Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)
vielleicht mit dem Irrtum herum, dass ich der Gockel bin, der seiner Frau so viel Vergnügen bereitet hat.«
Der Richter prustet.
Cornelius Soul deutet herausfordernd auf den Mann. »Du! Der, den sie Jim, den Betrüger, nennen! Deine eigene Behausung in der Little-wild Street sollten sie mit ihren richterlichen Anordnungen durchsuchen, und zwar in einer ganz anderen Angelegenheit.«
»Ich krieg dich, Soul!«, brüllt der Mann. »Du machst mich rasend!« Er hat buchstäblich Schaum vor dem Mund. »Ich werd dafür sorgen, dass du ruiniert bist, bevor das Jahr um ist, du Hurensohn. Ich hab dich und deine Freunde im Auge. Schon seit Monaten.« Und er zeigt auf mich. »Ich war sogar da, wo sie arbeitet, um dich zu entlarven. Bin rotzfrech bis zur Tür marschiert, und du kannst froh sein, dass niemand aufgemacht hat.«
So, wie die Sonne hinter einer Wolke hervorkommt, verändert sich jetzt das Gesicht des Richters. Er hebt einen Finger.
»Plötzlich kennen Sie ihn sogar mit Namen! Dabei habe ich Sie deutlich sagen gehört, dass Ihnen dieser Mann vor diesem Vorfall unbekannt war. Ich kann nicht erkennen, was nun stimmt.« Unbeholfen zieht er eine Uhr aus der Tasche. »Und heute ist die Zeit knapp. Sie halten das Gericht zum Narren, das ist unzulässig«, donnert der Richter. »Es ist bald Zeit zum Mittagessen, Mr. Constable. Ich habe eine Verabredung, die ich nicht versäumen darf, und ich will nicht noch mehr verdammten Papierkram.«
Er räuspert sich.
»Ich ahne einen persönlichen Groll in den Eingeweiden dieses Klägers hier. Dieser wird nicht zur Verhandlung kommen, es sei denn, Geld spielt keine Rolle. Mr. Smith«, fragt er, »können Sie die Kosten tragen, falls es vor einem Schwurgericht zum Freispruch kommt, Mann?«
Mr. Smith spuckt auf den Boden.
»Keine Antwort vom Kläger, Sir«, sagt der Constable.
»Das dachte ich mir.« Der Richter hickst wieder. »Ich bitte Sie inständig, mir zu erklären, wie diese Sache so weit fortschreiten konnte, Mr. Constable«, sagt er gereizt.
Der Constable presst die Kiefer zusammen. »Es ist meine Aufgabe, diejenigen festzunehmen, zu denen man mich schickt, weil sie gegen das Gesetz verstoßen haben, Sir, und nicht darin, den Sachverhalt zu beurteilen. Ich führe sie immer recht zügig vor, und darauf bin ich stolz. Und mein Name ist Williams, Sir«, fügt er ohne große Hoffnung hinzu.
»Für heute sind Sie mit Ihrer Klage gescheitert, Mr. Smith«, ruft der Richter dem Mann mit dem runden Gesicht zu. Dann geht er zur Tür und macht eine Handbewegung in unsere Richtung. »Bringen Sie sie weg, Mr. Constable.« Bedächtig drückt er seinen Hut auf die Perücke und dreht sich um. »Ich will keinen von Ihnen wiedersehen, wenn nicht ein wasserdichter Fall vorliegt. Kann man von hier aus eine Kutsche bekommen? Verdammte Verzögerungen, in dieser Stadt ist alles so erbärmlich.«
Als wir in die Helligkeit der Straße hinaustreten, höre ich zu meinem Erstaunen Cornelius Soul laut sprechen. Er schiebt sich dichter an den Richter heran.
»Brauchen Sie vielleicht Pulver für Ihre Vogelflinte, Mylord, zu einem Sonderpreis?«, fragt er einschmeichelnd und zwinkert mir zu. Ich kann es kaum glauben. »Südküstenqualität, ganz fein, gerade erst eingetroffen, absolut frisch – für Ihren sportlichen Bedarf.«
»Verschwinden Sie, Mann«, sagt der Richter.
»Oder Bleischrot?«
»Sind Sie schwachsinnig?«, knurrt der Richter. Ich ziehe an Cornelius Souls Arm, damit er aufhört.
»Mr. Soul, das ist eine ernste Sache«, sage ich leise. »Seien Sie doch vernünftig.« Und Gott sei Dank rollt eine Kutsche heran, und der Richter hievt sich hinein.
»Westminster!«, brüllt er wichtigtuerisch und klopft mit seinem Stock auf den Boden des Wagens. Als er abfährt, ruft der Mann namens Smith über die Straße: »Nimm dich in Acht, Soul. Ich bin dir auf den Fersen. Bald genug wirst du einen Fehler machen, und dann krieg ich dich dran! Das mache ich mir zur Aufgabe.« Damit biegt er in eine Gasse ein und ist verschwunden. Was kann Cornelius Soul getan haben, dass er ihn so verabscheut?
Wir gehen vor dem Prince of Orange entlang, als ein Mann die Tür öffnet und der Geruch von Qualm und abgestandenem Bier herauszieht.
»Im Gerichtsgebäude war es schlimmer als in einem Schweinepferch«, sage ich. Vor Erleichterung bin ich ganz schwach auf den Beinen. Ich drücke die Finger gegen mein Mieder, um mich zu vergewissern, dass die Münzen in Sicherheit sind.
»Sie sollten mal das
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