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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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mit ihnen gerechnet.«
    Matt kommt auf mich zu und bleibt kurz vor mir stehen. »Es ist total seltsam zu wissen, dass er nicht dein richtiger Vater ist. Er benimmt sich wie ein ganz normales Elternteil. Dafür hätte er wirklich einen Oscar verdient.«
    »Warte erst, bis du meine Mutter kennenlernst«, sage ich und verdrehe theatralisch die Augen.
    Matt lacht sein umwerfendes Lachen und in dem Moment bin ich trotz allem froh, dass ich ihn eingeweiht habe. Ich fühle mich ihm näher denn je.
    Als er sich vorbeugt und mich küsst, spüre ich zwischen uns etwas Neues. Statt des Schwindels des ersten Kusses von jemandem, in den man total verknallt ist, fühle ich jetzt etwas Tieferes. Ich fühle es bis in die Zehenspitzen und bis in den Bauchnabel.
    Und in meinem Herzen.
    Als Matt gegangen ist, logge ich mich in meinen eigenen Computer ein, um zu sehen, ob Megan online ist. Ich schreibe ihr eine Nachricht, in der ich die Ereignisse des Abends andeute. Zumindest den Teil mit Matt.
    WAS hast du getan?
    Ich weiß.
    M bringt dich um.
    Vielleicht.
    Ist es das wert?
    Ja, selbst wenn es nur für den Kuss beim Abschied war.
    Erzähl ...
    Wir chatten eine Stunde lang, bis Megan Hausaufgaben machen muss und ich unseren Blog updaten will. Bevor sie sich abmeldet, schreibt sie noch:
    Vergiss nicht, einen Kommentar zu meinem letzten Blog-Eintrag zu schreiben :-)
    Neugierig tippe ich die Adresse von Alles Autopsiert ein. Megans Beitrag heißt »Autopsie einer Schlange« und handelt davon, was für verschiedene Menschentypen in Warteschlangen stehen (die Drängler gegen die Netten und die Selbstvergessenen in der Mitte. Letztere hätten gleich zu Hause bleiben sollen, weil sie immer so überrascht wirken, wenn »der Nächste bitte« gerufen wird). Megan stellt sich eindeutig auf die Seite der Drängler, die lediglich versuchen, das meiste aus ihrem Tag zu machen. Ich verbringe eine Stunde damit, eine Bresche für die Netten zu schlagen, indem ich meine These auf der Idee des Karma aufbaue. Übe dich in Geduld, dann wirst du dafür mit einer besonders großen Portion Popcorn belohnt, während sich der Drängler auf dem einzigen Platz im ganzen Kino mit einem dicken Schokoladenfleck im Sitz wiederfinden wird.
    Nachdem ich meine Gegenschrift abgeschickt habe, mache ich mich bettfertig. Als ich wieder in mein Zimmer komme, wartet eine SMS von Matt auf mich.
    Kannst du sprechen?
    Lächelnd tippe ich zurück:
    Ich ruf dich in fünf min an. Kann’s kaum erwarten.
    Ich wähle im Dunkeln. Matt nimmt nach dem ersten Klingeln ab.
    »Auf dem Heimweg ist mir noch etwas eingefallen«, sagt er anstelle einer Begrüßung.
    »Und was?«
    »Ich verstehe nicht, warum ihr hierher gezogen seid«, sagt er.
    Mir rutscht das Herz in die Hose. Ich weiß selbst nicht, warum es mir so schwerfällt, ihm zu sagen, dass ich mehr als ein Mal mit Revive wiederbelebt wurde, aber es ist so. Mein nervöses Schweigen deutet er bestimmt falsch, fürchte ich. »Ich meine, ich bin wirklich froh, dass ihr hier seid. So habe ich es nicht gemeint, ich habe mich nur ...«
    »Ich versteh schon«, unterbreche ich ihn. »Der Grund ist mir ein wenig peinlich. Aber ich habe heute schon so viel preisgegeben, da kommt es darauf wohl auch nicht mehr an.«
    »Okay ...«
    »Ich bin schon fünf Mal gestorben.«
    Jetzt herrscht auf Matts Seite Schweigen.
    »Bist du noch da?«, erkundige ich mich.
    »Ja«, antwortet er. »Aber das muss ich erst einmal verdauen.«
    »Das verstehe ich«, sage ich beschämt. »Na ja, eigentlich vier Mal – nach dem Busunfall habe ich zwei Spritzen Revive bekommen –, aber technisch gesehen bedeuten fünf Dosen Revive fünf Mal gestorben. Nach jenem ersten Mal ... na ja, ich reagiere stark allergisch auf Bienen und Unfälle ziehe ich wohl regelrecht an.«
    »Das glaube ich jetzt nicht.« Matt ringt nach Luft. »Was ... wie ist es?«
    »Was?«
    »Sterben.«
    »Ach.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, darüber zu reden«, fügt er hinzu.
    »Nein, ist schon in Ordnung«, sage ich. »Ähm ... um ehrlich zu sein, kann ich mich gar nicht an besonders viel erinnern.« Was schlicht gelogen ist: Ich kann mich ganz genau an äußerst viele Einzelheiten erinnern, doch ich will Matt nicht zusätzlich belasten. Es reicht, wenn ich selbst damit zu kämpfen habe. Im Momentfindet er es vielleicht spannend, über den Tod zu sprechen, doch wenn Audreys Zeit gekommen ist, werden ihn meine Geschichten über Angst und Schmerz umso mehr quälen.
    »Aha.« Matt klingt ein wenig

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