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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Muellner
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den Händen
hielt.
    »Catherine, mach dich nicht lächerlich! Willst du die
Geschichte des Menschen auf dem Mars gleich mit einer uralten Marinetradition
beginnen?«
    »Hör mit dem Geschwafel auf, verdammtes Arschloch«, platzte
sie heraus. »Es ist zu spät, um Zeit zu schinden. Und überhaupt, wer hat wohl angefangen
damit, hier eine alte Tradition der Menschheit fortzusetzen?«
    Lamin wurde übel, als er in ihre vor Hass brennenden Augen
sah. Sein Magen klumpte sich zu einem ungesunden Knoten zusammen und er fühlte
einen Film aus Schweiß, der seine Handflächen überzog. Gerade als die Stille
unerträglich wurde, drang ein Wimmern aus der Kammer der Kommandantin.
    Das ging ja noch einmal gut,
dachte Lamin, und war sich gleich darauf nicht mehr sicher, ob er es nicht laut
ausgesprochen hatte.
    Karen hatte am Tag zuvor kein Wort mehr gesprochen, hatte
nur dagelegen und geweint. Lamin konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob
sie ihn auch erkannt hatte. Eben erst war er von seiner Exkursion rund um die
Landestelle zurückgekehrt.
    Laut Plan wäre es Karens Aufgabe
gewesen, gemeinsam mit Nancy, Andy und Jacqueline mit dem Rover rauszufahren. Nun
nahm der etwas ramponierte Umberto Karens Platz während der Expedition ein und
war mit einer Geologin, einem Paramedic und Techniker und einer Biochemikerin
aufgebrochen, den höchsten Vulkankegel im Sonnensystem hinaufzufahren.
    Nancy hatte sich zwar standhaft geweigert, ohne Karen loszufahren,
doch Umberto als nunmehriger Kommandant hatte entschieden, dass ihr nichts
anderes übrigbliebe. Schließlich war sie die einzige Geologin auf dem Mars und
die Crew hatte nicht vor, die Mission nun in einem Chaos enden zu lassen.
Unvorstellbar, versuchte sich Lamin gerade auszumalen, was passieren würde,
kämen sie von ihrem Flug ohne eine Gesteinsprobe, oder gar ohne ein Körnchen Marsstaub
zurück. Ellen Parodi würde einen Wutanfall noch nie dagewesenen Ausmaßes bekommen
und nur wenn sie alle zusammen großes Glück hätten, würde sie anschließend der
Schlag treffen. Damit wäre sie das erste Opfer der Mars-Mission. Lamin grinste,
als er sich die Hülle seines Raumanzugs vom Körper schälte. Und wie inkompetent
würden sie in diesem Fall in den Augen der anderen dastehen? Zwölf Milliarden
Augenpaare würden sie bestaunen, würden Fragen stellen, sehr unangenehme
Fragen. Warum man jahrzehntelange Entwicklung und eine unübersehbare, nicht
mehr genau nachvollziehbare Anzahl an Milliarden in dieses Unternehmen gesteckt
hatte, und als Gegenleistung von den Damen und Herren Akademikern nicht einmal
eine handvoll Marsdreck erhalten hatte. Umberto wäre als einziger fein raus;
mit ihm würden sie nicht so hart umspringen, da er ja nicht einmal einen
einfachen Collegeabschluss vorzuweisen hatte. Im Notfall müsste er eben als
Kollateralschaden durchgehen.
    Ganz zu schweigen von dem theoretisch möglichen Fall, dass
ihnen außerirdische Wesen bei ihren Unternehmungen über die Schulter schauen
sollten. Diese könnten denken, dass es wieder typisch für diesen Homo sapiens
sei, dass egal, was er auch anpackt, die Wahrscheinlichkeit bei hundert Prozent
liegt, dass nur Scheiße dabei herauskommt.
    Lamin war mit seinen Gedanken schon ein Deck höher bei
Karen. Als er ihre Kammer betrat, saß Catherine gerade am Fußende ihres Bettes.
    »Gut, dass du kommst, Lamin, ich weiß schon nicht mehr, was
ich tun soll. Vor ungefähr dreieinhalb Stunden hat sie damit begonnen auf ihrer
Unterlippe zu kauen, dann fing sie an, sie aufzubeißen und …« Hilfesuchend sah
sie Lamin an. »Ich hab immer nur das Blut weggewischt.«
    »Ist schon in Ordnung. Mehr konntest du nicht tun. Sie ist
vermutlich in eine Art Selbstverstümmelungsphase gefallen und da sie nur noch
ihren Mund und ihre Zähne benutzen kann, ist das, was wir hier sehen, wohl die
logische Schlussfolgerung.« Lamin verschwand und tauchte kurze Zeit später mit
einer kleinen Tube in der Hand wieder auf. Er zog seine medizinischen Latexhandschuhe
an und begann damit, Gel aus der Tube dünn auf Karens Lippen aufzutragen. »So,
ich hoffe, das scharfe Zeug hält sie nun davon ab, weiter an sich selbst herumzukauen.«
    »Oh, die Arme«, rief Catherine entsetzt aus, musste aber
gleich darauf schmunzeln, als sie in Lamins dunkelbraunes Gesicht sah.
    »Komm!«, sagte Lamin und wies ihr den Weg zur Tür, die er
hinter ihnen schloss. »Mir tut sie ja auch leid, aber wir müssen verhindern,
dass sie sich weiterhin selbst verletzt und zu

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