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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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es schien sich um ein vor einigen Jahren gegründetes Briefkastenunternehmen zu handeln. Die Firma hatte keine Mitarbeiter und weder in den USA noch anderswo nennenswerte Tätigkeiten.
    »Kommen wir in die Danford-Bank?«, fragte Mari.
    »Ich bin schon fast drin«, meldete Rico.
    Als auch diese Kontenauszüge sichtbar wurden, zeigte sich, dass Penitent Catering die erhaltenen Gelder an drei gleichbleibende Empfänger weitergeleitet hatte.
    »Alle in Großbritannien«, bemerkte Rico.
    Gallagher hatte innerhalb eines einzigen Jahres über Penitent Catering mehr als zwanzigtausend Pfund auf britische Konten transferiert. Er hatte die Kontonummern jedes Mal einzeln eingegeben. Offenbar wollte er sie nicht als regelmäßige Empfänger speichern.
    »Das ist doch albern«, meinte Lia. »Die Kontoauszüge zeigen doch, wohin das Geld gegangen ist.«
    »Viele Menschen machen nutzlose Verschleierungsversuche. Das gibt ihnen das Gefühl, sie hätten sich vorsichtig verhalten«, erklärte Mari.
    Rico nannte die Empfänger in Großbritannien. Die Konten gehörten den Vereinen Battle 88, Gallows und Nordic Guild.
    Mari kannte einen davon.
    Battle 88 war ein rassistischer, rechtsextremer Schlägertrupp aus Leeds. Der Verein war wegen diverser Straftaten verurteilt worden, unter anderem, weil seine Mitglieder Molotow-Cocktails in Moscheen geworfen hatten.
    Lia starrte Mari erschüttert an, jetzt war sie vollkommen wach.
    »Ich weiß«, sagte Mari. »Wir haben gefunden, was wir suchen.«
    Gallows und Nordic Guild waren in London aktiv; Battle 88 verhielt sich seit dem Strafprozess ruhig.
    Die Webseiten der Vereine boten keinen angenehmen Anblick. Sie enthielten rohe Slogans, in denen die weiße Rasse gepriesen und alle anderen verunglimpft wurden.
    Lia beging den Irrtum, die Fotogalerie auf der Webseite von Gallows aufzurufen. Sie enthielt Bilder, auf denen Schwarze hingerichtet und dunkelhäutige Frauen vergewaltigt wurden – Lia war nicht fähig, genauer hinzuschauen.
    »Sind die Bilder nicht … illegal?«, fragte sie.
    »Zum Teil bestimmt«, sagte Mari. »Aber es ist nicht so leicht, jemanden wegen ihrer Verbreitung zu belangen.«
    Nordic Guild hatte Verbindungen nach Skandinavien, zu Gruppierungen, die in ihren Bildern und Worten alte germanische und skandinavische Symbole verwendeten. Die Mythologie werde eingesetzt, um die Organisationen aufzuwerten, meinte Mari.
    Lia wunderte sich darüber, dass Fair Rule solche halb kriminellen Trupps unterstützte.
    »Offiziell kann sie das auch nicht tun. Das wäre Gift für jede politische Partei«, sagte Mari.
    Andererseits seien offen rassistische Gruppen nützlich. Sie erledigten die schmutzige Arbeit, mit der die Partei sich nicht abgeben dürfe. Sie ließen die Fair Rule gemäßigt erscheinen. Gleichzeitig boten sie den jungen Anhängern der Partei ein Ventil für ihre Aggressionen, schüchterten die Einwanderer und ihre Verteidiger ein und schufen die Vorstellung, es gebe chaotische Migrationsprobleme.
    »Ich wette, dass die Führung der Fair Rule regelmäßige Kontakte zu den Gruppen hat. Wahrscheinlich erwartet sie einen Gegenwert für ihr Geld. Aber das brauchen wir nicht zu klären – die Information, dass eine Partei, die ins Parlament will, illegale Tätigkeiten unterstützt, reicht völlig aus.«
    »Warum macht sich Gallagher die Mühe, die Gelder über eine amerikanische Bank laufen zu lassen?«, wunderte sich Lia.
    Darauf hatte Rico eine Antwort, denn er hatte sich die Angaben über Penitent Catering genauer angesehen. Die Firma hatte in den USA Geld angelegt und Steuerfreiheit für Spenden an wohltätige Organisationen beantragt, die zumindest in den letzten drei Jahren bewilligt worden war.
    »Könnt ihr euch denken, welche drei Organisationen die Firma wohltätig bedacht hat?«, fragte Rico.
    »Das darf nicht wahr sein – etwa die Rassisten?«, rief Lia.
    »Genau.«
    Alle drei Gruppen waren in den USA als Wohltätigkeitsvereine registriert. In London und Leeds bedrängten sie Einwanderer und randalierten in ethnischen Restaurants. Doch in Amerika war gemeldet worden, sie produzierten Lehrmaterial für behinderte Kinder und organisierten Kulturveranstaltungen.
    »Warum diese Maskerade?« Lia konnte kaum glauben, was Rico berichtete.
    »Ich wette, das war Frieds Idee«, meinte Mari.
    Fried hatte in den USA gelebt und kannte die dortige Unternehmenstätigkeit. Durch die Steuerbefreiung sparte seine Partei sicherlich mehrere tausend Dollar im Jahr.
    »Schon der Name,

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