Die Frau des Praesidenten - Roman
mich
so
sehr, dich kennenzulernen!«, rief sie aus. Wie Charlie dehnte sie die Vokale, was irgendwie nach Südstaaten klang.
Nachdem sie sich aus unserer einseitigen Umarmung gelöst hatte, hielt sie weiterhin meine Oberarme umfasst und sah mich begeistert an. Sie hatte weißblonde, zu einem Pferdeschwanz gebundene Haare, große Vorderzähne und sonnengebräunte Haut; sie war hübsch, mir in diesem Augenblick körperlich jedoch eindeutig zu nah. »Ich habe von dem
schlüpfrigen
Gedicht gehört, das Arthur geschrieben hat, und ich bin
entsetzt
. Ich war mit dem Baby im Gin Rummy, aber wenn ich da gewesen wäre, hätte ich ihm das
niemals
erlaubt. Du musst uns für die
schändlichste
Familie auf der ganzen
Welt
halten.«
Daraufhin wurden ihre Augen immer größer, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie das Folgende kreischte: »Oh, du weißt noch nicht einmal, wer ich bin! Du meine Güte!« Sie fing an zu lachen und fasste sich mit einer Hand an die Brust. »Ich bin Jadey! Die Frau von Arthur! Jadey Blackwell! Oh, Alice, du musst meine schrecklichen Manieren entschuldigen.«
»Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen«, sagte ich mit einer mir vollkommen unbekannten Überschwänglichkeit in der Stimme. »Aber dein Mann hat vergessen, dass es da noch ein alternatives Ende für den Limerick gibt.« Sowohl das Wort
alternativ
als auch das Wort
Limerick
waren schwierig auszusprechen gewesen, und ich war stolz, dass ich sie gemeistert hatte. »Was er gesagt hat, war: ›Und ihr Popo liegt pupsend inMemphis.‹ Aber es kann auch heißen: ›Mit den Möpsen spielt heut jemand Tennis.‹ Wusstest du, dass du mit einem Plagiator verheiratet bist?«
Jadey kam noch dichter, betrachtete mich und flüsterte dann: »Oh, mein Gott, bist du etwa
betrunken
?« Ich schüttelte den Kopf, doch sie sagte: »Oh, das würde ich auch tun! Du musst ganz außer dir sein! Ich kann mir gut vorstellen, wie dieses Wochenende für dich sein muss. Sie quälen dich
so richtig
, oder? In meinem ersten Ehejahr stand ich durchgehend kurz davor, in Tränen auszubrechen, und ich bin mit den Blackwells
groß
geworden! Oh, ich hab sie
alle
gehasst, und nachdem mich Arthur dazu
überredet
hat, ihn zu heiraten, dachte ich mir: Bist du eigentlich verrückt, Jadey? Du hast doch genau
gewusst
, dass diese Familie aus einer Horde Rowdys besteht!«
War Jadey verrückt? Ich befand mich seit etwa einer Minute in ihrer Gesellschaft und hatte das Gefühl, diese Frage bereits treffsicher beantworten zu können.
»Bleib
genau hier
stehen«, sagte sie. »Ich hole Charlie. Armes Kind, bist voll wie eine Haubitze.«
Da ich tatsächlich betrunken war, machte es mir nichts aus, einfach nur dazustehen und nichts zu tun. Ich sah zu der silbernen Trophäe auf dem Kaminsims hinauf – sie war etwa dreißig Zentimeter groß –, und als Charlie, dicht gefolgt von Jadey, aus dem Speisesaal kam, hielt ich den Pokal im Arm und schielte auf ihn hinunter. »Wo steht denn dein Name?«, fragte ich Charlie, der sowohl amüsiert als auch beunruhigt wirkte.
»Das stellen wir schön wieder dorthin zurück, wo es hingehört, Langfinger.« Vorsichtig nahm er mir die Trophäe ab und stellte sie zurück auf den Kaminsims. Dann wandte er sich Jadey zu: »Erzähl Maj, Alice hätte das Gleiche, wie das Baby.«
Jadey schnitt eine Grimasse. »Blähungen, Chas?«
Er winkte ab. »Denk dir irgendwas aus. Ich bring sie zurück ins Itty-Bitty.«
Jadey legte mir ihre Hände rechts und links auf die Stelle, an der meine Schultern in den Hals übergehen; wie sie so vor mir stand, wirkte sie wie ein Mittelding aus einer Großmutter, die vorhat, einem in die Wangen zu kneifen, und einem Liebhaber,der sich für einen Kuss annähert. »Alice, wir werden
beste
Freundinnen«, sagte sie. Sie senkte die Stimme. »Mit Ginger und Nan hat man
keinen
Spaß. Sie meinen es gut, aber sie sind Miesmacher. Aber als ich von dir gehört habe« – sie sprach nun wieder lauter und auch schneller –, »da wusste ich es sofort. ›Jadey‹, hab ich zu mir gesagt, ›Alice klingt genau nach meinem Mädchen.‹«
Was hatte Jadey denn von mir gehört? Und wann – heute oder früher? – und von wem?
»Du scheinst ein ganz besonderer Mensch zu sein«, sagte ich, und Charlie brach in Lachen aus. Zu Jadey sagte er: »So ist sie sonst nie. Im Ernst, ich hab sie noch nie so gesehen.«
»Sie ist ein Schatz«, sagte Jadey und hielt uns die Tür nach draußen auf. »Lass sie nicht fallen, Chas.«
Der mit
Weitere Kostenlose Bücher