Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
Vom Netzwerk:
hatte, wogte auf und ab. Verschämt kreuzte sie die Hände vor der Brust.
    »Mon Amour«, flüsterte der Maler, trat aber nicht näher, sondern lehnte sich an die schlecht verputzte Steinmauer der Kapelle. »Wir dürfen alles, weil die Liebe alles darf.«
    Bernhardine errötete. Er liebte sie wirklich! Ihr Herz machte einen Sprung.
    »Dann werden wir gemeinsam das Schloss verlassen?«
    Sie wagte kaum zu atmen. Hatte sie diese Frage tatsächlich gestellt? Und wenn er sie nun bejahen würde, hätte sie dann auch den Mut, es zu tun?
    Cornelis blieb einen Moment stumm, trat näher und nahm ihr Gesicht in beide Hände: »Schönste aller Blumen, nichts würde mir mehr gefallen. Aber so ein Schritt muss gut überlegt sein. Seid Ihr Euch denn sicher? Würdet Ihr ein Leben auf der Straße all dem hier«, er machte eine ausladende Geste, »vorziehen? Und könntet Ihr Prunk und Annehmlichkeiten zurücklassen, nur um bei mir zu sein?«
    »Jederzeit!«, rief Bernhardine leidenschaftlich. »Nichts von alledem bedeutet mir etwas!«
    Er lachte, ließ sie los und drehte sich um. Sie erschrak; hatte sie etwas Falsches gesagt? Ihm zu wenig gezeigt, dass sie ihn liebte?
    Der Holländer ließ sich mit einem Seufzer auf eine Holzbank sinken und strich sich durch die Haare.
    »Verzeiht, wenn ich an Euren Worten zweifle«, sagte er und fuhr mit einem Finger über die Kirchenbank, »aber Ihr gestattet mir ja nicht einmal, Euch richtig zu berühren. Wie soll ich da sicher sein, dass Eure Liebe jede Unbill, die uns erwachsen wird, erträgt?«
    Bernhardine schluckte. Er hatte recht. Zwar schrie jede Faser ihres Körpers danach, von seinen Händen liebkost zu werden, aber wenn sie diesen letzten Schritt ginge, gäbe es für sie kein Zurück mehr. Dann wäre sie, auch in fleischlicher Hinsicht, eine Ehebrecherin. Und damit vogelfrei.
    Der Föhn brauste mit unverminderter Kraft um die Kapelle, drang durch die Mauerritzen und ließ die Kerzenflamme tanzen. Im Gebälk knirschte es, als würde dort oben jemand Nüsse knacken. Bernhardines Atem gefror zu weißen Wölkchen. Sie trat vor Cornelis, öffnete die Bänder ihres Mieders und zog sich das Kleidungsstück bis zur Taille hinab. Ihre Brustwarzen wurden in der kalten Luft augenblicklich hart. Eine Gänsehaut zog über ihren nackten Oberkörper. Der Maler umfasste mit beiden Händen ihre Körpermitte, vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und zog Bernhardine langsam auf die harte Holzbank hinunter.

8
    Seengen, 2010
    B eißender Rauch füllte ihre Lungen. Anouk hustete und schnappte verzweifelt nach Luft. Von irgendwoher hörte sie lautes Rufen. Sie blinzelte, aber etwas Weißes versperrte ihr die Sicht. Ihr Kopf fühlte sich wie ein riesiger Ballon an und pochte rhythmisch. Der Sicherheitsgurt schnitt in ihren Brustkorb und ließ sie kaum atmen. Sie griff sich an die Stirn und fasste in etwas Warmes. Als sie ihre Hand daraufhin zurückzog, war sie voller Blut. Anouk fing an zu schreien.
    »Anouk? Anouk, hörst du mich?«
    Eine Hand streifte ihre Wange. Sie schlug danach und stöhnte. Als sie die Augen öffnete, sah sie überall Kreise, in denen sich schwarze Löcher befanden.
    »Geht’s dir gut?«
    Sie wandte den Kopf und blickte in Max’ besorgte Miene. Anouk blinzelte. Die Kreise wurden schärfer und entpuppten sich als die Gesichter der Schauspieler, die auf sie herunterblickten.
    »Max?«
    »Gott sei Dank!« Er stieß die Luft aus. »Du hast mir … uns allen einen schönen Schreck eingejagt.«
    Anouk setzte sich auf, und der Ring um sie herum weitete sich. Die Dorfbewohner schauten sie merkwürdig an. Sie versuchte zu lächeln.
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie und strich sich die Bluse glatt.
    »Keine Ahnung«, sagte Max und hielt sie am Arm fest, als sie aufstand und dabei schwankte. »Du bist ohnmächtig geworden, hast um dich geschlagen und laut geschrien. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen.« Er verzog den Mund. »Toller Arzt, was?«
    Die Umstehenden kicherten und stießen sich mit den Ellbogen an.
    »Ohnmächtig?«, echote Anouk. »Aber wieso?«
    Max zuckte die Achseln. »Nick sagte gerade seinen ersten Satz auf, da bist du einfach umgekippt.«
    Sie schaute verwirrt zu Nick hinüber. Er war der männliche Part des Liebespaares und hob nun entschuldigend die Hände.
    »Tut mir leid, Anouk. Aber bei meinem Talent fallen die Damen eben reihenweise in Ohnmacht.«
    Die Schauspieler fingen schallend an zu lachen und steckten Anouk damit an. Doch plötzlich gefror das

Weitere Kostenlose Bücher