tauchte auf und begann, auf das Boot zuzuschwimmen. Das nasse Fell klebte ihr am Kopf.
    Ich packte sie im Genick und zog sie ins Boot. Sie sah aus wie eine ertrunkene Ratte. Cyril gesellte sich zu uns, und sein Gesichtsausdruck war interessiert und, wie ich festzustellen glaubte, erfreut.
    Ich zog mein Taschentuch hervor und wollte Prinzessin Arjumand damit abtrocknen, aber es war zu klein. Also hielt ich unter der Sitzbank nach einer Decke oder einem Handtuch Ausschau, fand aber nichts. Alles lief darauf hinaus, daß ich mein Jackett benutzen mußte.
    Ich zog es vorsichtig von Veritys Schultern, schlang es um Prinzessin Arjumand und machte mich daran, sie trockenzureiben. »Deine Vorliebe für Fisch wird dich noch umbringen, das ist dir doch klar, oder?« sagte ich und trocknete ihr den Rücken und Schwanz ab.

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