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Die Formel der Macht

Die Formel der Macht

Titel: Die Formel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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dazu zu bringen, sein Leben unter einem veränderten Blickwinkel zu betrachten, als wenn man ihn ein paar Wochen lang einsperrt. Ich schätze, ich sehe die Dinge inzwischen genauso wie du, Alonzo. Wenn sich Fernando schon nicht gegen dich wehren konnte, so kann ich es erst recht nicht.”
    “Idealisten geben ihre Träume normalerweise nicht so leicht auf.”
    “Ich bin Wissenschaftler, kein Träumer. Ich bin nicht bereit zu sterben, und letzten Endes verhält es sich mit meinem neuen Medikament wie mit allem anderen auf der Welt, schätze ich. Es ist nicht dazu da, Leben zu retten, sondern um Profit zu erwirtschaften. Und ich habe mich eben entschieden, mir meinen Anteil zu nehmen.”
    Alonzo lächelte zufrieden. “Jetzt redest du vernünftig, Joe. Ich wusste, dass du früher oder später zur Vernunft kommst. Am Ende dreht sich doch alles immer nur ums Geld.”

12. KAPITEL
    P asswort eingeben.
    Summer starrte nun schon seit mehr als einer Stunde auf denselben blöden Befehl. Sie hatte mindestens fünfzig Namen, Worte und Zahlenkombinationen eingegeben, aber bis jetzt hatte sie außer einem flackernden Bildschirm und der ärgerlichen Botschaft, dass das Passwort falsch war, nichts erreicht.
    Zu frustriert, um am Schreibtisch sitzen zu bleiben, stand sie auf und wanderte durch die Wohnung, wobei sie versuchte, Joes Gedankengänge nachzuvollziehen. Er hatte ihr die CD zugeschickt, was den logischen Schluss nahelegte, dass er ihr eine Information zukommen lassen wollte. Da er sich jedoch die Mühe gemacht hatte, sie zu verschlüsseln, würde er als Passwort nichts so Offensichtliches wie zum Beispiel ihren Namen oder sein Geburtsdatum gewählt haben. Deshalb hatte er wahrscheinlich etwas genommen, was nur sie beide wussten. Aber was bloß, um Himmels willen? Sie hatte bereits sämtliche Namen ihrer gemeinsamen Freunde an der Stanford University durchprobiert. Sie hatte es mit Stanford versucht, weil sie sich dort kennengelernt hatten. Sie hatte Frosch und Prinz und Prinzessin probiert, weil sie vor drei oder vier Jahren einen ganzen Sommer damit verbracht hatten, Froschwitze zu sammeln und sich per E-Mail zuzuschicken. Sie hatte es mit Shakespeare, Romeo und Julia versucht, weil sie an dem ersten Abend, an dem sie zusammen ausgegangen waren, eine komisch-schreckliche studentische Produktion des Stückes gesehen hatten. Sie hatte es sogar mit Pereira probiert, in der Hoffnung, dass dies das Zauberwort war, um Zugang zu den Daten der CD zu erhalten. Doch alles war vergebens.
    Das Problem war, dass sie und Joe so viele gemeinsame Erinnerungen hatten, dass es schwerfiel, die Skala der Möglichkeiten einzugrenzen. Summer setzte sich auf ihr Bett und starrte in der Hoffnung auf Inspiration blind zum Fenster hinaus. Vielleicht ging sie in ihrer gemeinsamen Vergangenheit ja zu weit zurück. Sie und Joe waren seit mehr als einem Jahrzehnt eng befreundet, aber vielleicht hatte er sich ja für etwas entschieden, das noch nicht so lange zurücklag. Im vergangenen Herbst waren sie zum letzten Mal zusammen gewesen, und ihre Erinnerungen an ihre gemeinsame Reise durch Brasilien waren noch ganz frisch, angefangen von dem aufregenden brasilianischen Nachtleben bis hin zu der wildexotischen Pracht des Regenwaldes.
    Tatsächlich waren manche ihrer Erinnerungen von der ausgedehnten Reise nicht nur frisch, sondern ausgesprochen schmerzlich. Summer schüttelte den Kopf und zuckte innerlich zusammen, als sie sich das Debakel der Nacht in Erinnerung rief, in der sie und Joe beschlossen hatten, mit dem zwölf Jahre alten Muster ihrer Freundschaft zu brechen und miteinander ins Bett zu gehen. Es war ein so katastrophales Experiment gewesen, dass es sich in allen Einzelheiten in ihre Erinnerung eingebrannt hatte, ebenso wie in Joes vermutlich auch.
    Im Nachhinein konnte sie ganz genau sehen, wie sie sich selbst in die Falle gegangen waren, indem sie versucht hatten, aus der Rolle von Freunden in die Rolle von Geliebten zu schlüpfen. Sie hatten beide den Wunsch zu heiraten und Kinder zu bekommen, und sie hatten beide gerade eine Beziehung hinter sich gehabt, die nicht funktioniert hatte. Erschwerend kam noch hinzu, dass sie in einem der schönsten Hotels von Rio abgestiegen waren, wo sie sich wie schon oft in der Vergangenheit ein Zimmer geteilt hatten.
    Sie hatten zum Abendessen eine Flasche Wein getrunken und waren dann lachend und herumalbernd nach oben in ihr Zimmer gegangen, zufrieden mit sich und der Welt. Dann waren sie, leicht

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