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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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darin, dass Summer gefunden wurde, ohne dass er sich im Gegenzug dazu seinen Feinden selbst ausliefern müsste.
    “Das wäre nur fair, Herr Direktor, nachdem sich mein Mandant so kooperationsbereit gezeigt hat.” Goulart breitete in einer flehenden Gebärde die Hände aus. Er versteht es wirklich gut, Anteilnahme vorzutäuschen, dachte Joseph erbittert.
    “Ich bin mir sehr sicher, dass er uns nicht einmal einen Bruchteil dessen, was er weiß, erzählt hat”, sagte Julian Stein. “Und da das so ist, wird das Verfahren gegen Dr. Malone für den Fall, dass das FBI Miss Shepherd findet, noch bevor der Austausch stattfindet, erst nach sehr sorgfältiger Überprüfung eingestellt werden.”
    “Herr Direktor, ich erhebe Einspruch. Bestimmt können Sie sehen, dass mein Klient ein ebenso unschuldiges Opfer ist wie Miss Shepherd …”
    “Das ist gut möglich”, sagte Julian Stein trocken. Dann stand er auf und händigte seinem schweigenden Assistenten einen dünnen Papierstapel aus. “Tun Sie das zu den offiziellen Unterlagen dieses Treffens, Wallace, und sagen Sie dem Piloten, dass ich auf dem Weg bin. Gentlemen, wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich muss nach Washington zurück.”
    Der Gefängnisdirektor, der alles andere als glücklich dreinschaute, stand auf. “Nur noch einen Moment, Herr Direktor. Ich muss genau wissen, wie wir bei der Entlassung von Dr. Malone vorgehen wollen. Damit uns keine Verfahrensfehler unterlaufen.”
    “Agent Wallace wird mit Ihnen in Verbindung bleiben. Und keine Sorge. Es wird für jedermann offensichtlich sein, dass die Verantwortung für Joseph Malones Entlassung ganz allein bei mir liegt. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie alle daran erinnern, dass unser Gespräch von heute streng vertraulich ist. Mr. Goulart, Sie verstehen sicher, dass jedes Wort darüber – egal wie beiläufig – Ihre Schweigepflicht verletzt. Dr. Malone, von Ihnen erwarte ich, dass Sie, bevor Sie in Ihre Zelle zurückkehren, ebenfalls eine solche Verpflichtung unterschreiben.”
    “Ich habe verstanden, Herr Direktor, und mein Mandant ebenfalls.”
    “Gut.” Stein ging schnell um den Tisch herum zur Tür und blieb auf dem Weg dorthin dicht vor Joseph stehen. “Ich mache nicht gern gemeinsame Sache mit Kriminellen, Malone. Richten Sie deshalb Ihren Freunden von der Gerechtigkeitsliga etwas von mir aus. Sagen Sie ihnen, dass ich sie finden werde. Und wenn ich sie finde, werde ich sie lebenslänglich hinter Gitter bringen. Und Sie auch, wenn ich herausfinde, dass Sie mit diesen Leuten unter einer Decke stecken.”
    Joseph hoffte nichts sehnlicher, als dass der FBI-Direktor seine Drohung wahr machte. Leider bezweifelte er es. Und was ihn selbst anbelangte, so konnte ihn die Drohung, noch länger im Gefängnis sitzen zu müssen, nicht schrecken.
    Er rechnete damit, längst tot zu sein, noch lange bevor irgendwer gefunden wurde, der in Summers Entführung verwickelt war. Er hatte es aufgegeben, seine eigene Haut retten, geschweige denn, die Welt von ihrem Übel erlösen zu wollen. Im Augenblick konnte er nur noch hoffen, Summers Ermordung zu verhindern, indem er bereit war, sich in die Hände seiner Feinde zu begeben.
    Doch selbst das war alles andere als sicher.

7. KAPITEL
    A ngesichts der Stille in Verbindung mit der Dunkelheit hatte Summer längst ihr Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht, ob es Tag war oder Nacht und noch viel weniger, wie viele Tage seit ihrer Entführung vergangen waren. Zuweilen ging ihr vage durch den Kopf, dass sie eigentlich Angst haben müsste, aber sie hatte keine. So vollkommen abgeschnitten von den elementarsten Formen menschlichen Bewusstseins, hatte sie sowohl die Fähigkeit zu fühlen wie auch die, logisch zu denken, verloren. Ihre Welt war auf ein nur von Albträumen unterbrochenes Fegefeuer aus Schmerz und Durst zusammengeschrumpft.
    Ihr kam es so vor, als wäre sie schon immer eine Gefangene gewesen. Über ihrem sonntäglichen Gang über das Universitätsgelände lag längst der verblasste Glanz sehr alter Erinnerungen. Die Aufnahme des Videobandes schien bereits vor Monaten stattgefunden zu haben, obwohl Summer in den kurzen Momenten, in denen sie klar denken konnte, begriff, dass sie nicht mehr leben würde, wenn nicht erst ein paar Tage vergangen wären.
    Als sie wieder kamen, um sie loszubinden und auf die Füße zu zerren, war sie viel zu apathisch, um auch nur den geringsten Widerstand zu leisten. Nachdem man ihr ihre Fußfesseln durchgeschnitten hatte,

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