Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
befindet, ist inzwischen nichts mehr von ihr übrig, um das Sie sich Sorgen machen müßten.«
Baruch verzog keine Miene. »Sie scheinen sich mit den Sonden ja bestens auszukennen, Captain. Gut. Dann denken Sie jetzt mal über Folgendes nach. Vielleicht wurden Sie und Ihre Großmutter an jenem Tag vor fünfzehn Jahren tatsächlich nach Palaia gebracht. Sie waren noch sehr jung, und Ihr Gehirn leicht formbar. Es wäre sicher nicht sehr schwierig gewesen, ein paar Veränderungen darin vorzunehmen und irgendein heimtückisches Programm zu installieren. Ihre Großmutter war eine berühmte gamantische Heldin. Sie, ihre Enkelin, gegen die Gamanten einzusetzen, würde zu Slothens Sinn für Ironie passen. Ich weiß nicht, was sich in Ihrem Innern befindet, Captain. Aber ich habe den starken Verdacht, daß es sich um eine Zeitbombe handelt, die durch ein bestimmtes Wort oder einen Satz ausgelöst wird.«
Baruch ging zur Tür und drückte auf den Öffner. Dort drehte er sich noch einmal um und sagte: »Ich werde Befehl geben, Sie zu sedieren und in der Brigg unterzubringen, wo Sie ständig überwacht werden können. Richten Sie sich darauf ein, Captain.«
Kaum war er gegangen, ließ Amirah sich auf den Rücken fallen und starrte zur Decke. Das Gespräch hatte ihr alle Energie geraubt. Jetzt fühlte sie sich schwach und wütend. Was Baruch gesagt hatte, löste eine ganze Kette von Fragen aus – was zweifellos in seiner Absicht gelegen hatte. Ein heimtückisches Programm? In jenem Teil ihres Gehirns, der sich nicht sondieren ließ? Hatte Slothen es auf diese Weise gesichert? Damit auch die besten Spezialisten den ›Auslöser‹ nicht mehr entfernen konnten?
»Mach dich nicht selbst zum Narren, Amirah. Baruch benutzt nur deine Halluzinationen als Waffe gegen dich. Das ist alles. Es ist nur ein Versuch, dich so zu verunsichern, daß er dich für seine eigenen Zwecke einsetzen kann.«
Amirahs Blick wanderte zu dem Papierstapel auf dem Tisch. Sie erhob sich und ging zum Getränkespender, um sich einen starken Kaffee zu holen. Hast du diese Dokumente selbst angefertigt, Baruch? Welchem Zweck konnte es dienen, eigens für sie eine Familiengeschichte zu konstruieren? Das konnte sie nur herausfinden, indem sie die Unterlagen las.
Und sie mußte sich beeilen, bevor das Sicherheitsteam kam, um sie in die Brigg zu bringen.
Amirah nahm einen Schluck Kaffee, setzte sich an den Tisch und betrachtete das Titelblatt. Kurzgefaßte Lebensläufe aller Träger der Sighet Ehrenmedaille.
»Du hast einen Orden bekommen, Großmutter?«
Ein bitteres Gefühl stieg in ihr auf. Baruch war schlau. Glaubte er, sie auf diese Weise für die Seite der Gamanten einnehmen zu können? »Nun, da irren Sie sich, Commander. Selbst wenn das hier wahr ist, bin ich dennoch nicht meine Großmutter, sondern ein magistratischer Offizier.«
Doch ihre Finger zitterten, als sie die Seite umblätterte und zu lesen anfing.
KAPITEL 34
… Und Gott sprach: »Wenn ich sehe, daß die Welt reich an Gerechtigkeit ist, werde ich großes Leid über sie bringen. Sehe ich aber, daß keine Gerechtigkeit herrscht, werde ich die Welt an ihren vier Enden packen und die Menschen im Tal von Jehosaphat sammeln, und dann werde ich die menschliche Rasse auslöschen, auf daß die Welt ende.«
Und der Prophet erwiderte: »Herr, wenn das Deine Absicht war, weshalb schufest Du dann den Menschen? Avram, unserem Vater, sagtest Du: >Ach werde euch zahllos machen wie die Sterne am Himmel und die Sandkörner am Ufer des Meeres. < Und was wird nun aus Deinem Versprechen?«
Und Gott sagte: »Komm zu mir, Ezra. Stirb, mein Liebling. Gib zurück, was dir anvertraut wurde.«
Die griechische Apokalypse nach Ezra
Circa 150 A.D. Alter Erd-Standard
Dokumentiert im Arnobios Museum, Ophiuchus 7.
Rudy schritt eilig durch den Korridor. Sein Ziel war der Konferenzraum 1819 an Bord der Zilpah. Bereits jetzt war sein frischer Kampfanzug verschwitzt, obwohl Jeremiel Rudy erst vor zwanzig Minuten über Funk gerufen hatte. Er drängte sich zwischen drei Männern des technischen Personals hindurch und schlug mit der Faust auf den Türöffner des Konferenzzimmers.
Immer noch schwer atmend trat er ein. Jeremiel saß auf der rechten Seite des weißen Tisches und hatte die Hände in den Schoß gelegt. Ihm gegenüber hockte Tahn. Beide sahen sie zu Rudy hinüber, als warteten sie auf einen Wutausbruch.
Rudy zog sich schweigend einen Stuhl heran und nahm Platz. Dann wandte er sich an Jeremiel.
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