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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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Werk mit auf, an dem ich gerade arbeite.«
    »In Ordnung«, sagt sie. »Und was ist Ihr Werk?«
    »Eine riesige Krähe aus Rosen, Haaren und Taglilienfasern.«
    »Huch. Ausgerechnet eine Krähe? Krähen bedeuten Unglück.«
    »Tatsächlich? Ich finde sie herrlich.«
    Mr DeTamble hebt eine Braue, und einen Moment sieht er aus wie Henry. »Sie haben eine sonderbare Vorstellung von Schönheit«, sagt er.
    Kimy steht auf, räumt unsere Salatteller ab und bringt eine Schüssel mit grünen Bohnen herein und eine dampfende Platte »Röstente mit Himbeeren und rosa Pfeffersauce«. Es schmeckt himmlisch. Mir wird klar, wo Henry kochen gelernt hat. »Was meinen Sie?«, fragt Kimy. »Einfach köstlich, Kimy«, sagt Mr DeTamble, und ich kann sein Lob nur bestätigen. »Vielleicht etwas weniger Zucker?«, fragt Henry. »Ja, ich finde auch«, gibt Kimy zu. »Aber sie ist wirklich zart«, sagt Henry, und Kimy grinst. Als ich nach meinem Weinglas greife, nickt Mr DeTamble mir zu und meint: »Annettes Ring steht Ihnen gut.«
    »Er ist wunderschön. Danke, dass ich ihn tragen darf.«
    »Mit diesem Ring und dem dazugehörigen Ehering ist eine lange Geschichte verbunden. Er wurde 1823 in Paris für meine Urururgroßmutter gemacht, sie hieß Jeanne. Meine Großmutter Yvette brachte ihn 1920 mit nach Amerika, und seit 1969, als Annette starb, hat er in einer Schublade gelegen. Es ist schön, ihn wieder bei Tageslicht zu sehen.«
    Ich betrachte den Ring und denke mir, Henrys Mom hat diesen Ring getragen, als sie starb. Ich sehe schnell zu Henry, den offenbar der gleiche Gedanke bewegt, dann zu Mr DeTamble, der seine Ente verspeist. »Erzählen Sie mir von Annette«, bitte ich Mr DeTamble.
    Er legt die Gabel hin, stützt die Ellbogen auf den Tisch, legt die Hände an die Stirn. Hinter den Händen späht er zu mir. »Nun, Henry hat ihnen doch sicher einiges erzählt.«
    »Ja. Ein bisschen. Ich bin mit ihren Platten aufgewachsen, meine Eltern sind Fans von ihr.«
    Mr DeTamble lächelt. »Ah. Na, dann wissen Sie ja, dass Annette die wundervollste Stimme hatte ... kräftig und rein, ein tolles Timbre, und dieser Umfang. Mit der Stimme brachte sie ihr Inneres zum Ausdruck, jedes Mal, wenn ich sie hörte, hatte ich das Gefühl, mein Leben ist mehr als bloße Biologie. Sie hatte ein gutes Ohr, sie erfasste Strukturen und konnte das Besondere an einem Musikstück, das nur so interpretiert werden durfte, genauestens analysieren. Annette war ein sehr emotionaler Mensch. Und diese Eigenschaft brachte sie auch bei anderen zum Vorschein.«
    Er macht eine Pause. Ich kann Mr DeTamble nicht ansehen, also schaue ich zu Henry. Er betrachtet seinen Vater mit einer solchen Traurigkeit, dass ich den Blick auf meinen Teller senke.
    Mr DeTamble sagt: »Aber Sie wollten etwas von Annette hören und nicht von mir. Sie war gut, und sie war eine große Künstlerin; es kommt nicht oft vor, dass man beides zusammen antrifft. Annette hat andere Menschen glücklich gemacht, und sie selbst war auch glücklich. Sie hatte Freude am Leben. Ich sah sie nur zweimal weinen: Einmal, als ich ihr diesen Ring schenkte, und das zweite Mal, als sie Henry zur Welt brachte.«
    Wieder eine Pause. Schließlich sage ich: »Sie waren sehr glücklich.«
    Er lächelt, schirmt das Gesicht noch immer mit den Händen ab. »Ja, das waren wir und waren es auch wieder nicht. Eben noch hatten wir alles, wovon wir träumen konnten, und im nächsten Moment lag sie zerfetzt auf der Schnellstraße.« Henry zuckt zusammen.
    »Aber finden Sie nicht«, beharre ich, »dass es besser ist, nur eine kurze Zeit sehr glücklich zu sein, auch wenn man dieses Glück verliert, als sein ganzes Leben nur einigermaßen über die Runden zu bringen?«
    Mr DeTamble mustert mich. Er nimmt die Hände vom Gesicht und starrt vor sich hin. Dann sagt er: »Genau das habe ich mich oft gefragt. Glauben Sie das?«
    Ich denke an meine Kindheit, an das viele Warten und Wundern, an die Freude, Henry über die Wiese gehen zu sehen, nachdem ich ihn Wochen oder Monate nicht gesehen hatte, und ich denke daran, wie es war, ihn zwei Jahre lang nicht zu sehen und ihn dann wieder zu finden, im Lesesaal der Newberry Bibliothek: Die Freude, ihn berühren zu können, der Luxus, zu wissen, wo er ist, zu wissen, er liebt mich. »Ja«, antworte ich. »Ja, das glaube ich.« Ich begegne Henrys Blick und muss lächeln.
    Mr DeTamble nickt. »Henry hat eine gute Wahl getroffen.« Kimy steht auf, um den Kaffee zu holen, und während sie in der Küche

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