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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Nach Hause! Was mich betrifft, so war ich auf die Geschichte ohnehin nicht scharf. Zirkus ist was für Kinder! Kommt noch einer mit in den Jazz-Keller? Good night, mein Sohn, und laß dir bloß keine Zähne ziehen. Wirst nämlich sonst vorzeitig dein eigener Großvater.“
    Und damit fuhr er wieder die Dockstraße zurück der Stadt zu. Die andern folgten ihm oder bogen in die Nebenstraßen ab, je nachdem, welchen Heimweg sie hatten.
    Als der letzte von ihnen außer Sicht war, stürzte Erwin Kogge mit wahrem Indianergeheul hinter der Plakatsäule hervor, als wolle er über Harald herfallen. Er tat es auch. Er packte den Jungen bei den Schultern, boxte und trommelte ihm regelrecht vor die Brust. Aber das alles tat er lachend und in heller Freude.
    „Da hast du was gedreht! Junge, ist das ein Ding! Eine Wolke!“ Dabei zog er in seiner offensichtlichen Anerkennung das letzte Wort derart in die Länge, als schreibe man Wolke mit fünfzehn O.
    „In Ordnung! Mensch, Junge, ganz schwer in Ordnung!“
    Er gab Harald jetzt plötzlich seine Hand und stand auf einmal wieder ganz still. Feierlich geradezu.
    Auch Mario war zusammen mit Erwin Kogge wieder aus dem gemeinsamen Versteck hervorgekommen. Während aber der andere sich in seiner Freude und Begeisterung laut und hemmungslos ausgetobt hatte, war er stumm dabeigestanden. Freilich, auch seine Augen leuchteten, und am liebsten hätte er wohl Harald ebenfalls angepackt und mitgeholfen, ihn durcheinanderzurütteln. Aber es blieb beim Wollen. Seine Arme rührten sich nicht. Selbst dazu fehlte ihm der Mut.
    Harald aber riß jetzt wieder den Knoten des blauweiß karierten Schals auf, den er ja immer noch umgebunden hatte. Dabei meinte er plötzlich wieder ganz sachlich, daß ihn die
    Kerle vom Nachtexpreß sicherlich nicht wiedererkennen könnten, da es so dunkel gewesen sei, keiner dicht bei ihm stand und er das halbe Gesicht von dem Schal bedeckt gehabt hätte.
    „Was dir zu wünschen ist!“
    Das klang fast besorgt. Erwin Kogge kannte die Nachtexpreß-Leute, und er kannte vor allem ihren Anführer. Ein Besorgtsein war in diesem Falle also gar nicht von der Hand zu weisen. Wirklich nicht.
    Zur selben Minute, da Bulle mit seiner Bande von Harald aufgehalten worden war, gingen auch in der Werftstraße die Signalkörbe auf Sturm. Sozusagen Alarmstufe V!
    Auch hier war Alibaba der Ansicht gewesen, daß jetzt wohl der Hauptansturm vorbei sei. Doch da kam aus dem Dunkel der Straße ein Auto angerast. Es wurde gestoppt. Es war ein „Chrysler“ — graue Limousine — vermutlich 90 PS.
    Der Wagen bremste aus voller Fahrt auf knapp fünf Meter. Zack! — und da stand er.
    Ein ziemlich rundes Gesicht, in dem eine Zigarre steckte, schob sich ins Freie und fragte verärgert, was denn hier eigentlich los sei.
    „Hallo! Herkommen!“
    Alibaba war dem Gesicht und seiner Zigarre entgegengegangen und dann plötzlich ruckartig stehengeblieben. O heiliger Sankt Theodor-! Er kannte dieses Gesicht: Dr. Heinrich Malborn, Chefredakteur des Nachtexpreß! Und jetzt erst sah er auch das Schild an der Windschutzscheibe: „Presse“!
    Freilich, es war nicht anzunehmen, daß Dr. Malborn auch ihn kannte. Aber Vorsicht war geboten, und Alibaba hielt es für ratsam, nicht näher heranzutreten. Blitzartig beschloß er, seine bisherige Taktik zu ändern. Es wäre ihm geradezu herzlos erschienen, sozusagen den Hausherrn persönlich von seiner eigenen Veranstaltung auszuschließen. Also fragte er sehr höflich:
    „Die Herren wollen wohl auch zum Zirkus Bertoldi?“
    „Richtig! Wie fahre ich da? — Aber dalli, wir sind in Eile!“
    „Bitte, wenn Sie vorsichtig steuern, können wir die Absperrung für einen Augenblick beiseite nehmen. Es ist ein Gasrohr gebrochen, bitte ganz rechts fahren. Wir haben schon mehrere Wagen durchgelassen, die zum Zirkus wollten — muß ja ein doller Betrieb sein dort. Wie auf dem Jahrmarkt. Wegen dieser Sondervorstellung wohl — vom Nachtexpreß! Verdammt, daß man da nicht selbst auch hingehen kann.“
    Dabei hatte er schon angefaßt und die Stangen zur Seite geschoben. Klaus und die anderen Jungen halfen ihm dabei. Und als der Motor der grauen Limousine wieder ansprang, lächelte das Gesicht mit der Zigarre plötzlich sehr freundlich. Im Vorbeifahren reichte der Chefredakteur sogar einen Zehnmarkschein Alibaba aus dem Wagen und meinte wohlwollend: „Zwei Runden Bier für Sie alle. Aber auf das Wohl des Nachtexpreß, wenn ich bitten darf!“
    „O — die Herrschaften sind

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