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Die Feuer von Eden

Titel: Die Feuer von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schoß: Habe ich das gesagt?
    Paul runzelte die Stirn. »Kamapua’a ist Teil unserer Religion, Eleanor. Er ist eine ebenso bedeutende Macht wie Pele.«
    »Möglich«, erwiderte Eleanor, »aber außerdem ist er auch ein Vergewaltiger. Und ein Schwein.« Sie holte tief Luft. »Wenn Pele ihn davon abhalten soll, alle Menschen an dieser Küste abzuschlachten, dann müssen wir die haole -Geister befreien, damit sie handeln kann.«
    »Hat Molly Kewalu Ihnen das erzählt?« fragte Paul.
    »Ja«, erklärte Eleanor. »Nein.« Sie runzelte die Stirn und rieb sich die Braue. »Es fällt mir schwer, mich zu erinnern, was genau sie gesagt hat.« Sie blickte wieder hoch und fuhr fort: »Aber wir müssen bald dort hinunter. Und Sie müssen mitkommen, Paul.«
    »Ich werde mitkommen, Nell«, sagte Cordie leise. Eleanor legte ihre Hand auf den Arm der anderen Frau. »Vielen Dank. Aber es müssen ein Mann und eine Frau sein. Du hast Tante Kidders Tagebuch gelesen.«
    Cordie schnitt eine Grimasse. »Vielleicht gilt das heutzutage nicht mehr.«
    »Nein«, erklärte Eleanor. »Ein Mann und eine Frau. Paul... Sie haben das Ganze angefangen. Werden Sie mitkommen?«
    Der Kurator saß lange schweigend da. Cordie konnte weit über ihnen die Palmwedel rascheln hören. Jenseits der Big Hale zuckten Blitze. »Ja«, sagte er schließlich. »Aber nicht heute nacht. Das würde den sicheren Tod bedeuten. Beim ersten Tageslicht.«
    Eleanor seufzte, auch wenn sie selbst nicht sicher war, ob aus Frustration oder Erleichterung. »In Ordnung.«
    »Gut, das wäre abgemacht«, sagte Cordie. »Jetzt habe ich einen Vorschlag zu machen.«
    Die beiden anderen lauschten.
    »Wenn dies einer dieser blöden Filme wäre, die meine Jungs immer geguckt haben«, fuhr sie fort, »dann würden wir jetzt alle getrennte Wege gehen, und das Monster oder der Kerl mit der Eishockeymaske würde sich uns einen nach dem anderen schnappen. Das ist die Stelle, wo ich immer anfange, das Monster anzufeuern, weil es schlauer ist als die Guten. Versteht ihr, worauf ich hinauswill?«
    »Ich stimme zu«, erklärte Paul. »Heute nacht wird es hier hoch hergehen. Wir sollten zusammenbleiben.«
    »Oder abhauen«, sagte Cordie. »Ich habe den Jeep gemopst. Wir könnten auf dem Highway die dreißig Meilen bis zum Mauna Kea oder zum Kona Village oder zum Mauna Lani fahren und uns vor die Glotze hocken, bis die Sonne aufgeht.«
    »Nein«, meldete sich Eleanor zu Wort. »Mike hat gesagt, daß sie dieses Hotel vermutlich morgen früh evakuieren werden. Wenn sie es getan haben, bevor wir zurückkommen, kommen wir nie mehr in die Unterwelt.«
    »Mann«, murmelte Cordie. »Das wäre ja schrecklich.«
    Eleanor starrte ihre Freundin an. »Du hast Tante Kidders Tagebuch gelesen. Du weißt, wie wichtig es ist.«
    »Ja ja«, erwiderte Cordie. »In Ordnung. Aber wir bleiben zusammen. Ich würde vorschlagen, daß wir die Beine in die Hand nehmen, zur Westtreppe laufen, rauf in meine Suite, die Sturmlampen anzünden, die Türen und Fenster verriegeln und Poker spielen, bis der Morgen graut.«
    »Ich bin dafür«, sagte Eleanor. »Aber zuerst muß ich zu meiner hale zurück.«
    Nun war es an Cordie, ihre Freundin anzustarren.
    »Warum?«
    »Ich habe Tante Kidders Tagebuch dort liegenlassen.«
    Cordie trommelte auf das Lenkrad. »Scheiße. Okay, aber wir fahren gleich hin. Und wir fahren gemeinsam. Und wir kommen gemeinsam hierher zurück.«
    Die anderen beiden nickten, und Cordie fuhr am Eingang der Big Hale vorbei, den Lieferantenweg entlang der Südfassade hinunter und dann auf den Gartenweg. Der Jeep nahm die gesamte Breite des gepflasterten Wegs ein, aber Cordie bremste nicht auf unter dreißig Meilen pro Stunde ab, als sie an der Shipwreck-Bar vorbeischleuderten und mit Vollgas zu den hales brausten. Die Scheinwerfer beleuchteten dichtstehende Sträucher und Büsche. Es begann zu regnen. Das Bikini-Top des Jeep schützte die beiden Frauen, aber Paul mußte sich nach vorn beugen, um nicht gänzlich von den sturzbachartigen Wassermassen durchnäßt zu werden.
    Als sie Eleanors hale erreichten, brachte Cordie den Jeep mit quietschenden Reifen zum Stehen und verkündete: »Paul, Sie setzen sich ans Steuer. Nell und ich könnten es eilig haben, wenn wir wieder rauskommen.« Sie sprang aus dem Wagen und holte mit einem Griff den Revolver und eine Taschenlampe aus ihrer Strohtasche.
    »Cordie, du mußt nicht...«
    »Halt den Mund, Nell«, gab Cordie zurück. Sie schwenkte den Lichtkegel der Taschenlampe

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