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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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in der Hecke zitterten die Blütenkätzchen der Erle wie lose kleine Fingerchen, die von den Zweigen herabhingen.
    Ich bin zu weich.
    »Äh«, durchbricht die raue Stimme des Polizisten meine Benommenheit. »Vielleicht sollten Sie aufklären … äh, beschreiben …, was sie über Mr. Souls Rolle in dieser Angelegenheit wissen, bevor wir am Gerichtsgebäude ankommen?«
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen und starre ihn blinzelnd an.
    »Mr. Souls Rolle? Du meine Güte! Gar nichts!« Ein Ausdruck des Zweifels huscht über sein sonnenverbranntes Gesicht, als er das hört.
    »Was hat er damit zu tun?«, frage ich verwirrt. »Warum haben Sie mich mitgenommen? Ich muss sagen, dass ich nicht weiß, wovon Sie sprechen.« Er räuspert sich.
    »Richter Philips hat Sie vorgeladen, um für Mr. Soul einzutreten, um über seinen Charakter Zeugnis abzulegen.«
    »Über seinen Charakter!«
    * * *
    Das Gerichtsgebäude ist schmutzig und stinkt nach Urin. Der Constable sagt mir, wo ich mich hinstellen soll. Als meine Augen sich an das Dämmerlicht und an die Schäbigkeit gewöhnt haben, sehe ich, wie er einem dicken Mann in einem glänzenden Gehrock etwas ins Ohr flüstert. Ich nehme an, es handelt sich um den Richter. Cornelius Soul ist da, und ein weiterer Mann, den ich nicht kenne.
    »Sagen Sir mir noch einmal, Mr. Constable, mit welchem Problem haben wir es hier zu tun?«, fragt der Richter laut.
    »Mein Name ist Williams, Sir, Tom Williams«, murmelt der Constable verdrießlich. Der Richter hat dicke, fahle Lippen, die er zusammenpresst, wenn andere sprechen.
    »Dieser Gentleman hier, Mr. James Smith, Euer Ehren«, sagt der Constable – und als er auf den Mann deutet, den ich nicht kenne, beschleicht mich das unbestimmte Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein –, »fordert Schadenersatz von Mr. Cornelius Soul wegen Falschgelds. Wir haben uns bereits den ganzen Vormittag mit dieser Angelegenheit befasst, Sir«, erinnert er ihn ruhig.
    »Jaja, Mann«, sagt der Richter. »Ich meine die Frau, die vor uns steht.« Er winkt mit einem Seidentaschentuch in meine Richtung, und ich rieche alten Schweiß.
    »Agnes Trussel, Sir«, sage ich, als ich dazu aufgefordert werde. Mir ist schwindelig vor Furcht. »Von Blacklock’s Pyrotechny in der Basinghall Street.« Meine Stimme klingt weit weg, als gehörte sie einer anderen, und der Klumpen in meinem Mieder, wo sich die Münzen befinden, fühlt sich glühend heiß an.    
    Der Richter zieht die Augenbrauen hoch. »John Blacklock also. Der Mann, der die Feuerwerkskörper herstellt. Ich mag diese Art von Spielzeug. Hab mal ein Feuerwerk gesehen … huh! Wann war das noch mal?«
    »Vielleicht letzte Woche, Euer Ehren?«, wirft der Constable mutig ein. »Im …«
    »Bleiben Sie beim Thema, Mann.« Der Constable blickt auf seine Schuhe.
    »Wie gut kennen Sie diesen Mr. Soul?«, fragt mich der Richter.
    Ich denke an seine Finger, die sich an meine Wange drücken, und an seine Hand, die sich ungebeten um meine Taille legt.
    »Ich kenne ihn recht gut«, antworte ich. »Er … kommt regelmäßig in die Werkstatt.«
    Der Richter drückt sich das Taschentuch an die Lippen und hustet in die Seide. »Und würden Sie für seinen bis dato guten Charakter bürgen?«
    »Das würde ich, Sir.« Ich wage nicht, Cornelius Soul anzusehen, als ich hinzufüge: »Er ist ein bescheidener und fleißiger Mann, Sir. Ich habe noch nie von einer Unredlichkeit gehört, mit der er etwas zu tun gehabt hätte.«
    Der Richter unterdrückt ein Hicksen, und auf einmal erkenne ich, dass er ziemlich betrunken ist, auch wenn er es gut verbirgt.
    Der Mann namens Smith spuckt auf den Boden. »Sie sollten sie durchsuchen!«, fordert er. »Man wird bei ihr Beweise gegen ihn finden, ich weiß es – man muss nur danach suchen!«
    Ich muss mich fest auf meine Beine stellen, damit sie aufhören zu zittern, denn in diesem Moment erkenne ich, dass dies der Mann mit dem runden Gesicht und den Bartstoppeln ist, der mich in dem Kaffeehaus so seltsam angestarrt hat. Warum ist er mir gefolgt?
    »Was für Beweise könntest du wohl meinen, James Smith?«, fragt Cornelius ihn spöttisch. »Du weißt gar nichts! Du hast nichts gegen mich in der Hand, nichts – und das ist dir auch klar. Sie haben meine Wohnung durchsucht und nichts gefunden.« Er wendet sich dem Richter zu. »Dieser Mann führt eindeutig einen persönlichen Feldzug gegen mich. Was ist sein Motiv? Da er unlängst zum Hahnrei gemacht worden ist, plagt er sich

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