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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ruckartig wieder dem Zeitungshändler zugewandt. Dabei waren ihre Augen plötzlich ganz weit aufgerissen, wie in einem staunenden Kindergesicht.
    Und da nahm Clemens Krüger seine Zigarette aus dem Mund, paffte deren Rauch kurz und scharf in die Luft und schaute einen Augenblick den Kerlen, die um ihn herumstanden, in ihre fragenden Gesichter.
    „---lassen Sie sich nicht abhalten, meine Herren. Haben schon genug Zeit verloren! Das Zeug muß heute noch raus! Bißchen dalli, wenn ich bitten darf!“
    Das klang nicht sehr freundlich. Aber die vier Kerle schienen diesen Ton gewohnt zu sein und gingen ohne Widerspruch ins Innere der Baracke zurück. Auch Bulle verschwand hinter der Tür, ohne etwas zu sagen.
    Also Clemens Krüger war der Chef der Falschmünzerbande. Sieh mal an, der dicke kleine Vogelstimmen-Krüger! Harald holte unwillkürlich tief Atem. Am liebsten wäre er jetzt auf und davon gerannt. Es war greulich, diese Neuigkeit, diese komplette Änderung der bisherigen Vermutungen anhören zu müssen, ohne laut aufbrüllen oder irgendwie in die Luft springen zu können!
    „Das war eine Lerche!“
    Inge Remo klatschte vor Freude in die Hände.
    Der Zeitungshändler hatte sich auf die unterste Stufe der schmalen Treppe gesetzt und freute sich ganz offensichtlich über das Mädchen, das ihm so begeistert zuzuhören schien.
    „Nachtigall! Mein Gott, wirklich wie eine Nachtigall! Wie wenn sie ganz dicht hier an der Tür oder dort am Fenster säße---“
    Inge Remo spitzte jetzt ihren Mund und versuchte es dem Zeitungshändler nachzumachen. Aber dieser Versuch mißglückte schon auf halbem Wege und löste bei ihr und dem Dicken fröhliches Gelächter aus.
    „Sie könnten unbedingt im Variete auftreten. Vielleicht sogar im Radio“, meinte Inge Remo.
    „Ooch, das ist nur so eine Spielerei von mir. Schließlich habe ich ja meinen Beruf — “
    „Bestimmt Journalist, wie?“
    Inge Remo sprudelte die Frage so harmlos daher, als rede sie nur vom Wetter. Aber Clemens Krüger zog plötzlich seine Augenbrauen hoch.
    „Wieso? Weshalb kommen Sie gerade darauf?“
    „Weil Ihre Baracke hier doch dicht am Hof vom Nachtexpreß liegt. Und wer nachts um diese Zeit arbeitet, der muß von der Zeitung sein. So ziemlich alle anderen Berufe haben doch ihren Feierabend, wenn es dunkel wird. Das ist bei Zeitungsleuten anders. Gerade nachts passieren doch die interessantesten Dinge. Da brennt es irgendwo oder jemand wird überfallen und ermordet — da muß dann eine Zeitung genauso schnell da sein wie die Polizei. Meist ist sie sogar noch schneller. Oh, ich weiß Bescheid! Mein Onkel ist in Berlin nämlich auch bei der Presse, und wenn der zu Besuch kommt, erzählt er mir immer die tollsten Geschichten. Es muß wahnsinnig interessant sein bei euch Zeitungsleuten---“
    „Mh — naja — stimmt schon. Langweilig ist es gerade nicht — und nachts, Sie sehen ja. Schlafen wird klein geschrieben—“
    Clemens Krüger schien wieder beruhigt zu sein. Dieses Mädel war wirklich harmlos und wohl noch ein rechtes Kind. Aber dieses Kind sah nett aus in seinem hellen Staubmantel, das Köpfchen war schlank und schmal und vor allem diese großen Augen unter den hellblonden Haaren konnten so klar und lustig aufleuchten.
    ,,— wenn Sie — ich meine, es wäre ja möglich — wie gesagt, wenn Sie mal Lust hätten, mit mir ins Kino zu gehen. Im Arkadia läuft zur Zeit ein ganz netter Film----“ Unwillkürlich war der dicke Krüger jetzt aufgestanden und knöpfte seinen Hemdkragen zu, der bisher offengestanden war.
    „Gerne — vielleicht morgen abend? Morgen ist Montag Inge Remo tat so, als könne sie sich im Augenblick nichts Netteres vorstellen, als mit diesem „Herrn Kunze“ ins Kino zu gehen.
    „Mh — morgen — gerade morgen habe ich hier zu tun. Aber am Dienstag, wie wäre es Dienstag abend?“
    Nun legte Krüger dem Mädel sogar schon seine Hand auf die Schulter.
    „Abgemacht. Aber nicht zu spät. Wo treffen wir uns?“ wollte Inge Remo wissen.
    „Um acht Uhr beginnt die letzte Vorstellung. Vorher kann ich nicht. Sagen wir fünf Minuten vorher am Eingang. Da steht so ein kleines Büfett, wo man Limonaden und so’n Zeug bekommt. An diesem Büfett.“
    „Genau fünf Minuten vor acht. Ich bin immer sehr pünktlich — “.
    Das Mädel reichte dem Zeitungshändler jetzt die Hand und lachte: „Ich freue mich wirklich! Was ich zu Hause erzähle, muß ich mir noch überlegen.“
    Damit ging sie jetzt auf die Mauer zu, über die sie

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