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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zuschauen.
    Dann schlenderte mein Vater zu uns.
    Je länger wir spielten, umso aufgeregter wurden die Mexikaner. Sie schrieen und lachten über die Fehler der anderen. Weiß Gott, was sie über meine Würfe sagten.
    »Machen wir ein Spiel«, sagte mein Vater. Bö und Dale hatten sich eingefunden, ebenfalls ohne Hemden und Schuhe. Miguel wurde befragt, und nach ein paar Minuten der Planung wurde beschlossen, dass die Mexikaner gegen das Team aus Arkansas spielen würden. Rico sollte für beide Mannschaften den Catcher spielen, und wieder wurde ich ins Haus geschickt, diesmal, um den alten Fanghandschuh meines Vaters und meinen zweiten Ball zu holen.
    Als ich zum zweiten Mal zurückkehrte, war Hank da und wollte mitspielen. Ich war nicht gerade glücklich, dass wir im selben Team waren, aber ich konnte nichts dagegen tun. Auch war ich nicht sicher, wie Trot sich machen würde. Und Tally war ein Mädchen. Was für eine Schande: ein Mädchen in der Mannschaft. Die Mexikaner waren uns zahlenmäßig trotzdem überlegen.
    Eine weitere Besprechung und irgendwie wurde entschieden, dass wir als Erste schlagen würden. »Ihr habt die Kleinen«, sagte Miguel und lächelte. Mehr Bretter wurden als Bases ausgelegt.
    Mein Vater und Miguel bestimmten die Platzregeln, die ziemlich einfallsreich waren für ein so missgestaltetes Feld. Die Mexikaner verteilten sich an den Bases, und es konnte losgehen.
    Zu meiner Überraschung ging Cowboy zum Wurfmal und begann sich aufzuwärmen. Er war schlank, aber kräftig, und als er ein paar Probewürfe machte, spannten sich die Muskeln in seiner Brust und seinen Schultern an und traten hervor. Auf seiner dunklen Haut glänzte Schweiß. »Er ist gut«, sagte mein Vater leise. Sein Ausholweg war elegant, sein Durchschwung nahtlos, sein Wurf fast nonchalant, trotzdem schoss der Baseball aus seiner Hand und knallte in Ricos Handschuh. Er warf fester und fester. »Er ist sehr gut«, sagte mein Vater kopfschüttelnd. »Der Junge hat schon oft Baseball gespielt.«
    »Mädchen zuerst«, sagte jemand. Tally hob den Schläger auf und ging zum Schlagmal. Sie hatte keine Schuhe an und trug eine enge Hose, die bis zu den Knien hochgerollt war, und ein weites Hemd, die Schöße vorn zusammengeknotet. Man sah ihren Bauch. Zuerst würdigte sie Cowboy keines Blicks, er dagegen starrte sie unverwandt an. Er ging ein paar Schritte auf das Mal zu und warf den ersten Ball mit der Hand unter Hüfthöhe. Sie holte aus und schlug daneben, aber es war ein beeindruckender Schwung gewesen, zumindest für ein Mädchen.
    Dann sahen sie sich kurz in die Augen. Cowboy rieb den Baseball, Tally schwang den Schläger, neun Mexikaner zirpten wie ein Schwärm Heuschrecken.
    Der zweite Wurf war noch langsamer, und Tally traf. Der Ball rollte an Pepe in der dritten Base vorbei, und Tally lief zur ersten Base. »Jetzt schlägst du, Luke«, sagte mein Vater. Ich schlenderte zum Schlagmal mit der ganzen Zuversicht eines Stan Musial und hoffte, dass Cowboy nicht zu fest werfen würde. Er hatte Tally einmal treffen lassen, sicherlich würde er das auch für mich tun. Ich stand am Schlagmal und hörte tausende wild gewordener Cardinals-Fans meinen Namen intonieren. Das Stadion war ausverkauft, Harry Caray brüllte ins Mikrofon, und dann blickte ich zu Cowboy, der zehn Meter von mir entfernt stand, und mir blieb das Herz stehen.
    Er lächelte nicht einmal andeutungsweise. Er hielt den Ball mit beiden Händen und sah mich an, als könnte er mir mit einem Fastball den Kopf abschießen.
    Was würde Musial tun? Den verdammten Schläger schwingen!

    Der erste Ball war von unterhalb der Hüfte geworfen, und meine Atmung setzte wieder ein. Er war zu hoch, und ich schwang den Schläger nicht. Der mexikanische Chor hatte eine Menge dazu zu sagen. Der zweite Wurf war mittendrin, und ich schwang in Richtung des Zauns, zur linken Feldbegrenzung in hundertzwanzig Meter Entfernung. Ich schloss die Augen und schwang den Schläger für die dreißigtausend vom Glück gesegneten Menschen in Sportman’s Park. Ich schwang ihn auch für Tally.
    »Erster Strike!«, schrie mein Vater, etwas zu laut, wie ich fand.
    »Du gehst es zu hart an, Luke«, sagte er.
    Natürlich tat ich das. Auch beim dritten Wurf, und als Rico den Ball zurückwarf, breitete sich in mir das Entsetzen über die beiden Fehlschläge aus. Ein dritter, und ich musste vom Feld. Das war undenkbar. Tally hatte den Ball getroffen. Sie stand an der ersten Base, wartete darauf, dass ich den Ball ins

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