Die Frau des Zeitreisenden
pastourelle, d’un genre dont le nom est emprunté au mot alba, qui figure parfois au début de la pièce. Et régulièrement à la fin de chaque couplet, où il forme refrains Wie traurig. Probieren wir’s im Random House. Schon besser. >Eine weiße Stadt auf einem Hügel. Eine Festung.<« Er wirft den Random House vom Bett und öffnet die Enzyklopädie. »Aegidius, Agnostizismus, Alaska ... gut, da ist Alba.« Er überfliegt den Eintrag. »Eine inzwischen zerstörte Stadt im antiken Italien. Und der Herzog von Alba.«
Seufzend drehe ich mich auf den Rücken. Das Kind bewegt sich. Wahrscheinlich hat es geschlafen. Henry studiert jetzt das OED. »Amouren. Amourös. Armagnaken. Baby-Pro. Guter Gott, was heute so alles in Nachschlagewerken gedruckt wird.« Er schiebt seine Hand unter mein Nachthemd, streichelt langsam über meinen straffen Bauch. Das Baby tritt fest zu, genau dort, wo seine Hand ist, und er erschrickt und sieht mich erstaunt an. Seine Hände wandern weiter, bahnen sich ihren Weg über bekanntes und unbekanntes Terrain. »Wie viele DeTambles könntest du da drin unterbringen?«
»Ach, für einen mehr wäre jederzeit Platz.«
»Alba«, sagt Henry leise.
»Eine weiße Stadt. Eine uneinnehmbare Festung auf einem weißen Hügel.«
»Es wird ihr gefallen.« Henry streift mir die Unterhose über Beine und Knöchel, wirft sie dann vom Bett und sieht mich an.
»Vorsichtig...«
»Ganz vorsichtig«, verspricht er und zieht sich aus.
Ich fühle mich gewaltig, wie ein Kontinent in einem Meer aus Kissen und Decken. Henry beugt sich von hinten über mich, bewegt sich über mir, ein Forscher, der meine Haut mit der Zunge vermisst. »Langsam, langsam...« Ich habe Angst.
»Ein Lied, das Troubadoure im Morgengrauen sangen...«, flüstert er mir zu, als er in mich eindringt.
»...für ihre Geliebten«, erwidere ich. Meine Augen sind geschlossen, und ich höre Henry wie aus dem Zimmer nebenan:
»Genau... so.« Und dann: »Ja. Ja.«
ALBA, EINE EINFÜHRUNG
Mittwoch, 16. November 2011 (Henry ist 38, Clare 40)
Henry: Ich bin in der Surrealisten-Galerie im Art Institute of Chicago, in der Zukunft. Meine Kleidung ist nicht ideal: Ein langer schwarzer Wintermantel von der Garderobe und eine Hose aus dem Spind eines Wachmanns, etwas Besseres war nicht aufzutreiben. Allerdings gelang es mir, Schuhe zu finden, was meist am schwierigsten ist. Ich werde also wohl eine Brieftasche mitgehen lassen, mir ein T-Shirt im Museumsladen kaufen, zu Mittag essen, mir ein paar Kunstwerke ansehen, und mich dann aus dem Gebäude in die Welt der Geschäfte und Hotelzimmer stürzen. Ich habe keine Ahnung, in welcher Zeit ich mich befinde. In allzu ferner Zukunft kann es nicht sein; Kleidung und Frisuren unterscheiden sich nur wenig von jenen im Jahr 2001. Mein kleiner Ausflug ist aufregend, aber auch beunruhigend, denn in meiner Gegenwart bringt Clare jeden Augenblick Alba zur Welt, und ich möchte unbedingt dabei sein, andererseits ist dies ein wertvolles Beispiel des Zeitreisens nach vorn. Ich fühle mich stark und richtig präsent, richtig gut. Ich stehe also ruhig in einem dunklen Raum voller angeleuchteter Kästen von Joseph Cornell und beobachte eine Gruppe von Schülern, die hinter einer Museumspädagogin hergehen und kleine Klappstühle mit sich herumtragen, auf die sie sich gehorsam setzen, wenn man sie dazu auffordert.
Ich sehe mir die Gruppe genauer an. Die Mueseumspädagogin ist das Übliche: Eine gepflegte Frau in den Fünfzigern mit unglaublich blondem Haar und angespanntem Gesicht. Die Lehrerin, eine gutmütige junge Frau, die hellblauen Lippenstift trägt, steht hinter der Schülerschar, jederzeit bereit einzugreifen, wenn jemand über die Stränge schlägt. Mich faszinieren vor allem die Schüler. Sie sind alle um die zehn, fünfte Klasse dürfte das wohl sein. Alle tragen sie die gleiche Kleidung, grünes Schottenkaro für die Mädchen und Marineblau für die Jungen, sie kommen also von einer katholischen Schule. Sie sind aufmerksam und höflich, aber nicht sehr interessiert. Schade, denn ich finde Cornell ideal für Kinder. Die Museumspädagogin scheint sie für jünger zu halten, als sie wirklich sind; sie redet mit ihnen, als wären sie kleine Kinder. Ein Mädchen in der letzten Reihe wirkt aufgeweckter als der Rest. Ihr Gesicht kann ich nicht sehen. Sie hat langes schwarzes Lockenhaar und trägt ein pfauenblaues Kleid, was sie von ihren Mitschülern absetzt. Immer wenn die Pädagogin eine Frage stellt,
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