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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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fallen. »Du glaubst nicht, dass Herzog Arnulf hinter dem Anschlag steckt. Warum?«
    Der Schiffer entblößte zwei Reihen fleckiger Zähne. »Ich bin rumgekommen, Herrin, und ich kenne die Menschen. Wer aus Machtgier handelt, schickt keine Anfänger.«
    »Woher wisst Ihr, dass es ein Anfänger war?«
    »Er hatte keinen Erfolg«, sagte der Mann trocken. Wieder kratzte er an seiner Narbe. »Der hat auf eigene Faust gehandelt.«
    »Und warum?«
    »Warum will man einen umbringen, Herrin? Hass!« Der Mann rieb sein stoppeliges Kinn. »Niemand bei klarem Verstand hockt im Baum und wirft ein Messer auf einen, der von Männern umringt ist, König oder nicht. Der wollte etwas zu Ende bringen, das keinen Aufschub mehr duldete. Hass, Herrin. Rache.«
    »Wer könnte meinen Oheim so sehr hassen?«
    Ein ironisches Funkeln blitzte in den harten Augen des Mannes auf. »Das kann ich Euch nicht sagen, Herrin, aber eins scheint mir offensichtlich. Ein König kann sich auf die gleiche Weise Feinde machen wie unsereins. Es geht nicht immer um Macht.«
    Wendelgard errötete leicht und winkte ihre Zofe näher. »Gunhild, der Mann hat eine Belohnung verdient.«
    »Ich danke Euch, Herrin«, sagte der Schiffer, während er die Börse blitzschnell in seinem Gürtel verschwinden ließ. »Was soll ich für dieses Geld tun? Schweigen? Oder noch etwas anderes?«
    Wendelgard fühlte, wie ihr ein Schauder über den Rücken kroch, aber sie verbarg ihre Verunsicherung hinter der Maske vornehmer Gelassenheit. »Wenn es um Königsmord geht, ist Schweigen immer angebracht!«, sagte sie kühl.
    Der Mann verbeugte sich.
    »Habt Ihr jemanden umgebracht?«
    Alle starrten den Elfjährigen an, der den Schiffer ernst musterte.
    »Udalrich!«
    Der Mann lachte rau und blinzelte dem Jungen zu. »Wie gesagt, ein aufgeweckter Bursche. Der wird Euch noch viel Freude machen«, sagte er zu Wendelgard, verbeugte sich und verschwand im Gewühl der Händler und Schiffsleute, ehe eine der Frauen Zeit zu einer Entgegnung fand.
     
    Ohne auf die Proteste der Jungen zu achten, schickte Wendelgard Gunhild mit den Kindern ins Gästegemach und suchte Salomo auf. Der Fürstbischof stand mit gefalteten Händen am Fenster und blickte in den wolkenverhangenen Himmel.
    »Oh, ich wollte dich nicht im Gebet stören.« Unschlüssig blieb Wendelgard in der Tür stehen.
    Salomo winkte sie näher. »Es wird Regen geben«, sagte er mit einem leichten Seufzen. »Aber noch scheint die Sonne.«
    »So prophetisch?«
    »Die Gedanken eines alten Mannes. Was führt dich zu mir? Ich kenne dieses Blitzen in deinen Augen.« Er lächelte erschöpft. »Ich weiß nur nie, ob es etwas Gutes bedeutet.«
    »Ich hatte gehofft, Udalrich bei dir zu finden.«
    »Er wollte in der Krypta beten. Warum?«
    Wendelgard holte tief Luft und strahlte. »Ich glaube, er muss sich wegen der Ungarn keine Sorgen mehr machen. Ich weiß, was dahintersteckt.«
    »Du?« Salomo musterte Wendelgard mit hochgezogenen Brauen. Er setzte sich an seinen Arbeitstisch und griff nach seinem Becher. »Du hast das Rätsel also gelöst, Kind.« Er wirkte belustigt. »Und ich zerbreche mir den Kopf darüber.«
    Wendelgard stampfte mit dem Fuß auf. »Du glaubst mir nicht!«
    »Du meinst das ernst?«
    »Allerdings!« Unaufgefordert nahm Wendelgard Platz. »Ich habe eben mit einem Schiffer auf dem Markt gesprochen und …«
    »Du hast was?«, unterbrach Salomo sie entgeistert.
    Wendelgard machte eine abwehrende Handbewegung. »Gunhild war dabei und die Kinder auch …« Salomo ließ ein leichtes Stöhnen hören, das Wendelgard ignorierte. »Der Mann hat eine sehr interessante Ansicht über den Mordanschlag vertreten.«
    »Mittlerweile weiß ganz Konstanz, wie sich das zugetragen hat«, seufzte Salomo und nahm einen Schluck. »Es wundert mich, dass aus dem einen Mörder nicht schon zehn geworden sind. Und was glaubst du nun, erfahren zu haben?«
    »Der Schiffer glaubt nicht an ein politisches Motiv, sondern an einen Einzeltäter, der aus Rache gehandelt hat.«
    »Heinrich hat viele Feinde, persönliche wie politische. Aber«, er streckte die Hand nach dem Weinkrug aus und ließ sie wieder sinken, da er Wendelgards Stirnrunzeln sah, »wir dürfen nicht vergessen, dass dies die Meinung eines einfachen Mannes ist.«
    »Es erschien mir recht klug, was er gesagt hat. Dass jemand wie Arnulf …«
    »Oder Burchard.«
    Wendelgard zuckte zusammen und sah sich um, als befürchte sie einen versteckten Lauscher. »Dass jemand mit Einfluss anders

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