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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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vorgenommen.«
    Lia musste drei Mal an den Computer herankommen. Zuerst würde sie die Tastatur fotografieren, damit sie wussten, um welches Modell es sich handelte. Gleichzeitig sollte sie überprüfen, ob die Tastatur irgendwelche Abnutzungen oder andere spezielle Merkmale hatte. Beim zweiten Mal würde sie die Tastaturen austauschen und beim dritten Mal den Austausch rückgängig machen.
    »Klingt immer leichter.« Lia verzog das Gesicht. »Kazoom!«
    Die Mitarbeiter der Fair Rule waren überrascht, als Lia am Sonntagmorgen im Büro erschien.
    »Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr«, sagte Stephen.
    Lia ging nicht auf die leicht vorwurfsvolle Bemerkung ein.
    »Was soll ich tun?«, fragte sie.
    »Du kannst es dir aussuchen, es gibt jede Menge Arbeit.«
    Zur Auswahl standen ein Info-Paket, das nach Irland gehen sollte, und das Werbematerial für zwei Parteiveranstaltungen. Arthur Fried hatte zudem verlangt, dass alle Plakate der Partei neu gestaltet wurden.
    »Das sind zwanzig verschiedene«, seufzte Stephen.
    »Ich übernehme das Info-Paket«, sagte Lia.
    Ich will nicht an jeder Straßenecke meine Plakate sehen, die Arthur Fried Stimmen einbringen.
    Lia behielt recht mit ihrer Vermutung, dass der Parteisekretär sonntags nicht gleich am Morgen ins Büro kam. Aber wie sollte sie es anstellen, die Tastatur seines Computers zu fotografieren? Sie ging mehrmals an Gallaghers Zimmer vorbei und warf einen Blick auf den mit Papieren bedeckten Schreibtisch.
    Plötzlich fiel ihr eine einfache Lösung ein.
    »Stephen, ich müsste mal telefonieren. Es ist ziemlich persönlich, mein Freund und ich haben uns nämlich gestritten. Meinst du, ich könnte dazu ins Hinterzimmer gehen?«
    »Klar. Mach die Tür zu, dann kommt keiner rein«, sagte Stephen.
    Lia ging in Gallaghers Zimmer, schloss die Tür und machte mit dem Handy Fotos von der Tastatur. Wie Rico ihr aufgetragen hatte, probierte sie alle Tasten aus. Wenn einige davon abgegriffen waren oder sich anders bewegten als der Rest, musste die Tauschtastatur dieselben Eigenschaften haben.
    Die Tastatur war fast neu und ohne Verschleißspuren.
    Als Lia Gallaghers Zimmer verließ, fühlte sie sich ruhig und selbstsicher.
    »Alles wieder gut?«, fragte Stephen.
    »Besser«, antwortete Lia lächelnd.
    Rico war mit den Fotos zufrieden.
    »Eine normale Dell-Tastatur. Dafür brauche ich nur einen Tag.«
    »Wie willst du den Austausch vornehmen?«, fragte Mari. »Du kannst nicht schon wieder mit der Telefongeschichte kommen.«
    »Mir wird schon was einfallen«, antwortete Lia.
    Sie musste drei Mal ins Büro der Fair Rule gehen, bevor ein Abend kam, an dem Tom Gallagher nicht da war. Jedes Mal schleppte sie die mit Ricos Data-Sensor präparierte Tastatur mit und bearbeitete neue Rundschreiben. Doch das gab ihr Zeit, sich einen Plan zurechtzulegen. Sie beschloss, Dorries Hilfe in Anspruch zu nehmen, und plauderte eine Weile mit ihr.
    »Hier wird die Arbeit nie alle«, seufzte Dorrie.
    Irgendwer hatte schon wieder Essensreste in den Papierkorb geworfen. Konnte man Männern, die nicht fähig waren, ihren Müll zu sortieren, politische Entscheidungen anvertrauen?
    »Dorrie, was hältst du von Kaffee und Kuchen?«, fragte Lia nach einer Weile. »Ich habe einen Grund zum Feiern.«
    »Ach, Liebes, herzlichen Glückwunsch! Was ist es denn?«
    »Das verrate ich nachher. Ich möchte euch alle überraschen.«
    Sie gab Dorrie Geld und bat sie, eine Torte zu kaufen. Oder auch zwei, das könne sie selbst am besten beurteilen. Dorrie zog den Mantel an und machte sich strahlend auf den Weg. Lia nahm ihre Tasche.
    »Hört mal alle her!«, rief sie.
    Die Leute im Büro, es waren etwa zehn, unterbrachen ihre Arbeit.
    »Gleich gibt es Kaffee und Kuchen!«
    »Juhu! Was feiern wir denn?«, fragte Stephen.
    »Das erfahrt ihr gleich. Gebt mir fünf Minuten, um alles vorzubereiten.«
    Lia ging mit ihrer Tasche in Gallaghers Zimmer, schloss die Tür und stellte einen Stuhl davor. Dann nahm sie die Tastatur aus der Tasche. Rico hatte gute Arbeit geleistet und sogar die Leertaste dunkler gefärbt, die beim Original ganz leicht abgenutzt war.
    Nachdem Lia den Austausch vorgenommen hatte, steckte sie Gallaghers Tastatur in ihre Tasche und holte Luftschlangen, bunte Pappteller und Papierhüte heraus. Sie dekorierte die Regale, die Deckenlampe und den Tisch mit Luftschlangen und legte die Teller und Hüte bereit.
    Als sie durch die Tür spähte, sah sie, dass Dorrie gerade mit zwei Torten zurückgekehrt

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