Die Gedichte
willig umschrieb und umschrieb
bis er gelöst in die leichtesten Laute
über der Tiefe vor der allen graute
auf dem schweren Hingehn trieb.
Das kommt und geht an dir, von solchen Leidern
zu wissen die verstellt sind und allein,
mit steifen Kleidern wie mit Sterbekleidern
unwirklich angetan und nur zum Schein.
Dies aber bleibt: daß uns ein jeder Duft
zum Schwanken bringt und wenn er will, bewältigt,
daß wir, verwandelt und verhundertfältigt
von allem rings und leichter als die Luft,
Müh haben immer wieder das zu sein
wovon der Tod erhofft, daß es uns glücke,
weil er es an sich nehmen will wie ein
nützliches Ding und nicht wie hundert Stücke.
DER DUFT
Wer bist du, Unbegreiflicher: du Geist,
wie weißt du mich von wo und wann zu finden,
der du das Innere (wie ein Erblinden)
so innig machst, daß es sich schließt und kreist.
Der Liebende, der eine an sich reißt,
hat sie nicht nah; nur du allein bist Nähe.
Wen hast du nicht durchtränkt als ob du jähe
die Farbe seiner Augen seist.
Ach, wer Musik in einem Spiegel sähe,
der sähe dich und wüßte, wie du heißst.
Immer noch und wie am ersten Tage
ist uns dies: daß wir nicht sind, zuviel,
und wir heben diese schwere Klage
immer wieder in das Saitenspiel
wenn die Liebesklagen, die wir hoben,
es nicht füllen. Ach sie waren leicht.
Aber diese schwere bleibt nicht oben:
kaum hat sie den Rand erreicht
fällt sie wieder
HERBST-ABEND
Wind aus dem Mond,
plötzlich ergriffene Bäume
und ein tastend fallendes Blatt.
Durch die Zwischenräume
der schwachen Laternen
drängt die schwarze Landschaft der Fernen
in die unentschlossene Stadt.
Ein junges Mädchen: das ist wie ein Stern:
die ganze Erde dunkelt ihm entgegen
und ist ihm aufgetan wie einem Regen,
und niemals trank sie einen seligern.
Ein junges Mädchen: das ist wie ein Schatz,
vergraben neben einer alten Linde;
da sollen Ringe sein und Goldgewinde,
doch keiner ist erwählt, daß er sie finde:
nur eine Sage geht und sagt den Platz.
Ein junges Mädchen: daß wir’s niemals sind.
So wenig hat das Sein zu uns Vertrauen.
Am Anfang scheinen wir fast gleich, als Kind,
und später sind wir manchmal beinah Frauen
für einen Augenblick; doch wie verrinnt
das fern von uns, was Mädchen sind und schauen.
Mädchen gewesen sein: daß es das giebt.
Als sagte Eine: einmal war ich dies
und zeigte dir ein Halsband von Türkis
auf welkem Sammte; und man sieht noch, wie’s
getragen war, verloren und geliebt.
Und im Herbst der welkenden Façaden
Grau begreifen bis heran ans Rot,
mit dem vielen Leben überladen
das gedrängt aus allen Dingen droht.
Wenn das Gefühl einer der fernen Städte
sich plötzlich an dich klammert, an dir hält,
als ob es nirgends eine Stelle hätte
als nur in dir: als wärest du die Welt.
STERNE HINTER OLIVEN
Geliebter, den so vieles irre macht,
neig dich zurück bis du im lautern Laube
die Stellen siehst, die Sterne sind. Ich glaube
die Erde ist nicht anders als die Nacht.
Sieh, wie im selbstvergessenen Geäste
das Nächste sich mit Namenlosem mischt;
man zeigt uns dies; man hält uns nicht wie Gäste
die man nur nimmt, erheitert und erfrischt.
Wie sehr wir auch auf diesen Wegen litten,
wir haben nicht den Garten abgenützt,
und Stunden, größere als wir erbitten,
tasten nach uns und gehn auf uns gestützt.
GRIECHISCHES LIEBESGESPRÄCH
Was ich schon früh als Geliebter erlernte
seh ich dich zürnend, Geliebte, erlernen;
damals war es dir das Entfernte,
jetzt steht in allen Sternen dein Los.
Um deine Brüste werden wir streiten:
seit sie wie glühend beschienen reifen,
wollen auch deine Hände nach ihnen
greifen und sich Freude bereiten.
GEDICHT
Das war doch immer das: Geheul, Gehärm,
was sich ergreifen ließ, und das Gelächter;
das Leben überwältigt seine Wächter.
Die Seelen gehn und machen keinen Lärm.
Und deshalb sind wir da und wissen nicht
wovor uns flüchten und an was uns klammern.
Wir haben nichts als unsres Herzens Kammern
und wohnen drin und machen niemals Licht.
Wir stehen da: zu füllende Gefäße
und was wir halten selbst ist ungewiß;
doch manchmal nimmt uns diese Finsternis
als ob sie nichts als uns allein besäße.
Wie sich die warmen Blumen an das All
fortgeben, an das abendliche, kühle – :
so fließen Deine fürstlichen Gefühle
in diesen kalten Ball aus Bergkrystall …
AUSBLICK VON CAPRI:
– Siehst du wie das Vorgebirge dort
sich entfaltet: seine Hänge geben
Glanz von sich, als führen sie noch fort,
den Athene-Tempel
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