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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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reihenweise wegen Kleinigkeiten hinauswarf. Im letzten halben Jahr hatte Louise fünf verschiedene Zofen gehabt, und
     sie waren von Mal zu Mal schlechter, weil erstklassige Bedienstete sich den Wutanfällen des Hausherrn nicht aussetzen wollten.
     Nur wenige hatten eisern die Stellung gehalten wie Frederick und Dr.   Thurner. Thurner bekam auch regelmäßig sein Teil von der schlechten Laune des Hausherrn ab, aber er war ein wunderlicher Charakter,
     der an Streit, Bosheit und Beleidigungen sein Vergnügen hatte. Er grinste nur und schrieb seine Honorarnote aus.
    Louise schritt in die Halle hinunter. Dort stieß sie auf Emil. Offenbar hatte er bereits einen Morgenspaziergang gemacht,
     denn sein dunkelblauer Paletot mit dem roten Vorstoß dünstete Feuchtigkeit aus. Louise, die ihn nicht ausstehen konnte, musste
     zugeben, dass er ein anziehender Mann war, freilich ein wenig weichlich für einen höheren Offizier. Dass Emil gefällige Züge
     und einen gut gebauten Körper hatte, konnte sein Wesen nicht aufwiegen, welches ihr zutiefst missfiel. Und dieses Wesen drückte
     sich doch auch in seinem Äußerenaus, ließ sein Gesicht leer und kindisch erscheinen. Man wunderte sich, dass Raoul mit dem Oberleutnant einigermaßen gut ausgekommen
     war, obwohl der ganz nach seinem Vater geriet. Im Gegensatz zu seinem tüchtigen Onkel war Emil ein schwächlicher, aufgeblasener
     Mensch. Es fehlte ihm an Männlichkeit – und wo sollte er die auch herhaben, hatte Tante Hermine ihn doch von allem Anfang
     an zum Muttersöhnchen erzogen. Das Einzige, worin er wirklich gut war, waren Würfelspiel und Weiberaffären.
    Mit einer raschen Bewegung zog er unter dem blauen Umhang einen Packen Zeitungen hervor. »Man berichtet über Raouls Tod –
     in mehr oder weniger diskreter Weise.« Er warf die Zeitungen auf den Tisch. »Du kannst sie ja selbst lesen.«
    »Als ob ich nichts anderes zu tun hätte.«
    »Du würdest es aber sicher interessant finden, was die öffentliche Meinung von dir hält.« Dann verging ihm urplötzlich die
     Lust auf weitere Sticheleien, und er platzte heraus: »Was sollen wir jetzt bloß tun? Die Dienstboten murmeln und munkeln,
     ob sie ihre Stellungen behalten werden – und ob sie überhaupt hierbleiben wollen, in einem Haus, in dem solche skandalösen
     Ereignisse   …«
    Sie zuckte die Achseln, verzweifelt bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich vor ihrem Personal fürchtete. »Sie
     werden sich bald überlegen, ob sie in einem Haus bleiben wollen, in dem man sie nicht bezahlen kann. Raoul hat seine Angelegenheiten
     völlig ungeordnet hinterlassen. Seine Geschäftspapiere hat er verbrannt, niemand hat eine Kontovollmacht, mit seinem Anwalt
     hat er sich schon lange überworfen. Ich habe gerade noch das Geld in der Haushaltskasse. Und die Apotheke ist stillgelegt.
     – Hast du Frederick schon gesehen? Wo ist er?«
    »Ich dachte, das müsstest du wissen«, erwiderte er und verschwand um die Ecke.
    Sie stand reglos und blickte ihm nach. Also war die Neuigkeit schon bis zu ihren Verwandten gedrungen! Alle waren überzeugt,
     dass sie Frederick liebte, einschließlich Frederick selbst. Was sollte er denn anderes denken, wenn die Witwe seines Brotherrn
     ihn noch am Sterbetag bat, bei ihr zu schlafen? Und sie wusste genau, dass sie in nächster Zeit nicht die Kraft haben würde,
     ihm die Wahrheit zu gestehen: Dass sie nur den Trost eines Freundes gesucht hatte und die Leidenschaft eines Jünglings, nicht
     aber seine Liebe.
    Mit jäher, bitterer Selbstverachtung dachte sie: Ich habe ihn ausgenützt – habe mir von seiner Liebe genommen, was ich brauchte,
     den Rest kann er behalten.
    Der Packen Zeitungen, den Emil mitgebracht hatte, lag auf dem Tischchen, wartete darauf, dass sie eintauchte in die Flut von
     Schmutz, die darin über sie ausgegossen wurde. Wie ein Kind, das zwischen gespreizten Fingern hindurch in einen unheimlichen
     Winkel späht, ließ sie den Blick über die Zeitungen gleiten. Dann, beschämt über ihre eigene Feigheit, trug sie den Packen
     in den Salon, setzte sich nahe ans Feuer und blätterte hastig in den Verdammnisurteilen. Jeder Bericht, den sie las, fühlte
     sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Zorn und Verzweiflung durchdrangen sie gleichermaßen. Zwar fürchteten die Redakteure,
     sich Unannehmlichkeiten einzuhandeln, wenn sie offene Beschuldigungen erhoben, aber sie entwanden sich dieser Zwickmühle auf
     die bewährte Weise, indem sie »die üblen

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