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Die Frühreifen (German Edition)

Die Frühreifen (German Edition)

Titel: Die Frühreifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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überhaupt nicht. Nein, nein.« Auf den Fotos waren nur zwei nackte schlafende Mädchen auf einem Bett zu sehen – Andreas, der beim geringsten Anlaß in Erregung geriet, hatte bei diesem Anblick vor Enttäuschung fast gestöhnt. »Ich hab dazu keine Meinung«, fügte er hinzu, um die Sache klarzustellen.
    Er wollte damit sagen, daß er auf diesem Gebiet keine rückständigen Ansichten hatte. Sie schien sich damit zufriedenzugeben. Sie erzählte von den bewegten Anfängen ihrer Geschichte mit Lisa und wie sie schließlich zu dritt ein unerwartetes Gleichgewicht gefunden hatten, was ihr einen Seufzer entriß.
    Sie reckte sich im Halbdunkel. Das sei ein Thema, das sie mit niemandem anders angeschnitten hätte, und sie sei glücklich über diese besondere Beziehung, die sich zwischen ihnen anbahne. Sie richtete sich halb auf dem Ellbogen auf, musterte ihn einen Augenblick und erklärte, sie sähe Lisa, im Mondschein sei die Ähnlichkeit sehr auffällig, und sie sähe Lisa.
    Er schlug ihr vor, sie könne die Fotos behalten, aber sie legte keinen Wert darauf, sie zog es vor, daß er sie selbst an einem sicheren Ort unterbrachte oder sie vernichtete, auf jeden Fall schätzte sie seine Geste.
    »Eins will ich dir noch sagen«, fuhr sie fort und suchte seinen Blick. »Ich habe nicht die Absicht, dir mit Fragen auf den Wecker zu gehen.«
    Evy sah, wie sein Vater aus dem Arbeitszimmer kam und mit einem Golfschläger auf der Schulter durch den Garten ging – ein Zeichen dafür, daß es mit der Inspiration nicht weit her war. Sein Gesicht war weiß und angespannt.
    »Ich bin wirklich völlig fertig«, sagte sie kichernd.
    Sie hörten, wie eine Fenstertür im Wohnzimmer aufgeschoben wurde und dabei ein Geräusch machte, das sich wie ein fernes Fauchen anhörte. Evy legte den Zeigefinger auf die Lippen. Sie war trotz allem verdammt begehrenswert, und auch wenn ihn das auf keinen obszönen Gedanken brachte, schien sich sein Slip zusammenzuziehen – und die Scherben waren kurz davor, ihm den Schwanz durchzuschneiden. Er schob sein Becken nach hinten.
    Sie waren beide ganz schön high. Es war ein außergewöhnlich starkes Kraut, das irrsinnig antörnte, und sie horchten auf die Geräusche aus der Küche, das Öffnen des Kühlschranks, das Gleiten der Schubladen, das Klappern des Bestecks. Im allgemeinen trödelte Richard nicht lange. Er holte sich nur etwas zu essen oder zu trinken und kehrte in seinen Bungalow zurück wie ein Feuerwehrmann zu seiner Brandstelle.
    Aber der heutige Tag war etwas Besonderes, voller ungewöhnlicher Ereignisse. Evy konnte es kaum fassen, war völlig verblüfft, als er hörte, wie sein Vater die Treppe heraufkam – witsch, witsch, seine Gummisohlen witschten auf dem Marmor. Er starrte Gaby an und biß sich auf die Lippen, während Richard sich auf dem Flur näherte. Evy wäre gern zur Tür gegangen, um durch einen Spalt hinauszuspähen, ohne daß sein Vater ihn sah, aber das war technisch unmöglich, er konnte sich nicht mehr die geringste Bewegung leisten.
    Drei Sekunden später stand Richard im Türrahmen und wollte wissen, wo die Bierflaschen geblieben seien, die vor wenigen Augenblicken noch im Kühlschrank gestanden hatten, dann bemerkte er Gabys Anwesenheit.
    »Oh. Guten Abend. Sehr erfreut.« Er blickte seinen Sohn an, der anderswohin blickte, und fügte hinzu: »Stör ich euch?« Und dann machte er eine belustigte Miene, die Gaby sofort haßte, nach dem, was sie geraucht hatte – Jock Horror? White Widow?
    Sie blickte auf ihre Uhr. Bestenfalls rief Richards Eindringen die gleiche Wirkung hervor, als wenn plötzlich durchs Fenster Tageslicht ins Zimmer gedrungen wäre. Sie stand auf. »Sie stören uns überhaupt nicht«, sagte sie nur, wobei sie ihn nicht mal ansah.
    Evy blickte in dem Augenblick zu ihr auf, als sie den Reißverschluß ihres Sweatshirts hochzog, dann wechselten sie einen kurzen Blick. »Ich hoffe, Sie gehen nicht meinetwegen!« sagte Richard.
    Gaby erwiderte, es sei höchste Zeit. Sie kam Richard zuvor und wich ohne Mühe seiner zögernden Hand aus, die sie zurückhalten wollte, murmelte einen vagen Abschiedsgruß und machte sich aus dem Staub.
    »Ein nettes Mädchen und so gar nicht scheu…«, erklärte er, nachdem die Haustür hinter ihr ins Schloß gefallen war.
    Er wandte sich seinem Sohn zu – der sich nicht rührte, nichts sagte, mit seinem Schreibtisch verwachsen nachdenklich auf den Boden starrte – und sagte in entschuldigendem Ton zu ihm: »Hör zu, ich konnte ja

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