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Die Frau im gepunkteten Kleid

Die Frau im gepunkteten Kleid

Titel: Die Frau im gepunkteten Kleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beryl Bainbridge
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wie er eben die Hand hob, als sie sich am Bahnhof Charing Cross verabschiedeten.

    Nach etwa zwei Stunden wurden die Autos weniger, und sie fuhren über Land. Die Felder erstreckten sich bis zum Horizont, und ein Traktor kroch riesig und gelb einen braunen Hügel hinauf und über ihn hinweg. Sie sausten an Häusern mit Veranden vorbei, wo Stühle draußen standen, steife Wäsche auf einer Leine zwischen Bäumen hing und das silberne Sonnenlicht vom Blechdach eines Nebengebäudes zurückgeworfen wurde; kurz wie eine Traumsequenz blitzte das Bild einer Familie auf, die sich an ein Holzgeländer lehnte, Ma, Pa und schwachsinnige Tochter mit kürbisgroßem Kopf. Kurz darauf kam ein Hinweis auf den New Jersey Turnpike, dann eine Brücke. Harold fuhr langsamer. Es war sehr heiß; als er den Kopf schüttelte, flogen Schweißtropfen gegen die Scheibe. Dann hielt er plötzlich an. Als sie aufblickte, sah sie eine Szenerie aus rußigen Lagerhäusern, Schotterflächen mit spitzen Strommasten und einen Himmel voller durchhängender Kabel. Kräne standen herum und Bulldozer, aber keine Arbeiter. Unmittelbar vor ihrer Motorhaube lag ein umgekippter, verrosteter Armeelaster, aus dessen durchgesessenen Sitzen prähistorische Sprungfedern ragten.
    »Hier sieht es aus wie auf den Docks von Liverpool nach dem Krieg«, sagte sie.
    »Das ist alles gerade im Umbruch«, erklärte er und forderte sie auf, auszusteigen. Sie seien hier in Caven Point Road, und er müsse ihr etwas Wichtiges
zeigen. Sie musste gehorchen, denn ohne ihn würde sie Dr. Wheeler niemals finden.
    Von irgendwo weiter vorn kam eine Brise, die ihm offenbar wohltat, denn er hakte sich bei ihr ein, als seien sie alte Freunde. Etwas verlegen versuchte sie, mit ihm Schritt zu halten, aber sie war erleichtert, dass es zwischen ihnen besser lief.
    Verstohlen blickte sie aus dem Augenwinkel auf seine glänzende Stirnglatze, auf dieses Kindergesicht mit dem unpassenden Bart, und es kam ihr vor, als habe er sich verkleidet. Sein ganzes Getue von wegen Badezimmer und Zahnbürsten war eine Fassade, hinter der sich der wirkliche Harold verbarg, den sie noch nicht entdeckt hatte. Vermutlich war seine mehrmals verheiratete Mutter die Ursache des Problems.
    Dr. Wheeler hatte, wenn sie wegen Vater rumjammerte, oft Sätze eines Mannes namens Pound zitiert, in denen es hieß, eine Familie könne nicht in Ordnung kommen, wenn der Vater in seinem Innern nicht Ordnung halte. Es sollte ein Gedicht sein, aber es reimte sich nicht.
    Alle Kinder waren das Produkt der Herrschaft ihrer Eltern, Mädchen wie Jungen, nur sie war eine Ausnahme. Bei ihr war es nie so gewesen, nicht einmal, wenn man ihr drohte. Einmal, als Vater sie wieder wütend beschimpft hatte, wartete sie, bis er sich in die Spülküche verzog, dann sprang sie ihm auf den Rücken, legte ihm den Arm um die Kehle und würgte
ihn, bis er am Boden lag. Wie das ging, wusste sie von den Kampfszenen aus Kriegsfilmen.
    Sie wanderten aufwärts bis zu der Stelle, wo der Hudson in die Upper Bay mündete; Harold zeigte es ihr. Jenseits des hochgehenden Wassers erhob sich ein schimmernder Riese, den einen Arm zum Himmel gereckt. Das sei die Freiheitsstatue, erklärte Harold, und der verschwommene Umriss dahinter sei Manhattan Island.
    An diesem Abend kampierten sie auf einem Platz in der Nähe eines Sees. Laut Harold war es kein typischer Campingplatz; er war vor Jahren anlässlich einer Auseinandersetzung in der Stahlindustrie angelegt worden und mittlerweile zu einer Dauerunterkunft für Wanderarbeiter verkommen. In ganz Amerika gebe es solche Plätze, hauptsächlich, weil die Landwirtschaft verfalle und in der Folge eine gewaltige Landflucht eingesetzt habe. Auf den meisten Parzellen standen aufgebockte Wohnwagen, die von mageren Hunden umrundet wurden. Neben einer Bretterbude mit Pultdach, in der man Schnaps, Grillanzünder und Holzscheite kaufen konnte, gab es eine Hütte mit Toilettenanlagen.
    Harold schickte sie unter die nahen Bäume, um Reisig zu sammeln; er hielt nichts von Grillanzündern, nicht wenn er der Natur so nahe war. Sie hatte nichts dagegen; der Wald war eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlte. Vom See dahinter hörte man das Kreischen der Wildgänse.

    Vor ein paar Stunden hatte er in einem Laden namens Darling Boy Diner ein paar Steaks gekauft. Als das Feuer brannte, spießte er das Fleisch auf und befahl ihr, es immer wieder zu wenden, während er in den Waschraum ging. Er kam zurück in einem gestreiften Schlafanzug

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