Die Formel der Macht
Zukunft noch entdeckst?”
Gott mochte ihm gnädig sein, aber Joe entdeckte, dass er ernsthaft in Versuchung war, auf Alonzos Angebot einzugehen. Wenn er sich nicht zur Zusammenarbeit bereit erklärte, würde er sterben. Darüber machte er sich keine Illusionen. Wäre es wirklich so verwerflich, sein eigenes Leben und das Leben Hunderttausender anderer Menschen überall auf der Welt zu retten, indem er mit Alonzo zusammenarbeitete? Natürlich war die Gefahr groß, dass er kooperieren und Alonzo ihn entgegen seiner Zusage dann trotzdem töten würde. Aber aus der Sicht der Millionen Aidskranken auf der Welt war sein Tod ein relativ geringer Preis dafür, dass ein Medikament auf den Markt kam, das helfen würde, Leben zumindest zu verlängern. Und darauf, dass Alonzo auf die eine oder andere Weise dafür sorgen würde, konnte er sich fest verlassen. Dafür sorgte schon allein das Gewinnpotenzial, das in dem Medikament lag.
Alonzo beugte sich vor. “Wie ich sehe, beginnt dir langsam zu dämmern, dass ich kein Ungeheuer bin, Joe. Und um dich noch ein bisschen mehr zu ermutigen, meinen Vorschlägen zu folgen, habe ich eine Videoaufnahme dabei, die ich dir gern zeigen möchte.”
“Eine Videoaufnahme?”
“Ja. Von einer alten Freundin von dir. Summer Shepherd.”
“Was habt ihr mit Summer gemacht?” Joe packte Alonzos Arm. “Was habt ihr mit ihr angestellt? Mein Gott, wenn ihr ihr etwas angetan habt, dann schwöre ich dir, dass du mich unbesorgt auf der Stelle umbringen kannst, weil ich dir nicht einmal ein benutztes Papiertaschentuch geben würde, ganz zu schweigen von meiner Formel.”
“Es gibt keinen Grund, melodramatisch zu werden.” Alonzo öffnete den Aktenkoffer, den er mitgebracht hatte, und holte eine Videokassette heraus, die der einzige Gegenstand in dem Koffer gewesen zu sein schien. Er schob sie in den Videorekorder und drückte den Abspielknopf. “Ich würde nicht im Traum daran denken, dich umzubringen und damit sämtliche wertvollen Informationen zu zerstören, die in deinem Kopf sind.”
Eine unscharfe Aufnahme von Summer füllte den Bildschirm. Trotz der alles andere als perfekten Einstellung sah Joe, dass sie blass und erschöpft wirkte, aber so atemberaubend schön war wie immer. In seinem Hals steckte plötzlich ein Kloß. Wenn er jemals in seinem Leben für eine Frau Begehren empfinden könnte, dann wäre diese Frau Summer. Im letzten Herbst hatte er es sich sogar zwei Wochen gestattet, in Fantasien von Ehe und Familie zu schwelgen. Er hatte sich brennend gewünscht, die Kinder, die er mit Summer zeugen würde, zu sehen. Aber das Desaster jener Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, war der eindeutige Beleg, dass es dafür mehr brauchte als tief empfundene Zuneigung und ein herrliches Hotel an einem mondbeschienenen Strand.
Die Kamera folgte ihr, als sie, flankiert von zwei Männern, die offensichtlich dem Secret Service angehörten, in eine Limousine einstieg.
“Wann wurde das aufgenommen?”, stieß Joe zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
“Am vergangenen Mittwoch, in Washington. Und jetzt siehst du, wie sie wieder zum Haus ihres Vaters zurückgebracht wird. Das FBI hat sie den ganzen Tag ausgequetscht. Sie waren wirklich sehr misstrauisch, weißt du. Sie glauben, dass sie ihre eigene Entführung inszeniert hat, um dich aus dem Gefängnis freizupressen.”
Nur mit schier übermenschlicher Anstrengung gelang es Joe, sich keins der unzähligen Gefühle, die ihn überschwemmten, anmerken zu lassen. Er schaute zu, wie Summer, gefolgt von den Sicherheitsleuten, das Stadthaus ihres Vaters betrat. “Warum zeigst du mir das?”, fragte er, während der Bildschirm eine schärfere Aufnahme von Summer zeigte, wie sie wieder aus der Limousine ausstieg, diesmal vor dem New Yorker Apartmenthaus, in dem sie wohnte.
“Jetzt wird Summer nicht mehr vom Secret Service abgeschirmt”, sagte Alonzo. “Wie du siehst, ist sie wieder in Manhattan, und soweit ich weiß, plant sie, am Montag wieder ganz normal zur Arbeit zu gehen. Wir haben sie einmal ohne die geringsten Schwierigkeiten entführt. Dieser kleine Film sollte dich daran erinnern, dass wir es jederzeit wieder tun können. Um mit ihr zu machen, was wir wollen.”
“Was hättet ihr davon, wenn ihr sie tötet?”
“Zum einen könnten wir sicher sein, dass sie keine unangenehmen Fragen mehr stellt. Wir hören ihr Telefon ab, und das, was wir hören, gefällt uns ganz und gar nicht.”
“Wenn du Summer etwas antust, wirst
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