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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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ist wirklich schön.“ Delia hat zwischen Roses Sachen einen Umschlag entdeckt. „Der ist von mir.“
    „Ja. Sie hat all Ihre Briefe aufbewahrt. Sie hat Sie sehr geliebt.“
    Minutenlang sitzen wir schweigend da, dann fragt Delia: „Und Sie haben den weiten Weg auf sich genommen, nur um mir die Sachen zu bringen?“
    „Ja. Dava hat mich darauf gebracht. Ich hatte kein Visum, also habe ich Roses Visum genommen. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.“
    „Natürlich nicht.“ Wieder wischt sie sich über die Augen und bringt ein schwaches Lächeln zustande. „Das ist sehr nett von Ihnen. Aber was werden Sie nun tun? Kehren Sie auf den Kontinent zurück, oder wollen Sie in England bleiben?“
    Ich zögere, da es mir unpassend erscheint, in dieser Situation von meinen Zukunftsplänen zu berichten. „Weder noch“, antworte ich schließlich und erzähle ihr dann doch von Paul.
    „Ein amerikanischer Soldat?“ Delias Augen leuchten für einen kurzen Moment auf. „Das ist ja unglaublich romantisch.“
    „In zwei Wochen kommt er nach London, und dann reisen wir gemeinsam nach Amerika.“
    „Und was wollen Sie bis dahin machen?“
    „Ich weiß nicht“, gestehe ich. Ich habe noch immer etwas von dem Geld, das Dava mir gegeben hat, aber das reicht niemals für zwei Wochen, nicht einmal für die schäbigste Absteige.
    „Dann bleiben Sie natürlich bei mir“, meint Delia entschieden, worauf ich sie überrascht ansehe. „Ich lebe ganz allein in diesem großen Haus. Ich kann Sie durch London führen und Ihnen die Stadt zeigen, bis Ihr Verlobter kommt.“
    „Aber ich möchte Ihnen keine Umstände bereiten …“ Noch während ich diesen Einwand ausspreche, spüre ich, wie mich der Komfort des Salons vereinnahmt.
    „Oh, keineswegs“, beteuert Delia. „Ich würde mich über etwas Gesellschaft sehr freuen. Außerdem könnten Sie mir von Rose erzählen. Das würde mir guttun.“
    „Danke, das ist sehr nett von Ihnen.“
    „Nein, ich muss mich bei Ihnen bedanken. Sagen Sie, wo ist Ihr Gepäck? Steht das noch draußen auf der Veranda, oder haben Sie es am Bahnhof in ein Fach geschlossen?“
    Ich verziehe den Mund, dann zeige ich auf meine kleine Tasche. „Das ist alles, was ich habe.“
    Für einen kurzen Moment lässt Delia Erstaunen durchblicken. „Ja, natürlich. Wie dumm von mir“, sagt sie dann und tätschelt meine Hand. „Machen Sie sich keine Gedanken, Sie sollen alles bekommen, was Sie brauchen. Charles?“ Der Butler steht so schnell in der Tür, als habe er nur darauf gewartet, gerufen zu werden. „Miss Marta ist eine Freundin meiner Nichte.“ Der Butler nickt, und an seiner betrübten Miene erkenne ich, dass er wohl unsere Unterhaltung mitangehört hat. „Sie wird eine Weile bei uns bleiben. Bringen Sie sie aufs Gästezimmer und gehen Sie sicher, dass es ihr an nichts fehlt.“ Dann wendet sie sich wieder an mich und drückt meine Hand. „Wir sprechen morgen früh weiter.“
    „Miss?“ Charles deutet auf die Tür. Ich stehe auf und folge ihm durch die Diele nach oben. Am Ende des Flurs schaltet er das Licht in einem Raum an, der sich als Schlafzimmer entpuppt. Ein großes schmiedeeisernes Bett steht an der einen Wand, die kornblumenblaue Tagesdecke passt farblich zu den Vorhängen. Gegenüber stehen ein großer Eichenschrank und eine Kommode, es riecht angenehm nach getrockneten Blumen und Gewürzen. Es ist das schönste Zimmer, das ich je gesehen habe. „Das Bad ist gleich nebenan“, erklärt Charles und zeigt auf eine Tür. „Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas benötigen.“
    „Das werde ich, vielen Dank.“ Als er gegangen ist, lasse ich mich auf das Bett sinken und versuche zu verstehen, was sich in den letzten Stunden ereignet hat. Ich bin in London angekommen, ich habe meinen Auftrag erfüllt und die Nachricht überbracht. Und jetzt habe ich sogar ein Dach über dem Kopf. Mit einem Mal fühle ich mich todmüde. Ich lege meine Kleidung ab und ziehe mein Nachthemd an, dann lege ich mich ins Bett. Meine Gedanken wandern zu Paul. Haben wir uns tatsächlich erst heute Morgen voneinander verabschiedet? Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, um wieder mit ihm in dem kleinen Hotelzimmer zu sein. Aber die Zeit lässt sich nun mal nicht zurückdrehen. Ich darf nicht zurückblicken, ich muss nach vorn sehen. Keine zwei Wochen, dann sehe ich Paul bereits wieder. Ich greife nach der Halskette und nehme seine Marken in die Hand. Wenig später fallen mir die Augen zu, ich sinke in

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