Die Festung der Titanen
wie die Flügel einer Wyvern, nur am Boden waren sie zumeist durch eine dicke Schicht von Staub und Dreck verborgen.
Überall befanden sich Fundamente von Einbauten oder Gerätschaften, deren Sinn und Zweck sich uns nicht mehr erschloss, aber es gab vier gläserne Räume, von denen sich Zokora einen als unser Ziel auserkoren hatte.
»Wartet«, sagte die alte Enke, als wir uns daranmachten, die Pferde abzusatteln, um danach unser Lager zu errichten. »Hier ist mir zu viel Staub.« Sie bat uns mit einer Geste zurückzutreten und klatschte in die Hände, eine Windhose entstand in dem Raum, den wir uns als Lager ausgedacht hatten, wirbelte herum und sammelte den Staub und Dreck, um dann fügsam durch die breite Tür hinaus in die Halle zu wehen, die Treppe hinunter, bis vor die großen Türen, wo sie in einem Wirbel aus Staub und Dreck in sich zusammenfiel.
»Besser«, nickte die alte Enke zufrieden und klopfte sich die Hände ab.
»Ja«, meinte Serafine und besah sich kopfschüttelnd das Mosaik zu unseren Füßen, das zwei mystische Ungeheuer im Kampf um eine Jungfrau zeigte. »Viel besser.«
Mittlerweile war es Abend geworden, und jetzt offenbarte sich die ganze Magie dieses Ortes, dort, wo kein Staub auf dem Mosaik gelegen hatte, begann es jetzt sanft zu leuchten und zeigte so auch unsere Fußspuren im Staub.
»Es ist fast hell genug, um zu lesen«, stellte Serafine beeindruckt fest. »Ist es Magie?«
Die alte Enke schüttelte den Kopf. »Wenn, dann eine Art, die mir nicht bekannt ist.«
»Es ist zauberhaft«, meinte Serafine entzückt.
»Ich will euch den Zauber nicht verderben«, meldete sich Varosch zu Wort, der zusammen mit Zokora an der Glaswand stand und dort, wo die Dornenranken die Sicht nicht versperrten, Ausschau hielt. »Aber das hier solltet ihr euch anschauen.«
»Deshalb war es mir so wichtig, diesen Ort vor Sonnenuntergang zu erreichen«, teilte uns Zokora mit und wies mit einer nachlässigen Geste auf die Bestie, die geduckt die mit Trümmern übersäte breite Straße heraufkam. »Die meisten dieser Bestien scheinen bei Nacht zu jagen.«
»Götter«, entfuhr es mir. »Was ist das?«
»Es sieht aus wie ein Hund«, stellte Serafine fest. »Nur dass er Panzerplatten trägt, wo ein Fell sein müsste.«
»… und er etwas zu groß geraten ist … das Vieh ist nicht viel kleiner als mein Pferd«, meinte Enke. »Ich …«
Doch bevor sie weitersprechen konnte, hörten wir durch die dicke Glaswand ein Grollen, das eine namenlose Angst auslöste, eine Angst vor etwas, das ich selbst nicht kannte, aber tief in meinen Knochen saß.
Der Riesenhund, oder was auch immer er sein mochte, hatte die Gefahr gerochen, er sprang zur Seite weg und wirbelte herum, um sich seinem Feind zu stellen.
»Sechs Beine und Reißzähne wie eine Sandkatze«, stellte Serafine atemlos fest. »Nur dass auch dieses Ungeheuer Panzer trägt …«
Die Sandkatzen Bessareins galten den Bewohnern des Landes als heilig, man sagte den scheuen Wesen nach, sie wären intelligent und weiser als ein Mensch, es gab Geschichten davon, dass sie Wanderern in Not geholfen hatten, und andere darüber, dass sie gnadenlose Jäger wären, die den bis zu einem Ende jagten, der ihnen Schaden zufügte. Andere sagten, es wären Gestaltenwandler, Sendboten alter, vergessener Götter, die sich in menschlicher Form unter die Sterblichen mischen konnten, wenn es ihnen danach verlangte.
Armin hatte mir damit in den Ohren gelegen, und seine Begeisterung für diese Wesen war mehr als deutlich zu erkennen gewesen.
Doch der Anblick dieses Wesens hätte auch meinen tapferen Freund schreiend davonlaufen lassen, nichts Heiliges, Majestätisches war an diesem Ungeheuer, das noch vier Handbreit
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