Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
dass er sich Gedanken über Baxter machte. Welche Gedanken er sich überhaupt machte. Ich hätte es wissen müssen.«
»Ein Junge braucht seine Geheimnisse, auch vor seiner Mutter.«
»Ja, wahrscheinlich.« Der Tag war zu schön, um ihn mit Sorgen zu verdüstern. »Nathaniel … was immer du da oben auf den Klippen zu ihm gesagt hast… Wie du es zu ihm gesagt hast, muss genau das Richtige gewesen sein. Und das bedeutet mir sehr viel.« Sie sah in seine Augen. »Du bedeutest mir sehr viel.«
Über den Rand seines Bierglases erwiderte er ihren Blick. »Du hast doch etwas auf dem Herzen, Megan. Warum sprichst du es nicht offen aus?«
»Also gut … Nachdem du gestern weg warst, habe ich nachgedacht. Darüber, wie ich mich fühlen würde, solltest du nicht mehr zurückkommen. Ich wusste, du würdest ein großes Loch zurücklassen. Das ich vielleicht irgendwann im Laufe der Zeit wieder auffüllen könnte, doch etwas würde immer fehlen. Und als ich mir dann die Frage stellte, was fehlen würde, kam immer die gleiche Antwort heraus, ganz gleich, von welchem Blickwinkel ich es auch betrachtete.«
»Also, wie lautet die Antwort, Megan?«
»Du«, sagte sie schlicht. »Du würdest mir fehlen.« Damit beugte sie sich zu ihm und küsste ihn.
Später, als der Mond am Himmel stand, sahen sie sich das Feuerwerk an. Leuchtende Farben flossen ineinander, glitzernde Funkenschauer regneten über dem Wasser herab und krönten diesen wunderbaren Festtag. Ein guter Moment für einen neuen Anfang voller Hoffnung, dachte Megan.
Es war ein faszinierendes Schauspiel, das vor allem die Kinder mit weit aufgerissenen Augen, offen stehenden Mündern und in den Nacken gelegten Köpfen nach oben blicken ließ. Und das überwältigende Finale mit goldenen und silbern gleißenden Spiralen, Kaskaden von Blau und Rot und wirbelnden Kreisen ließ mit seinem Knallen die Luft erzittern und erleuchtete den Himmel, bis es schließlich verglühte und nur noch die Sterne am dunklen Firmament standen.
Noch lange nachdem die Party längst vorbei war, Geschirr und Gläser abgeräumt waren und die Kinder sicher in ihren Betten schliefen, fühlte Megan die Energie der Feier in sich summen. In ihrem Zimmer kämmte sie sich das Haar, bis es ihr weich wie Seide über die Schultern floss. Von prickelnder Erwartung erfüllt, band sie sich den Gürtel des geliehenen Morgenmantels locker um die Hüften und schlüpfte zur Terrassentür hinaus, um zu Nathaniels Zimmer zu gehen.
Es hatte keiner großen Überredungskunst bedurft, dass Nathaniel noch eine Nacht auf The Towers schlief. Er war müde gewesen, und alles tat ihm weh. Selbst der kurzen Fahrt nach Hause hatte er mit Grausen entgegengesehen. Auch das ausgiebige Bad hatte ihn nicht so entspannt, wie er gehofft hatte. Er war erfüllt von einer unbestimmten Unruhe, die immer wieder Megans Gesicht, erhellt vom Feuerwerk, vor seinem geistigen Auge aufblitzen ließ.
Dann trat er aus dem Bad und sah sie.
Sie trug einen Hauch von Nichts aus dunkelblauer Seide, der sich um jede ihrer Kurven schmiegte. Ihr Haar schimmerte wie goldenes Feuer, und ihre Augen waren geheimnisvoll wie dunkle Saphire.
»Ich dachte mir, du könntest vielleicht jemanden zum Einreiben brauchen.« Sie lächelte unsicher. »Ich habe jede Menge Erfahrung damit, wie man verspannte Muskeln lockert. Nun, bei Pferden zumindest.«
Fast hatte er Angst zu atmen. »Woher hast du das?«
»Was? Oh, das.« Verlegen strich sie die Seide glatt. »Lilah hat’s mir geliehen. Ich dachte, es würde dir vielleicht besser gefallen als Frottee.« Als er nicht antwortete, ließ ihre Courage rapide nach. »Ich meine, wenn es dir lieber ist, kann ich auch wieder gehen. Ich habe Verständnis dafür, ich kann mir denken, dass du dich nicht besonders fühlst und … Wir müssen nicht miteinander schlafen, Nathaniel. Ich wollte nur helfen.«
»Ich will nicht, dass du gehst.«
Das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. »Nun … warum legst du dich dann nicht hin? Ich fange mit deinem Rücken an. Ich bin wirklich gut.« Sie lachte leise. »Die Pferde haben mich alle geliebt.«
Er kam zum Bett, berührte Megans Wange, ihr Haar. »Hast du im Stall auch Seide getragen?«
»Immer.« Sie drückte ihn leicht auf das Bett. »Leg dich auf den Bauch«, wies sie ihn an und gab etwas Massagelotion auf ihre Handflächen. Vorsichtig, damit sie nicht an ihn stieß, kniete sie sich auf die Matratze und begann behutsam seine Schultern zu kneten. »Sag mir, wenn es zu fest
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