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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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ist, fährt Mr DeTamble fort: »Er ist nicht darauf geeicht, Frieden in das Leben anderer zu bringen. Genau genommen ist er in vielerlei Hinsicht das Gegenteil seiner Mutter: unzuverlässig, sprunghaft und nur an sich selbst interessiert. Sagen Sie, Clare: Wieso um alles in der Welt will ein nettes Mädchen wie Sie Henry heiraten?«
    Alles im Raum scheint die Luft anzuhalten. Henry erstarrt, sagt aber nichts. Ich beuge mich vor, lächle Mr DeTamble an und sage völlig euphorisch, so als hätte er mich nach meiner liebsten Eissorte gefragt: »Weil er im Bett absolut spitze ist.« In der Küche bricht brüllendes Gelächter aus. Mr DeTamble blickt kurz zu Henry, der grinsend die Brauen hebt, und schließlich schmunzelt Mr DeTamble und sagt: »Touché, meine Liebe.«
    Später, nachdem wir unseren Kaffee getrunken und Kimys himmlische Mandeltorte verspeist haben, nachdem Kimy mir Fotos von Henry als Baby, Kleinkind, Highschool-Absolvent gezeigt hat (was ihm ungemein peinlich war), nachdem Kimy mir weitere Informationen über meine Familie entlockt hat (»Wie viele Zimmer? So viele! Hey, Kumpel, wieso hast du mir denn nicht gesagt, dass sie schön und reich ist?«), stehen wir alle an der Eingangstür, und ich danke Kimy für das Essen und wünsche Mr DeTamble eine gute Nacht.
    »War mir ein Vergnügen, Clare«, sagt er. »Aber Sie müssen mich Richard nennen.«
    »Danke... Richard.« Er hält meine Hand einen Moment lang, und in diesem Moment sehe ich ihn so, wie Annette ihn vor vielen Jahren gesehen haben muss - und dann ist es vorbei, er nickt verlegen zu Henry, der Kimy küsst, und wir gehen die Treppe hinunter in den Sommerabend. Mir ist, als wären wir vor Jahren hineingegangen.
    »Puuuh«, sagt Henry. »Allein schon als Zuschauer bin ich tausend Tode gestorben.«
    »War ich gut?«
    »Gut? Du warst brillant! Er vergöttert dich!«
    Hand in Hand schlendern wir die Straße entlang. Am Ende des Blocks ist ein Spielplatz, und ich renne zu den Schaukeln, setze mich auf eine, und Henry nimmt die neben mir, blickt in die entgegengesetzte Richtung, und wir schaukeln höher und höher, sausen aneinander vorbei, manchmal im Takt und dann wieder fliegen wir so schnell an uns vorbei, dass man meinen könnte, wir stoßen gleich zusammen, und wir lachen ohne Ende, nichts kann jemals traurig sein, keiner kann verloren gehen oder sterben oder weit weg sein: Im Moment sind wir hier, und nichts kann unsere Vollkommenheit stören, uns das Glück dieses herrlichen Augenblicks stehlen.
     
    Clare: Ich sitze allein an einem winzigen Fenstertischchen im Café Peregolisi, einem ehrwürdigen kleinen Rattenloch mit hervorragendem Kaffee. Eigentlich sollte ich für das Seminar >Die Geschichte des Groteskem, das ich in diesem Sommer belegt habe, ein Referat über Alice im Wunderland ausarbeiten, doch stattdessen träume ich vor mich hin, starre müßig auf die Einheimischen, die am frühen Abend auf der Halsted Street geschäftig umherwuseln. Ich komme nicht oft nach Boy’s Town. Aber ich dachte, ich könnte besser arbeiten, wenn ich irgendwo bin, wo keiner meiner Bekannten auf die Idee kommt, mich zu suchen. Henry ist verschwunden. Er ist nicht zu Hause und war heute nicht bei der Arbeit. Ich bemühe mich, mir deswegen keine Sorgen zu machen. Ich versuche, eine lässige und unbeschwerte Haltung an den Tag zu legen. Henry kann für sich selbst sorgen. Nur weil ich nicht weiß, wo er ist, heißt das noch lange nicht, dass etwas nicht stimmt. Wer weiß? Vielleicht ist er ja bei mir.
    Auf der anderen Straßenseite steht jemand und winkt. Ich kneife die Augen zusammen, sehe genauer hin und erkenne die kleine schwarze Frau, die zusammen mit Ingrid an dem Abend im Aragon war. Celia. Ich winke zurück, und sie kommt über die Straße. Plötzlich steht sie vor mir. Sie ist so klein, dass ihr Gesicht sich auf einer Höhe mit meinem befindet, obwohl ich sitze und sie steht.
    »Hi, Clare«, sagt Celia. Ihre Stimme ist weich wie Butter. Am liebsten würde ich mich in diese Stimme hüllen und einschlafen.
    »Hallo, Celia. Setz dich doch.« Als sie mir gegenüber Platz nimmt, merke ich, dass offenbar nur ihre Beine so kurz sind, denn im Sitzen wirkt sie fast normal groß.
    »Wie ich höre, hast du dich verlobt«, sagt sie.
    Ich halte meine linke Hand hoch, zeige ihr den Ring. Der Kellner zockelt zu uns herüber und Celia bestellt türkischen Kaffee. Sie mustert mich, lächelt mich verschmitzt an. Ihre weißen Zähne sind lang und schief. Ihre Augen sind

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