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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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Einstellung zum Studio geändert hat«, sagte Mari.
    »Stimmt.«
    »Wo du jetzt so oft kommst, möchtest du vielleicht einen eigenen Schlüssel? Dann braucht nicht immer jemand nach unten zu kommen, um dich reinzulassen.«
    Lia fand keinen Grund abzulehnen.
    »Du könntest auch einen der Ermittlerräume bekommen. Maggie benutzt einen, aber die beiden anderen sind meistens frei«, fuhr Mari fort.
    Über diesen Vorschlag dachte Lia länger nach. Er klang vernünftig, denn damit hätte sie einen festen Platz für ihre Unterlagen. Aber wäre sie dann bei Mari angestellt wie die anderen?
    »Ich sehe dich nicht in derselben Kategorie wie die anderen«, erklärte Mari. »Du arbeitest nicht für mich. Wir sind Freundinnen.«
    Das gefiel Lia.
    »Gut. Ich nehme den Raum, aber ich arbeite nicht für dich. Womit ich mich hier beschäftige, entscheide ich selbst.«
    Mari lächelte zufrieden.
    »Was steht als Nächstes an?«, wollte Lia wissen.
    »Wäre es nicht besser, ein paar ruhige Tage einzulegen?«, fragte Mari.
    »Nein«, erwiderte Lia, »wenn ich allein zu Hause sitze, denke ich nur zu oft an den Glatzkopf und traue mich bald nicht mehr aus dem Haus.«
    »Na, wenn du es so siehst … Morgen ist eine Veranstaltung. Ich dachte, da könnte jemand von uns hingehen.«
    »Arthur Fried?«, vermutete Lia.
    Mari nickte.

20.
    Lia stand auf dem Parkplatz vor einer Londoner Eishalle und betrachtete das Gebäude, aus dem Geräusche und Licht in die Abenddämmerung drangen.
    Die Halle in Streatham war nicht gerade vornehm, doch im Vergleich zu den kleinen Sälen, in denen sich die Fair Rule noch vor einem Jahr versammelt hatte, markierte sie einen großen Schritt nach vorn.
    Die heutige Veranstaltung war keine eigentliche Parteiversammlung, auf der etwa über Programmpunkte abgestimmt wurde. Sie war eine Aufführung für ein treues Publikum, Stimmungsmache für die Anhänger, die vor der Wahl für die Partei werben sollten. Der Eintritt war frei, und schon zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung ging es in der Halle lebhaft zu. Niemand achtete auf die junge Frau, die allein hereinkam.
    Um die Tische in der Eingangshalle wuselten Mitarbeiter der Fair Rule herum. Sie legten Prospekte und mit Slogans bedruckten Krimskrams aus, der zugunsten der Parteikasse verkauft werden sollte.
    Lia ging die Treppe in die eigentliche Halle hinauf. Das Eis auf dem Spielfeld war mit dicker Pappe und Linoleumbahnen bedeckt, auf die nun Stühle gestellt wurden. Das Publikum sollte nicht nur auf den Zuschauertribünen Platz finden.
    Von der Tribüne aus betrachtete Lia die Plakate, die gerade an den Wänden befestigt wurden. G ET B RITAIN B ACK . F IGHT F OR Y OUR R IGHTS . Es würde ein interessanter Abend werden.
    Auf dem großen Podium am Ende des Eisfelds testeten zwei junge Männer die drahtlosen Mikrofone. Hinter ihnen hingen bereits zwei große Banderolen, eine dritte wurde gerade gehisst.
    Lia hatte bei ihren Vorbereitungen schon gelesen, dass bei den Veranstaltungen der Fair Rule der beste Platz hinter dem Rednerpodest für Stoffbanderolen reserviert war, die keinen Text zeigten, sondern nur ein Bild: Arthur Frieds Gesicht. Für die Verhältnisse der Partei waren die Banderolen teuer, und sie waren umstritten.
    Ein Journalist des Independent hatte sie als Großer-Führer-Fahnen tituliert und festgestellt, sie brächten einen seltsamen Hauch aus dem China oder der Sowjetunion der 70er-Jahre in die britische Politik. Alle Parteien warben mit dem Konterfei ihrer Vorsitzenden, aber keine ging dabei so weit wie Fair Rule.
    Arthur Fried hatte die Banderolen in mehreren Interviews verteidigt. Zum einen habe er die Partei zum Aufschwung geführt, zum anderen würden kleine Parteien von den Hauptmedien übergangen und zum Beispiel nicht zu Fernsehdebatten eingeladen. Da sei es nur recht und billig, dass die Partei selbst ihren Vorsitzenden bekannt mache.
    Lia wanderte zunächst auf der Tribüne, dann auch auf dem Spielfeld herum und betrachtete das Treiben der Parteimitarbeiter und Freiwilligen. Sooft sich die Gelegenheit ergab, bot sie ihre Hilfe an. Sie trug Zubehör, hängte Poster auf und half einer älteren Frau namens Dorrie, Pappbecher und Teller mit Keksen auf den Tischen zu verteilen. Gleichzeitig stellte sie ein paar Fragen nach der Partei und dem bevorstehenden Abend.
    Die Eishalle konnte weit über tausend Menschen fassen, aber sie würde nicht voll werden, meinten die Parteileute. So viele Anhänger konnte Fair Rule an einem Abend unter der

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