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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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dem Treffen?« Jadey sah mich entsetzt an. »Alice, das wird ein einziges Saufgelage, das weißt du. Triff bloß keine Entscheidungen, solange du da bist.«
    Ich wies auf den Weg vor uns. »Sollen wir noch ein Stück gehen?«
    Wir gingen weiter den asphaltierten Weg entlang, und Jadey sagte: »Warte mal, es ist sein zwanzigstes Jubiläum, oder? Meine Güte, Arthurs kleiner Bruder hat schon seit zwanzig Jahren seinen College-Abschluss. Wo sind all die Jahre geblieben?« In ihrer Stimme lag die übliche Dosis Exaltiertheit, aber darunter war auch ein Anklang von traurigem Ernst herauszuhören. »Alice«, sagte sie, »ihr beiden dürft euch nicht scheiden lassen, das geht einfach nicht.« Als ich nichts erwiderte, fügte sie hinzu: »Ich glaube nämlich nicht, dass ich es ohne dich durchhalte, eine Blackwell zu sein.«

 
    Am Dienstag waren Ella und ich gerade in der Küche, als Charlie von der Arbeit kam, und sobald ich ihn die Haustür aufschließen hörte, sagte ich zu ihr: »Ella, geh deinen Daddy begrüßen.« In den vierundzwanzig Stunden seit dem Besuchder Suttons waren Charlie und ich reserviert, aber nicht direkt feindselig miteinander umgegangen. Wir hatten den Tag über nicht telefoniert, was ungewöhnlich, aber nicht völlig neu war; er meldete sich zwar meistens im Laufe des Nachmittags, aber vielleicht war er zu sehr mit dem Brewers-Angebot beschäftigt gewesen. Ich hatte darüber nachgedacht, zur Feier des Tages irgendetwas Besonders vorzubereiten, vielleicht einen Kuchen in der Form eines Baseballs, aber die Ereignisse des Vortags hatten mich so sehr verletzt, dass ich mir die Mühe dann doch nicht machte.
    Ella jagte im Galopp davon und rief: »O liebster Vater, begrüße deine wundervolle und wunderschöne Tochter!«
    Genauso hatte ich es mir erhofft – dass ihre Überschwänglichkeit meinen Mangel an Enthusiasmus ausgleichen würde. Aber als Charlie die Küche betrat, wusste ich, noch bevor er ein Wort gesagt hatte, dass der Handel nicht zustande gekommen war. »Lloyd Reisman ist ein hinterfotziges Aas«, sagte er. Er lockerte seine Krawatte und setzte sich, und Ella kletterte sofort auf seinen Schoß und zog ihn an den Ohren. Auf seine Flüche, die seit Jahren nichts Neues mehr für sie waren, reagierte sie gar nicht.
    Charlie wehrte Ellas Hände ab. »Er versucht sich aus dem rauszuwinden, was er Langenbacher erzählt hat, und tischt uns irgendwelchen Mist darüber auf, wie viel wir vorab zu zahlen hätten. Alles Blödsinn.« Charlie schüttelte den Kopf. »Ich brauche einen Drink.«
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    »Ich bin kurz davor, ihm zu sagen, dass er sich verpissen soll. Wenn er glaubt, er kriegt ein besseres Angebot als unseres, irrt er sich gewaltig.«
    »Was sagen Zeke und Cliff dazu?«
    Charlie feixte. »Cliff ist dafür, sich für Reisman vornüberzubeugen und die Backen zu spreizen. Langenbacher meint, wir sollten ein paar Tage warten, ihn aushungern, aber mir passt es nicht, so was ungeklärt zu lassen. Er soll uns das gottverdammte Team verkaufen oder es bleibenlassen.«
    »Aber Reisman ist nicht derjenige, der den Abschluss hinauszögert,oder? Wenn er meint, ihr müsstet mehr vorstrecken, und Zeke Langenbacher sich weigert …«
    Charlie wedelte mit der Hand in einer Geste, die offenbar so viel heißen sollte wie
Diese Diskussion ist beendet
. »Wollt ihr Burger zum Abendessen?«
    »Sicher. Ich mache den Grill an, ja?«
    Ella antwortete mit einer Roboterstimme: »Ich möch-te keine Bur-ger bit-te, dan-ke.« Sie saß immer noch auf Charlies Schoß und piekste ihm mit einem Finger in die Nase. Merkte sie gar nicht, was für eine abgrundtief schlechte Laune er hatte, oder waren ihr die Launen ihres Vaters einfach nicht so wichtig und hatten sich ihren eigenen unterzuordnen? In solchen Momenten beneidete ich sie.
    »Hör auf jetzt«, sagt Charlie, und der Ella-Roboter antwortete: »Kann nicht auf-hör-en. Auf-hö-ren un-be-kannt. Un-ser Pla-net be-steht aus Zu-cker-wat-te, und wir tra-gen Schu-he auf den Oh-ren.«
    Charlie sah mich an. »Würdest du bitte was unternehmen?«
    »Ella, ich brauche deine Hilfe.« Ich streckte eine Hand aus, und Ella nahm sie und rutschte von Charlies Schoß herunter. Selbst als er und ich einander so nah waren, berührte ich ihn nicht, und er berührte mich auch nicht. Ich fühlte den Schatten meines Gesprächs mit Jadey über uns hinweggleiten wie ein Flugzeug an einem sonnigen Tag. Zu Ella sagte ich: »Würdest du bitte den Tisch decken?«
     
    Am

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