Die Foundation Trilogie
körperlicher Furcht fertigzuwerden.
Das hier war etwas anderes. Es war die andere Furcht.
Er warf einen schnellen Blick zu Channis hinüber. Der junge Mann betrachtete die Fingernägel der einen Hand und knibbelte gemächlich an einer unbedeutenden Unebenheit.
In Pritchers Innerem machte sich Empörung breit. Was hatte Channis von einer Manipulierung seiner Psyche zu befürchten?
Pritcher holte tief Luft und versuchte zurückzudenken. Wie war er gewesen, bevor das Maultier ihn, den zu allem
entschlossenen Demokraten, bekehrt hatte? Es war schwer, sich zu erinnern. Er konnte sein damaliges Ich nicht wiederfinden. Er konnte die Fesseln, die ihn emotional an das Maultier banden, nicht brechen. Sein Verstand sagte ihm, dass er einmal versucht hatte, das Maultier zu töten, aber so sehr er sich anstrengte, es gelang ihm nicht, sich zu vergegenwärtigen, was er dabei empfunden hatte. Das mochte freilich die Selbstverteidigung seines Gehirns sein, denn bei der Ãberlegung, was es für Gefühle gewesen sein mochten â ohne sich Einzelheiten vorzustellen, nur die allgemeine Richtung â, drehte sich ihm der Magen um.
Und wenn nun der Gouverneur an seinem Gehirn herumpfuschte?
Wenn die unstofflichen mentalen Fühler eines Angehörigen der Zweiten Foundation sich in die emotionalen Ritzen seiner Persönlichkeit tasteten und ihn auseinanderrissen und neu zusammensetzten?
Er hatte das erste Mal überhaupt nichts gespürt, keinen Schmerz, keinen innerlichen Ruck â nicht einmal ein Gefühl der Diskontinuität. Er hatte das Maultier immer geliebt. Wenn er vor langer Zeit â vor fünf kurzen Jahren â einmal geglaubt hatte, ihn nicht zu lieben, sondern zu hassen, dann war das nichts als eine schreckliche Sinnestäuschung gewesen. Der Gedanke an diese Sinnestäuschung brachte ihn in Verlegenheit.
Aber er hatte keinen Schmerz gespürt.
Würde sich das damalige Erlebnis bei dem Zusammentreffen mit dem Gouverneur wiederholen? Würde alles frühere Geschehen â sein Leben im Dienst des Maultiers, seine ganze Orientierung â sich dem nebelhaften Traum von dem anderen Leben, in dem das Wort »Demokratie« eine Rolle spielte, beigesellen? Würde das Maultier auch zum Traum werden und nichts bleiben als seine Treue zu Tazenda?
Er wandte sich scharf ab.
Er spürte den starken Drang, sich zu übergeben.
Und dann klang ihm Channisâ Stimme ins Ohr: »Ich glaube, das ist es, General.«
Pritcher drehte sich wieder um. Ein Ãltester hatte leise die Tür geöffnet und stand mit würdevoller, ruhiger Ehrerbietung auf der Schwelle.
Er sagte: »Seine Exzellenz, der Gouverneur von Rossem, eingesetzt von den Lords von Tazenda, erteilt Euch die Erlaubnis zu einer Audienz und bittet Euch, vor ihm zu erscheinen.«
»Na klar!« Channis zog mit einem Ruck seinen Gürtel fest und stülpte sich eine rossemitische Kapuze über den Kopf.
Pritchers Kiefer spannte sich. Jetzt begann das eigentliche Spiel.
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Der Gouverneur von Rossem war keine eindrucksvolle Erscheinung. Zunächst einmal war er barhäuptig, und sein schütter werdendes Haar â ein helles Braun, das ins Graue ging â gab ihm einen sanften Ausdruck. Er sah sie unter gesenkten Brauenwülsten an, und seine Augen in dem feinen Netzwerk der sie umgebenden Fältchen hatten einen beredten Ausdruck. Aber sein frisch rasiertes Kinn war weich und klein und, wenn man nach der Pseudowissenschaft der Charakterbestimmung aus der Knochenstruktur des Gesichts ging, »schwach«.
Pritcher mied die Augen und betrachtete das Kinn. Er wusste nicht, ob ihm das nützte â falls ihm überhaupt etwas nützen konnte.
Die Stimme des Gouverneurs klang hoch und gleichgültig. »Willkommen in Tazenda. Wir grüÃen Euch in Frieden. Ihr habt gegessen?« Seine Hand â lange Finger, hervortretende
Adern â wies in fast königlicher Geste auf den U-förmigen Tisch.
Sie verbeugten sich und setzten sich. Der Gouverneur saà an der äuÃeren Seite der Basis des Uâs, sie an der inneren. Entlang beiden Armen saà die Doppelreihe der schweigenden Ãltesten.
Der Gouverneur sprach in kurzen, abrupten Sätzen. Er pries das Essen als tazendischen Import â und es war tatsächlich anders, wenn vielleicht auch nicht besser, als die gröberen Speisen der Ãltesten. Er tadelte das
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