Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
Vom Netzwerk:
Ausdruck«, sagte Vater Lambert in die Runde. »Viel eher sollte sich der alte Sack besser gleich nach einer anderen Braut umschauen. Alberts Weib wird er nur dann bekommen, wenn er sich eine blaue Kutte über den dicken Wanst streift und selbst ins Kloster der Beginen eintritt.«
    Die Männer fingen schallend an zu lachen. Ein jeder von ihnen hatte Grund, sich über den Lauf der Dinge zu freuen. Wie von selbst hatten sie zueinandergefunden und diesen Geheimbund gegründet. Der Hass auf mindestens ein Familienmitglied der von Holdenstedes verband sie alle miteinander, und so war der Weg zu ihrem niederträchtigen Plan nicht weit gewesen. Sie hatten nur auf eine passende Gelegenheit warten müssen – und jetzt war diese Zeit gekommen.
    Johannes vom Berge und seine Frau Heseke hatten den Anstoß zu alldem gegeben, indem sie die Erbfolge derer vom Berge zu sichern versuchten und der geschändeten Luburgis die Kinder von Albert von Holdenstede zuspielten.
    Vater Lambert hingegen verachtete Ragnhild, und sowieso alle Dänen, leidenschaftlich. Er konnte es nicht erwarten, diesen Schandfleck seiner Glaubensgemeinde endlich auszumerzen.
    Willekin von Horborg war zuletzt dazugestoßen. Sein Antrieb war Rache. Tatsächlich hasste er die ganze Familie von Holdenstede bereits so lange, dass er schon gar nicht mehr zu sagen vermochte, wann genau es begonnen hatte. Sein Wunsch nach Vergeltung gärte nun schon so viele Jahre in ihm, dass es zu seinem stillen Lebensinhalt geworden war, die von Holdenstedes einen nach dem anderen zu stürzen – besser noch, ihnen ganz den Garaus zu machen. Er hatte der Reihe nach begonnen und einen Teil seines persönlichen Rachefeldzugs schon vor einigen Jahren erledigt.
    Nachdem Conradus von Holdenstede damit gescheitert war, die Demütigung der aufgehobenen Verlobung zwischen Ingrid und Albert durch eine erhebliche Summe Silbermark sowie Geschick und Verhandlungskunst ungeschehen zu machen, hatte sich Willekin an ihm gerächt, indem er Conrad bei der Tötung seines Vaters behilflich gewesen war. Conrad hatte dies als Akt der Loyalität ihm gegenüber verstanden und Willekin daraufhin nur noch mehr Vertrauen geschenkt. Willekins Tarnung als vermeintlicher Freund war somit perfekt. Tatsächlich aber hatte er Conrad seine Freundschaft vom ersten Tag an bloß vorgespielt, um irgendwann ebenso Vergeltung an ihm üben zu können – genau wie zuvor an seinem Vater. Willekins Aufgabe in dem Geheimbund war es deshalb auch, Conrad auszuhorchen und sein Verhalten zu überwachen.
    Darüber hinaus hatte Willekin auch ein zusätzliches Interesse daran, sich an Ragnhild zu rächen. Schließlich hatte sie damals maßgeblich zur Nichteinhaltung des Eheversprechens beigetragen. Mit Genugtuung würde er zur Kenntnis nehmen, wenn sie in das Kloster der Beginen kam, wo seine Tochter schon auf sie wartete. Dort würde Ragnhild die Annehmlichkeiten einer Kaufmannsfrau nicht mehr genießen können, und Ingrid würde endlich ihre Rache nehmen können; wie auch immer sie das tun wollte.
    Erst vor Kurzem war Domina Heseke ins Kloster der Beginen gegangen, um mit Ingrid über die geschmiedeten Ränke zu sprechen. Dieser Teil des Plans, der nur sie selbst und Ingrid betraf, war auch allein Domina Hesekes Kopf entsprungen.
    Willekin musste gestehen, dass er erschrocken über die Skrupellosigkeit dieses Weibes war. In weiser Voraussicht riet er sich selbst, sich besser nicht allzu sehr in die Angelegenheiten der Frauen einzumischen.
    Neben Domina Heseke gab es allerdings noch eine weitere Person, vor der sich Willekin in Acht nehmen sollte. Es war seine eigene, zweite Ehefrau – Hildegard von Horborg. Zu seinem Bedauern hatte diese noch nie viel mit ihrer zänkischen Stieftochter anfangen können. In der kurzen Zeit des Zusammenwohnens vor Ingrids Eintritt ins Kloster hatte es ständig Streit zwischen ihnen gegeben. Willekin war sich sicher, dass Hildegard niemals etwas tun würde, was Ingrid zugutekam. Außerdem wusste er, dass ihr jede Art von Ränkespiel zuwider war, denn Hildegard war eine überaus fromme und gerechte Frau. Noch viel schlimmer war allerdings die Tatsache, dass sie eine gewisse Vertrautheit mit Ragnhild von Holdenstede zu verbinden schien. Schon des Öfteren hatte er die beiden Frauen vor der Kirche miteinander reden und scherzen sehen. Er musste also aufpassen, dass sein eigenes Weib von all dem Tun nichts mitbekam.
    Der Pfaffe riss Willekin aus seinen Gedanken. »Wann haben die berittenen Boten die

Weitere Kostenlose Bücher