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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sind.« Jeslek lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. »Auch sie werden eines Tages an der Reihe sein.«
    »So klug und so geheimnisvoll …«, murmelte Anya halblaut.
    Jesleks Blick streifte sie. Anya verstummte sofort. Seine Augen funkelten und sie schauderte. Fydel schluckte und Cerryl sah aus dem Turmfenster und wünschte sich, er hätte geschwiegen. Allerdings war dies seit mehr als drei Achttagen das erste Mal, dass er sich überhaupt zu Wort gemeldet hatte.
    »Sind noch mehr Leute aus Recluce in Spidlar?«, fragte Kinowin.
    »Wir wissen von niemand anderem, aber es kommen mehr austrische Händler mit Waren aus Recluce herein. Wir müssen die Häfen sperren, bis sie im Winter ohnehin zufrieren. Dann müssen wir dafür sorgen, dass die Händler nicht auf Ruzor ausweichen.«
    »Ihr traut dem Präfekten nicht?«, fragte Redark.
    »Würdet Ihr ihm trauen?«, gab Jeslek mit strahlendem Lächeln zurück.
    Nach seiner bisher einzigen Begegnung mit dem Präfekten Syrma musste Cerryl dem Erzmagier Recht geben.
    »Ich will Euch nicht weiter bedrängen.« Jeslek deutete zum Obermagier Redark. »Ihr habt gesehen, was es zu sehen gibt.«
    Redark erhob sich sofort. »Ich wünschte, der Präfekt hätte dies gesehen. Das hätte uns vielleicht geholfen.«
    »Ich bin sicher, dass der Präfekt alles zu sehen bekommt, was er sehen muss.« Jeslek wandte sich an Fydel. »Fydel und Anya, Ihr könnt jetzt gehen.«
    »Ja, Ser.«
    »Und Ihr auch, Cerryl. Mit Euch würde ich gern noch sprechen, Kinowin.«
    Cerryl nickte und folgte Redark, Fydel und Anya hinaus.
    Redark polterte als Erster die Treppe hinunter.
    Fydel wandte sich an Anya. »Der Schwarze Schwertkämpfer war gut.«
    Der Wächter draußen ließ sich nichts anmerken, aber der blonde Bote riss die Augen auf und hörte aufmerksam zu.
    »Seine Ideen beunruhigen mich stärker als seine Klinge«, erwiderte Anya. »Es sind zu viele Certaner gestorben, als dass es reines Glück sein könnte.«
    Auch damit stimmte Cerryl überein. Mit einem Nicken verabschiedete er sich von den beiden und ging die Treppe hinunter. Nach dem langen Tag taten ihm die Füße weh und sein Magen knurrte.
    Aber trotz dieser unmittelbaren Sorgen runzelte er nachdenklich die Stirn. Wieder einmal war der Schwarze Schmied ins Spiel gekommen – aber er war kaum beachtet worden. Warum machte Jeslek sich keine Sorgen wegen dieses Schmieds? Oder hatte der Erzmagier längst einen Entschluss gefasst?
    Cerryl schüttelte den Kopf.

 
LIX
     
    D ankbar für den frischen Luftzug, der Fairhaven und den Hallen der Magier in den ungewöhnlich heißen Herbsttagen nach der Ernte endlich etwas Abkühlung brachte, stieg Cerryl langsam die Treppe zu Jesleks Gemächern hinauf.
    Dieses Mal wurde er sofort hereingebeten. Jeslek saß allein am Tisch und trank aus einem Pokal statt aus einem Becher. Auf dem Tisch lag eine mit Bändern verzierte Schriftrolle, neben der Rolle waren die Stücke eines erbrochenen Wachssiegels zu sehen.
    »Guten Tag, Cerryl.«
    »Guten Tag, Erzmagier.« Cerryl nahm seinen gewohnten Platz dicht an der Wand ein.
    »Ihr haltet Euch jetzt seit mehr als einem Jahr in Fairhaven auf und habt keine Reisen mehr unternommen, nicht wahr?«
    »So ist es, Ser.«
    »Ja … ich denke, eine Reise könnte Euch gut tun.«
    Der jüngere Magier wartete.
    »Cerryl, wie ich mich erinnere, habt Ihr Lyam sehr elegant aus dem Weg geräumt.« Jesleks Sonnenaugen hefteten sich auf Cerryl.
    »Ja, Ser. Auf Euren Befehl hin, Ser.«
    »Äh, ja … ich kann mich auch daran erinnern.« Jeslek richtete sich ein wenig auf und lehnte sich wieder an. »Egal.« Er hob die Schriftrolle, die vor ihm lag. Ein Stück grünes Wachs rollte vom Tisch. »Ich habe gerade erfahren, dass der kleine Uulrac einen Schlaganfall erlitten hat und im Bad gestorben ist – ein sehr plötzlicher, tragischer Tod.«
    Cerryl schluckte.
    »Ihr habt es vorhergesehen, nicht wahr? Ich habe Euer Gesicht beobachtet, als wir über die unverschämte Botschaft von Syrma gesprochen haben.«
    »Ich hatte befürchtet, dass etwas dergleichen geschehen würde, Ser. Aber ich wusste es nicht sicher und ich war ja angewiesen, nur zu beobachten.«
    »Sehr klug von Euch, sehr klug. Es gefällt mir, dass Ihr zuhört, Cerryl. Vielleicht gibt es in der Gilde tatsächlich noch eine Zukunft für Euch. Und jetzt … ein gewisser Ferobar, ein Vetter des verstorbenen Uulrac, hat sich zum Herrscher von Hydlen erklärt. Kennt Ihr ihn?«
    »Nein, Ser.«
    »Er stammt aus

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