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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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brauche, um mit ihr fertigzuwerden.«
    »Sie scheint eine Frau zu sein, die weiß, was sie will«, meinte der Arzt.
    Mari hatte an der Aufnahme neben ihren eigenen Kontaktdaten weitere Telefonnummern hinterlassen, unter anderem die der Juristin, mit der sich das Klinikpersonal bei Bedarf in Verbindung setzen konnte. Sie hatte sogar den Taxiservice genannt, den Lia verwenden sollte, wenn sie die Klinik verließ.
    »Die Fahrt ist im Voraus bezahlt«, sagte Alderite.
    »Natürlich. Ganz meine Schwester.«
    Als Lia geduscht und gegessen hatte, erschien Rico.
    Er war froh, Lia auf den Beinen zu sehen. Dagegen gefiel es ihm gar nicht, dass sie mit ihm zum Campingplatz in Barrowside fahren wollte.
    »Mari hat gesagt, ich soll dich zur Therapeutin bringen.«
    »Fein, dass Mari alles organisiert hat«, antwortete Lia. »Aber vorher fahren wir zum Campingplatz.«
    Lias Ton war bestimmt und schien auf Rico einigermaßen Eindruck zu machen, zumindest saßen sie kaum zehn Minuten später in dem bereitstehenden Taxi nach Barrowside.
    Um die beiden Wohnwagen herum ging es lebhaft zu. Sachen wurden gepackt, Adressen aufgeschrieben, Abschied genommen. Als Lia und Rico ankamen, eilten alle gleich zu Lia, umarmten und fragten sie, wie es ihr gehe.
    Lia drückte jede der Frauen fest an sich und verabschiedete sich von denjenigen, die nach Hause reisten. Es bedeutete ihr viel, sie vor ihrer Abreise noch einmal sehen zu können.
    Alle Lettinnen weinten, auch Elza und Ausma, die in London bleiben würden.
    Am schwersten fiel Lia der Abschied von Henriete, Daiga V ī tolas Mutter. Henrietes Blick war hart, und Lia wusste, dass hinter der Härte tiefe Trauer lag.
    Sie hat ihre Tochter verloren und ist mit ihrer Enkelin in Gefangenschaft geraten. Und sie hat zwei Männer getötet.
    Ich bekomme Anfälle von Atemlähmung. Sie nicht.
    Ich werde sicher wieder gesund. Sie nicht.
    Sie sprachen nicht viel. Henriete wiederholte immer wieder ein Wort: »Danke.« Lia konnte nur mit einer liebevollen Umarmung darauf antworten.
    Paddy bot den Abreisenden an, sie in seinem Wagen nach London zu bringen. Dort würde ihre dreitägige Busfahrt beginnen. Im Flugzeug hätten sie Lettland schneller erreicht, doch auf den Flughäfen wurden die Pässe genauer kontrolliert.
    Elza und Ausma sollten eine Weile allein auf dem Campingplatz bleiben, denn Berg wollte bei sich zu Hause vorbeischauen.
    Anschließend baten Lia und Rico den Taxifahrer, sie zu der Adresse zu bringen, die Mari angegeben hatte. Dort begleitete Rico Lia ins Wartezimmer und sagte, er werde warten, bis das Gespräch beendet war. Lia erhob keine Einwände.
    Die Psychiaterin Elizabeth Brooke hatte sie erwartet und empfing sie schon nach einer Viertelstunde.
    Die kleine, schlanke Frau mit der großen Brille sah Lia freundlich an.
    »Es geht mir wieder gut«, versicherte Lia. »Mag sein, dass ich Hilfe brauche, aber so eilig wäre es wohl nicht gewesen.«
    »Ich habe von deiner Freundin gehört, dass du in einer gefährlichen Lage warst. Kannst du mir mehr darüber erzählen?«, fragte Elizabeth Brooke.
    Sie betonte, dass sie der ärztlichen Schweigepflicht unterliege, die sie nur brechen dürfe, wenn es um besonders schwere Verbrechen ging.
    Wie definiert man ein besonders schweres Verbrechen, überlegte Lia. Dann erklärte sie, sie sei in Lebensgefahr geraten und in Situationen, in denen Menschen ihr Leben verloren hätten. Wie es dazu gekommen war, sagte sie nicht. Sie schwieg auch über die Einzelheiten.
    »Du wirkst sehr mutig, obwohl du über so erschütternde Dinge redest. Du sprichst sehr gefasst«, sagte die Ärztin.
    Lia nickte.
    »Das liegt wohl daran, dass ich das Gefühl habe … etwas getan zu haben, das all das Schlimme wert war. Es hat sich gelohnt, es durchzumachen.«
    »Inwiefern?«
    Lia dachte an die vier Frauen, die auf der Heimreise nach Lettland waren, und an Elza und Ausma, die auf dem Campingplatz in Barrowside über ihr neues Leben nachdachten.
    »Darüber kann ich nicht sprechen. Aber es war die Anstrengung wert.«
    Sie redeten eine Stunde lang. Es war leichter, als Lia erwartet hatte. Elizabeth Brooke respektierte ihre Entscheidung, die Einzelheiten für sich zu behalten.
    In erster Linie fragte sie nach allen anderen Bereichen ihres Lebens. Am Ende der Sitzung begriff Lia, warum.
    Sie findet heraus, wie mein Leben ist, und führt mich dorthin zurück. Zu meinem sicheren Ich.
    Während des Gesprächs mit Elizabeth Brooke merkte Lia, dass sie die schwere Beklemmung nicht mehr

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