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Die Fuenfzig vom Abendblatt

Die Fuenfzig vom Abendblatt

Titel: Die Fuenfzig vom Abendblatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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veröffentlicht. Und das ist unerfreulich! Höchst unerfreulich sogar!“
    Da trat Bertoldi einen Schritt auf den Chefredakteur zu und warf sich in die Brust.
    „Gestatten Sie mir, darauf hinzuweisen, daß dieser Artikel im Abendblatt schon am gestrigen Abend mein tiefstes Befremden erregte. Nachdem ich von Ihnen nunmehr über die Lage der Dinge orientiert bin, halte ich es für durchaus denkbar, daß diese Zeitung, als Ihre stärkste Konkurrenz, bei der ganzen Sache die Hand im Spiele hat. Ich und mit mir mein Zirkus sind über jeden Verdacht erhaben. Uns fehlt jedes Motiv für die Tat, und eine Tat ohne Motiv gibt es nicht. Das steht in jedem Kriminalroman. Ich bitte Sie, meine ehrenwörtliche Erklärung entgegenzunehmen, daß ich von all dem, was Sie mir soeben sagten, bis zu dieser Stunde nichts gewußt habe. Ich bin bereit, dies auch zu beschwören.“
    Daß der Zirkusdirektor jetzt tatsächlich die Hand zum Schwur erhob, schien Dr. Malborn nicht im geringsten zu beeindrucken. „Es liegt mir ferne, Sie zu beschuldigen. Aber so abwegig ist der Verdacht gar nicht. Was das Motiv für Ihre Tat betrifft, könnte ich mir denken, daß Ihnen irgendjemand anderes für das Mißlingen der Veranstaltung noch mehr geboten hat, als Sie nach unserer Absprache für das Gelingen der Galavorstellung zu erwarten hatten. Das könnte immerhin möglich sein — im übrigen erwarte ich ja diesen Kriminalassistenten Kiesewetter, und wir werden sehen — !“
    Da nahm Zirkusdirektor Bertoldi ruckartig seine Schwurhand wieder aus der Luft und verließ grußlos das Zimmer.

Professor Hammerstein ist auch nur ein Mensch

    Die Augenklinik lag in der Ahornallee, ziemlich am Ende der Stadt.
    Jetzt, da Klaus Verhoven mit seinem Vater an der Eingangspforte stand, durch die der Weg in das fast weiße, villenartige Gebäude führte, verließ den Jungen doch der Mut.
    Vielleicht hatte er gestern abend seinen Entschluß zu schnell gefaßt? Zu unüberlegt?
    Aber als er zu Hause den Artikel mit dem Foto des alten, weißbärtigen Professors in aller Ruhe durchgelesen hatte, da war es eigentlich ohne viel Überlegen so gut wie sicher gewesen, daß sein Vater diesem Manne vorgestellt werden müsse.
    Und zwar schnellstens. So etwas durfte man nicht aufschieben. Klaus hatte sich also am gestrigen Abend mit dem festen Entschluß zu Bett gelegt, schon am nächsten Morgen zu handeln. Und in der Frühe war dieser Entschluß durch kein plötzliches Bedenken mehr umgestoßen worden.
    Als der Junge seinen Vater wie jeden Morgen in die Auskunftsloge der Rasmussen-Werke gebracht hatte, war er sofort zur Personalabteilung des Werkes gegangen. Er hatte gebeten, daß man seinen Vater noch heute für zwei oder drei Stunden beurlauben möge, da er einen Augenarzt aufsuchen müsse.
    Damit war der eine Teil der notwendigen Vorbereitungen erledigt gewesen. Nun hieß es noch, den Vater aufzuklären. Ihm hatte Klaus von dem ganzen Plan noch nichts gesagt. Auch jetzt vermied er alles, um bei dem Blinden nicht Hoffnungen zu erwecken, die dann vielleicht doch nicht erfüllt würden.
    Er erzählte also wohl von der Existenz des Professors und berichtete auch von dem Artikel, den er wörtlich vorlas. Dabei entging es dem Jungen nicht, mit welchem Interesse der Vater jedes seiner Worte aufnahm. Doch das war begreiflich und nicht weiter gefährlich. Die hauptsächliche Schwierigkeit bestand darin, überhaupt vorgelassen zu werden. Und diesbezüglich hatte Klaus allerdings seinem Vater nicht die reine Wahrheit gesagt.
    Während er nämlich einfach auf gut Glück und im Vertrauen auf seinen guten Stern versuchen wollte, sich die Tür zum Besuchszimmer des Professors zu öffnen, mußte er seinem Vater beteuern, daß sein Besuch angemeldet und willkommen sei. Der Reporter, der diesen Artikel im Abendblatt geschrieben habe, sei ihm schon seit längerer Zeit bekannt und habe jetzt die Untersuchung vermittelt. Ohne eine solche feste Zusage hätte Klaus den Blinden nie bewegen können, mit ihm zu kommen.
    Nun galt es, diese Notlüge scheinbar zu bewahrheiten.
    Klaus stellte also seinen blinden Vater etwas abseits des Eingangs an den Zaun, der das ganze Grundstück umgab, und bat ihn, eine Weile zu warten.
    Es stünden hier mehrere Häuser beisammen, und aus den Schildern an den Eingängen wäre nicht zu ersehen, welches das richtige sei. Er wolle nur genauere Erkundigungen einziehen, damit man nicht vergebliche Wege zu gehen und unnötige Treppen zu steigen habe. Vater Verhoven

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