Die Gamant-Chroniken 03 - Die Prophezeiung von Horeb
Mißtrauen stand auf seinen Zügen zu lesen, so als flehe er sie in Gedanken an, ihn bloß nicht im Stich zu lassen und es sich nicht im letzten Moment doch noch anders zu überlegen.
Amirah nahm auf dem Kopilotensitz Platz. Woloc ließ sich neben sie in den Pilotensessel fallen und drückte sofort alle Knöpfe, die notwendig waren, um das Shuttle startklar zu machen. »Bereit, Captain.«
»Leiten Sie Startvorgang ein, Lieutenant.«
Er bedachte sie mit einem verliebten Lächeln. »Jawohl, Ma’am.«
Die Hangartore fuhren zur Seite und offenbarten die Großartigkeit des Weltraums. Die Sterne schienen nach einem ganz eigenen Muster über den Himmel verstreut worden zu sein. Unter ihnen glühte der massige Körper von Palaia. Unter den elektromagnetischen Schutzschirmen glänzte die Station wie poliertes Kupfer. Amirah saß für einige Minuten einfach nur da und betrachtete Palaia und die gewaltige Dunkelheit dahinter.
Sie bemerkte, daß Jason von diesem Anblick ebenso ergriffen zu sein schien. »Ich gebe den geheimen Dock-Code ein. Bestätigen Sie derweil unsere Ankunft, Lieutenant.«
»Ja, Captain.«
Amirah gab die lange Sequenz ein und hörte Jasons Durchsage: »Shuttle Theudas an Palaia-Kontrollzentrum. Wir haben Landeerlaubnis für Dock C-A. Nähern uns der Station. Erbitten Öffnung im Schirm.«
Amirah verfolgte betäubt, wie ein Loch in dem Bild eines nebelverhangenen Planeten erschien und sich darunter eine Raumstation von gewaltigen Ausmaßen zeigte. Rings um die Satelliten, die in der Ferne zu erkennen waren, kam es immer wieder zu grellfarbenen Explosionen.
Amirah beugte sich vor und spähte durch das rechteckige Portal auf das Feuer. »Jason, erkundigen Sie sich bei der Zentrale, was dort bei den Satelliten vor sich geht. Das gefällt mir nicht.«
Woloc aktivierte die Sprechanlage, stellte seine Anfrage und wartete. Als die Antwort kam, schaltete er die Lautsprecher ein, damit Amirah mithören konnte. Eine mechanische giclasianische Stimme erklärte: »Kleinere Scharmützel bei einigen Satelliten. Sie stellen keine Bedrohung dar, und wir haben die Situation überall unter Kontrolle. Bitte setzen Sie Anflug auf Dock C-A fort.«
Amirah und Jason tauschten besorgte Blicke. Fast unhörbar fragte der Lieutenant: »Wo haben die revoltierenden Gamanten denn die Waffen her? Beutestücke von Schlachtfeldern?«
»Ist anzunehmen.«
Amirah schaute aus dem Fenster und sah, daß die Flügelspitzen des Shuttles von einer Flammenlinie überzogen waren, so als habe das Gefährt beim Abstieg Feuer gefangen. Eine Mörsersalve explodierte auf einem der Satelliten. Etliche Schwadronen von Jägern sausten im Sturzflug hinab und wühlten den Boden wie feuerspeiende Drachen um. Auf Palaia selbst ging die Sonne hinter den treibenden Wolken unter.
»Erreichen Dock, Captain.«
Die Anlegestelle tauchte aus der Finsternis auf. Die Theudas sauste darauf zu, bremste ab, ließ sich von den Trägern auffangen und in eine hell erleuchtete Nische befördern. Ein giclasianischer Techniker-Trupp machte sich sofort auf den Weg zum Shuttle.
Woloc löste seinen Sicherheitsgurt, und blickte Amirah ins Gesicht. »Bereit, Captain?«
Sie verabschiedete sich leise von dem Shuttle und dem Leben, das sie viele Jahre lang – und gern – geführt hatte.
»Captain?«
»Ja, ich bin bereit. Bitte lassen Sie das Sicherheitsteam und die Gefangenen antreten, Lieutenant.«
»Aye, Sir.«
Jason salutierte und begab sich dann in die Passagierabteilung. Er stieß ein paar Befehle aus, und dem folgte das Stampfen von mehreren Stiefelpaaren. Als Amirah hinzutrat und sich neben Tahn stellte, waren die Gefangenen nur noch an den Händen gebunden. Die Fußfesseln hatte man ihnen abgenommen. Die Seitenluke ging auf, und zwei Soldaten eilten die Gangway hinunter, um den Ausstieg zu sichern. In dem Stimmengewirr, das sich nun erhob, fragte Cole: »Was hat das Feuer auf den Satelliten zu bedeuten?«
»Krieg.«
Seine Züge spannten sich. Er schluckte hart, als der Trupp sich in Bewegung setzte. Mikael und Sybil begaben sich als erste nach draußen. Ihnen folgten Funk und Calas, dann Baruch. Tahn zögerte, und Amirah bemerkte, daß seine Miene noch ernster geworden war. Vorsichtig spähte er nach draußen. Sie sagte sich, daß er große Furcht haben mußte. Die Angst, jemals wieder hierher zu gelangen, mußte ihn viele Jahre lang in seinen Alpträumen verfolgt haben.
»Entspannen Sie sich«, raunte sie ihm zu. »Wenn man Sie in einen Sondenstuhl setzt,
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