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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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Erhebungen unter ihrem Kopf und ihren Füßen waren sicher die Hinterräder. Sie erinnerte sich vage, dass man die Rückbank eines Dodge Caravan herausnehmen konnte und dass es dafür verschiedene Hebel gab. Wahrscheinlich waren andere Minivans ganz ähnlich ausgestattet. Was erklärte, warum die Entführer die Ladefläche so gut ausgepolstert hatten. Sie wollten nicht, dass sie sich an einem der Hebel ein Auge ausstach oder einen anderen Körperteil durchbohrte.
    Ihre Gedanken glitten in einen surrealistischen Tagtraum ab, in dem auf Pfählen aufgespießte Augäpfel eine Rolle spielten, und es dauerte eine Weile, bis sie es geschafft hatte, sie wieder einzufangen. Was hatte sie getan, bevor ihre Gedanken in ein Fantasieland abgedriftet waren? Ach ja – sie hatte versucht, einen Hebel zu finden. Summer tastete mit ihren zusammengebunden Händen herum und unterdrückte einen triumphierenden Schrei, als sie etwas spürte. Und nun? Während sie die Augen zumachte und dem gleichmäßigen Verkehrsrauschen lauschte, versuchte sie sich zu erinnern, warum sie den Hebel gesucht hatte.
    Dann fiel es ihr wieder ein. Sie wollte ihn als Haken benutzen. Die Kapuze war einfach ein schwarzes Tuch, das man ihr über den Kopf geworfen und mit einem Klettband zugebunden hatte. Der Verschluss hielt gut, aber er war nicht so fest, dass er sie zu ersticken drohte. Wenn man ihr die Hände vorn zusammengebunden hätte, hätte sie es sicher ohne Schwierigkeiten geschafft, sich die Kapuze herunterzureißen. Doch da ihre Hände auf den Rücken gefesselt waren, war das unmöglich. Aber sie konnte versuchen, ob sie nicht den Hebel hinten unter den Rand der Kapuze schieben und dann so lange zerren konnte, bis der Klettverschluss aufging, dann konnte sie die Kapuze abschütteln und schauen, wo sie war.
    Summer wand und krümmte sich, bis sie es geschafft hatte, den Hebel unter die Kapuze zu schieben. Sie ruckte ein paarmal mit dem Kopf und zuckte zusammen, als sie sich dabei ein Büschel Haare ausriss, dann biss sie die Zähne zusammen und wiederholte die Prozedur, bis der Klettverschluss tatsächlich nachgab und das Tuch lose über ihrem Kopf hing. Triumphierend schüttelte sie so lange den Kopf, bis es ihr in den Schoß fiel.
    Sie konnte wieder sehen! Gott, die Welt sah wundervoll aus, obwohl es Nacht war. Ihr war noch nie aufgefallen, dass ein Highway so schön war. Gierig sog sie das Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos in sich hinein, die Straßenschilder, die Ausfahrt, die zu einer Tankstelle und einem Diner führte, der vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet war. Die Scheinwerfer des Vans erfassten ein Straßenschild. Savannah, 10 Meilen.
    Sie fuhren auf der Interstate 95 Richtung Süden, nach Savannah, Georgia. Summer atmete tief durch und presste die Lippen zusammen, um sich davon abzuhalten, vor Erleichterung laut aufzuschreien. Jetzt, da sie wusste, wo sie war, nahm die Welt wieder schärfere Konturen an.
    Nachdem sie sich durch eigene Kraft aus dem Land der Albträume in die reale Gegenwart zurückgebracht hatte, verlagerte sie ihre Aufmerksamkeit von der Straße auf das Fahrzeug, in dem sie fuhr. Es handelte sich tatsächlich um einen Minivan, und die graue Innenausstattung war mehr oder weniger genauso, wie sie es von der Fahrt im Dodge Caravan ihrer Freunde erinnerte. Es gab drei Sitzreihen mit vier Männern in den ersten beiden Reihen. Gott sei Dank war die letzte Reihe leer, sonst wären ihre Anstrengungen, sich die Kapuze vom Kopf zu zerren, ganz sicher bemerkt worden und zum Scheitern verurteilt gewesen. Der Mann, der neben dem Fahrer saß, war wach, aber die beiden Männer in der zweiten Reihe dösten. Summer sah bei keinem der Männer eine Waffe, aber da sie zu viert waren, brauchten sie auch keine. Ihre Fluchtchancen waren ohnehin gleich null.
    Es war in der Dunkelheit unmöglich, die Gesichter ihrer Entführer zu erkennen, mit Ausnahme des Beifahrers, dessen Profil von den Scheinwerfern der entgegenkommenden Autos erhellt wurde. Sie musterte ihn eingehend, bis er sich plötzlich umdrehte, ganz so, als ob er ihren Blick auf sich gespürt hätte.
    Summer duckte sich blitzartig, und dabei wurde ihr klar, dass es ausgesprochen gefährlich gewesen war, sich der Kapuze zu entledigen. Wenn die Kidnapper merkten, dass sie ihre Gesichter gesehen hatte, würde sie diese Fahrt nicht lebend überstehen, und noch viel weniger würde man sie freilassen und damit das Risiko eingehen, dass sie dem FBI eine Beschreibung von ihnen

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