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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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seine Arme schließen würde. Aber natürlich wusste sie, dass diese Hoffnung vergeblich war. Das Ruinenfeld lag verlassen, ein Friedhof längst vergangener Zeiten. Menschen waren weit und breit nicht zu sehen.
    Und nicht nur das.
    Je weiter sie sich der Säule näherten, desto deutlicher wurde, dass sich dort auch kein Grabungscamp befand – nicht einmal eines, das verlassen worden war. Weder waren Spuren eines Lagers zu erkennen, noch konnte Sarah Schächte im Boden ausmachen oder andere Indizien, die darauf hindeuteten, dass Ausgrabungsarbeiten abgehalten und überstürzt abgebrochen worden waren. Und ohne dass sie es verhindern konnte, überkamen auch sie Zweifel …
    »Was soll das?«, erkundigte sie sich forschend bei Ali Bey. »Warum haben Sie uns hierhergeführt? Ich kann weit und breit nichts von einer Ausgrabung sehen.«
    »Geduld«, verlangte der Händler gelassen.
    »Aber die Säule …«
    »Ich habe nichts von der Säule gesagt, Lady Kincaid. Das war Ihre Annahme.«
    Dem konnte Sarah nicht widersprechen. Sie schwieg und beschloss, ihrem Führer noch eine Chance zu geben – allerdings würde sie ihn scharf im Auge behalten. Als die Säule des Gnaeus Pompeius nur noch an die fünfzig Yards entfernt war, änderte Ali Bey plötzlich die Marschrichtung und ging auf eine Ansammlung von Trümmern zu, die in einiger Entfernung im Sand lagen.
    Und diesmal fand Sarah, wonach sie suchte.
    Auf den ersten Blick waren die khakifarbenen Militärzelte kaum zu erkennen, zumal einige von ihnen eingestürzt und die Planen halb von Sand bedeckt waren. Aber es war klar ersichtlich, dass sich dort noch bis vor kurzem ein Lager befunden hatte – das Lager einer archäologischen Expedition …
    »Vater«, stieß Sarah leise hervor, und obwohl sie wusste, dass es töricht war, beschleunigte sie ihren Schritt und begann zu laufen.
    »Lady Kincaid, nicht!«, rief Ali Bey ihr warnend zu, aber Sarah hörte nicht auf ihn.
    Ihre weiten Kleider waren ihr hinderlich, und ihre Stiefel versanken bis zu den Knöcheln im Sand, aber sie rannte unbeirrt weiter, den Überresten des Lagers entgegen. Endlich würde sie Gewissheit bekommen, endlich auf Spuren stoßen, die …
    Das Erste, was Sarah wahrnahm, war der Geruch, den der laue Nachtwind vom Lager herübertrug und der so beißend war, dass sie das Gefühl hatte, gegen ein unsichtbares Hindernis zu stoßen.
    Nur der widerwärtige Odem der Verwesung konnte für solch unerträglichen Gestank sorgen …
    Die Erkenntnis war für Sarah ein Schock, aber sie lief trotzdem weiter, konnte ihren Beinen nicht mehr Einhalt gebieten. In banger Erwartung erreichte sie das Lager – und musste das Tuch ihres Burnus auf Mund und Nase pressen, um von dem scheußlichen, alles durchdringenden Geruch nicht niedergerungen zu werden. Wohin sie auch blickte, sah sie Zerstörung.
    Nur wenige Zelte standen noch; die meisten waren niedergerissen, von den Planen nur verbrannte Fetzen übrig. Der Sand war von Unrat übersät, der darauf schließen ließ, was sich hier abgespielt hatte: die Trümmer einer Holzkiste, ein abgebrochener Spaten, eine zerbrochene Laterne, ein zerschlagenes Feldbett. Allem Anschein nach war das Lager überfallen und völlig zerstört worden …
    … aber wo waren seine Bewohner?
    Mit dem Fuß stieß Sarah auf etwas, das vor ihr im Sand lag und halb verschüttet war. Sie bückte sich und griff danach, fasste den ledernen Rücken eines Buches. Sie musste mit einiger Kraft daran zerren, um es dem Sand zu entwinden, dann betrachtete sie im Lichtschein des Mondes ihren Fund.
    Es war ein Notizbuch, von dem allerdings wenig mehr als der Rücken übrig geblieben war – der Rest war schwarz verbrannt und zerfiel in Sarahs Händen. Asche rieselte herab und fiel zu Boden – und mit schreckgeweiteten Augen erblickte Sarah eine verkohlte Hand, die zur grotesken Klaue geformt aus dem Sand ragte.
    Ein Ausruf des Entsetzens entrang sich ihrer Kehle.
    Sie prallte zurück, machte ein, zwei Schritte, ehe sie erneut gegen ein Hindernis stieß. Sie ruderte mit den Armen, verlor jedoch das Gleichgewicht und fiel – in eines der wenigen Zelte, die noch standen. Der vom Sand zersetzte Stoff zerriss unter ihrem Gewicht, und Sarah stürzte ins Innere. Sie landete weich und warf sich herum, wollte sich wieder auf die Beine raffen – als sie in zwei leere Augenhöhlen blickte.
    Der Tote lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite gedreht. Was er am Leib trug, waren die Überreste eines Tropenanzugs. An den Knochen

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