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Die Frau des Praesidenten - Roman

Die Frau des Praesidenten - Roman

Titel: Die Frau des Praesidenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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würde. Seit achtzehn Monaten durchlebten wir einen endlosen Taumel von skandierenden Menschenmassen mit rot-blauen Papptafeln, Wahlkampfberatern, Umfrageexperten und Reportern, von fliegenden Fahnen, Marschkapellen, Flugzeugen und Flughäfen und Hotels, Schulen und Country Fairs und Pflegeheimen. Manchmal war es schön, noch öfter anstrengend, und jetzt war es fast vorbei. Der Ballsaal des Hotels war für die Siegesfeier reserviert worden, und das machte mir wieder einmal bewusst, dass ich für die Politik einfach nicht geschaffen war: Wie entsetzlich peinlich musste es sein, eine Siegesfeier arrangiert zu haben, wenn der Sieg am Ende fehlte!
    Im Laufe der nächsten Stunden wurde es immer deutlicher, dass das Ergebnis letztendlich vom Wahlausgang in Florida abhängen würde – es war wie bei einem Baseballspiel, wo manchmal nach neun Innings alles nur noch auf einen einzigen Pitch ankommt. Um kurz vor sieben nach unserer Zeit, an der Ostküste um kurz vor acht, wurde bekanntgegeben, dass die fünfundzwanzig Wahlmännerstimmen des Staates Florida an Charlies Kontrahenten gehen würden. In der Suite wurde es ganz still, bis auf das Geschrei von Parker, dem drei Monate alten Sohn unserer Nichte Liza, der sich einfach nicht beruhigen lassen wollte. Alle sahen Charlie an oder bemühten sich krampfhaft, ihn nicht anzusehen – er saß auf einem der Sofas vor dem großen Fernseher zwischen Ella und Hank –, und es überraschte mich nicht, als Ella mir wenige Minuten später ins Ohr flüsterte: »Dad will nach Hause.«
    Harold, Priscilla, Hank und Debbie Bell waren die Einzigen,die mit uns in die Gouverneursvilla zurückfuhren. Als wir die Hotellobby durchquerten und in die Geländewagen stiegen, die uns nach Hause bringen sollten, sprach keiner von uns ein Wort mit den herandrängenden, Fragen rufenden Reportern, aber ich lächelte einigen von ihnen zu, denn inzwischen gab es nicht wenige in der Schar, die Charlie und ich gut kannten. Ohne dass wir sie dazu hätten auffordern müssen, folgten sie uns zur Gouverneursvilla, und es war klar, dass wir sie früher oder später hereinlassen mussten, dass Charlie noch vor Ablauf der Nacht gezwungen sein würde, mit ihnen zu sprechen.
    In der Villa versammelten wir uns im Wohnzimmer im ersten Stock, und ich hätte am liebsten vorgeschlagen, Scrabble oder Euchre zu spielen, aber wahrscheinlich gab es ohnehin nichts, das uns hätte ablenken können. Es schien, als sei die Persönlichkeit jedes Einzelnen von uns zugleich reduziert und verstärkt, als sei sie auf ihren wichtigsten Wesenszug heruntergekocht worden: Debbie Bell war zornig, Hank bestand immer noch darauf, Florida hätte unmöglich an Charlies Kontrahenten gehen können und das müsse ein Irrtum sein, Harold strahlte stoische Ruhe aus, Priscilla verachtete den Gegenkandidaten und alle seine unvernünftigen Wähler zutiefst, Ella umsorgte ihren Vater, ich war schweigsam, und Charlie war tief verletzt – kindlich gekränkt, wie es aussah. Er sprach weniger als alle anderen im Raum, und Priscilla sprach am meisten. »Dieser blasierte, scheinheilige Umwelthippie«, sagte sie, wann immer Charlies Kontrahent auf dem Bildschirm auftauchte. »Wenn das der Mann ist, den das amerikanische Volk zum Präsidenten gewählt hat, dann haben sie ihn auch verdient!« Ich glaube, Wahltage waren für Harold und Priscilla besonders erinnerungsträchtig und aufregend – wir saßen schließlich in derselben Gouverneursvilla, in der auch sie acht Jahre lang gewohnt hatten und in der Charlie einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte.
    Ich hatte ein Zimmermädchen gebeten, uns Erdnüsse und Popcorn hinzustellen, zwei Fernseher liefen – der im Fernsehschrank und noch ein zweiter, den wir hatten holen lassen, um mehr als einen Sender gleichzeitig sehen zu können, aber beideohne Ton –, und Charlie war gerade im Begriff, seinen Kontrahenten anzurufen und seine Niederlage einzugestehen, als sein Handy und Hanks und Debbies und Harolds alle zeitgleich zu klingeln anfingen. Drei Minuten später wurde in den Nachrichten verkündet, dass Florida wieder als noch unentschieden galt. Um halb zwei Uhr morgens lag Charlie in Florida um 100   000 Wählerstimmen vorn, und um halb vier war sein Vorsprung auf 2000 geschrumpft, wobei man annahm, dass die meisten der noch nicht ausgezählten Stimmen an den Kandidaten der Gegenpartei gehen würden. Als wir uns um kurz nach vier schlafen legten, war alles völlig offen. Das Einzige, worüber Einigkeit

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