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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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zu ihren Eltern wegen all dem. Sie verfluchte Mari, die der Idee verfallen war, sie solle in Nachtclubs nach Spuren der Lettin suchen, und sich selbst, weil sie den angebotenen Leibwächter abgelehnt hatte. Warum hatte sie sich überhaupt mit diesem entsetzlichen Mord befasst?
    Vergeblich versuchte sie sich durch tiefe Atemzüge zu beruhigen.
    In diesen zwölf Minuten blickte sie kein einziges Mal zum hinteren Teil des Wagens. Es kostete sie enorme Anstrengungen, aber sie wusste, dass sie hysterisch schreien würde, wenn sie dem kalten Blick des Glatzkopfs begegnete.
    Kurz vor Hampstead bremste die Bahn ab. Lia schob sich näher an die Tür. Sie merkte, dass ihr linker Arm, an den sie während der Fahrt kaum gedacht hatte, fast gefühllos war.
    Als die Tür aufging, drängte Lia sich als eine der Ersten hinaus. Sie blickte zur Seite und sah, dass der Glatzkopf durch die zweite Waggontür trat. Sie sah auch, dass es tatsächlich der Typ aus dem Nachtclub war. Dasselbe Gesicht, die mageren Wangen. Durch jahrelanges, hartes Training entstanden, dachte sie.
    Der Blick des Mannes traf Lia. Eine Sekunde lang sahen sie sich an, während sie beide vorwärtsstrebten.
    Vom Bahnsteig führten zwei Wege nach oben: ein langsamer Lift und eine ermüdende Treppe. Lia entschied sich für die Sicherheit der Menschenmenge und hastete zum Lift. Sie sah, dass der Kahlkopf im Gewühl aufgehalten wurde. Wenn sie Glück hatte, würde er den Aufzug nicht rechtzeitig erreichen.
    Plötzlich entstand ein Geschubse und Lärmen in der Menge. Der Glatzkopf kämpfte sich vorwärts und stieß die Leute rücksichtslos aus dem Weg. Als sich die Aufzugtür mit einem lauten Warnton öffnete, rannte Lia als Erste in die Kabine. Sie drehte sich um und sah, wie ihr Verfolger sich den Weg zum Lift bahnte. Viele wichen ihm erschrocken aus, aber dann wurden zwei Männer wütend und packten ihn am Kragen.
    Die Aufzugtür schloss sich.
    Die Fahrt nach oben dauerte nur zehn Sekunden, aber Lia wusste, dass der Glatzkopf nicht auf den nächsten Aufzug warten würde.
    Sobald sie oben war, rannte Lia, die Fahrkarte in der Hand, zur elektronischen Schranke. Sie hörte hastige Schritte auf der Treppe. Als der Glatzkopf die Schranke erreichte, war Lia bereits auf dem Weg nach draußen.
    Auf der Straße vor der Station wartete Herr Vong. Klein, alt und zerbrechlich saß er auf seinem blauen Moped und hob grüßend die Hand. Dann starrte er entgeistert den Glatzkopf an, der Lia nachsetzte.
    »Schnell, aufsteigen!«, rief Herr Vong und startete das Moped.
    Als Lia hinter ihm in den Sattel sprang, spürte sie einen brennenden Schmerz in der Schulter. Während Herr Vong mit voller Geschwindigkeit um die Ecke fuhr, wandte sie den Kopf nach hinten. Der Glatzkopf stand auf dem Gehsteig und schien fieberhaft nach einem Fahrzeug zu suchen, mit dem er sie verfolgen konnte. Die Menschen an der Station beobachteten ihn und sein seltsames Verhalten. Einige starrten auch dem Moped nach. Dem darauf davonrasenden alten Asiaten und der jungen blonden Frau, die sich panisch an ihn klammerte.
    Lia presste ihren Oberkörper, so eng es ging, an Herrn Vong. Der kalte Fahrtwind blies ihr ins Gesicht und sie schwor sich: Nie wieder so etwas. Nie wieder.

19.
    »Eine schlimme Fehleinschätzung«, sagte Mari am nächsten Tag.
    Sie wiederholte die Worte noch mehrmals, während Lia ihr berichtete, wie der Abend ausgegangen war.
    Es war Donnerstag. Lia war froh, dass sie Urlaub hatte und mit ihrem schmerzenden Arm nicht zur Arbeit gehen musste. Und dass sie am Leben war.
    »Ich hätte genauer nachdenken müssen. Es tut mir so leid, Lia«, sagte Mari.
    »Es ist nicht deine Schuld«, versicherte Lia. Schließlich habe sie selbst in den Nachtclub gehen wollen, obwohl Mari sie gewarnt und ihr einen Leibwächter angeboten hatte. »Es war meine eigene Blödheit. Ich habe mich überschätzt; ich bin keine Agentin oder Superfrau. Als ich den Glatzkopf in der U-Bahn sah, bin ich vor Angst fast ausgeflippt.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Es tut mir wirklich leid. An zwei Fällen gleichzeitig zu arbeiten klappt einfach nicht. Da bleibt mir nicht genug Zeit zum Nachdenken. Und jetzt müssen wir besonders vorsichtig sein«, überlegte Mari. »Herr Vong ist übrigens ein wahrer Held. Am liebsten würde ich ihn dafür ganz fest umarmen.«
    »Ich auch. Natürlich habe ich mich gestern Nacht bedankt, aber es ging alles so schnell. Ich muss irgendein Geschenk für ihn besorgen.«
    Dafür, dass Herr Vong sie in

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