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Die Gefährtin des Medicus

Die Gefährtin des Medicus

Titel: Die Gefährtin des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Johannes Olivi und Michael Clarenus wurden zumindest als Häretiker verurteilt, weswegen alle, die weiterhin an ihnen festhalten, vom Festland geflohen sind und hier auf der Insel Zuflucht finden, wo Felip sie mit offenen Armen empfängt.«
    Alaïs erinnerte sich an eine ähnlich ermüdende Rede, in der von Armutsidealen und Häretikern die Rede gewesen war und viele fremde Namen gefallen waren. Giacinto Navale hatte sie einst gehalten, um damit Laurent Bonredons Vergangenheit zu erklären – und damals wie heute fand sie das Ganze zu verworren, um darüber nachzudenken.
    »Und darüber wird er jetzt mit Navale sprechen?«, fragte sie.
    »Das glaube ich kaum. Ich nehme vielmehr an, er wird ihm eine Bitte unterbreiten, die er nicht ablehnen kann.« Simeons Lächeln war erstmals nicht traurig, sondern anzüglich.
    »Nämlich?«, fragte Alaïs, da er nicht fortfuhr.
    »Nun, meines Wissens hat der Papst gefordert, dass sich auf sämtlichen Kriegs – und Handelsschiffen auch Missionare aufzuhalten haben, für den Fall, dass es irgendwo Heiden zu missionieren gelte. Und wenn Felip auch anderer Meinung ist, wenn es um die Armut geht, so zieht er in dieser Hinsicht gewiss am gleichen Strang wie der Papst. Es könnte sein, dass auf der Grünen Insel wilde Menschen hocken, die es zu taufen gilt, oder wir unterwegs womöglich gar Christusmördern wie meinesgleichen begegnen. Wobei im Zweifelsfall das Verbrennen oft schneller von der Hand geht als das Taufen.« Sein Lächeln wurde noch spöttischer. »Also wird er Navale darum … bitten, ein paar Mönche von hier mitzunehmen, und wenn jene nichts anderes zu tun haben, werden sie sich wahrscheinlich mit ganzer Inbrunst meinem Seelenheil zuwenden. Welch ein Spaß!«
    Erstmals lächelte er nicht nur, sondern verdrehte obendrein die Augen. Er machte den Mund auf, um noch etwas hinzuzufügen – Alaïs war sicher, dass es nicht minder spöttische und bittere Worte gewesen wären –, doch plötzlich verstummte er.
    Drei Mönche waren eingetreten, grüßten knapp und blieben schweigend stehen. Zunächst dachte Alaïs, sie wollten nach ihrem Wohl sehen. Doch keine Bezeugung von Höflichkeit wurde geäußert. Offenbar galt es lediglich, die Gäste zu überwachen. Sie trugen die gleichen braunen, zerfransten Kutten wie der König, nicht unbedingt schmutzig, aber schrecklich rau. Und auch ihr Gesichtsausdruck glich dem Felips, war angespannt, aufmerksam und ein wenig unwillig.
    Alaïs musterte sie nur flüchtig, erst den einen, dann den anderen. Als sie den dritten erblickte, biss sie sich vor Schreck auf die Zunge. Der Schmerz erreichte ihr Gehirn verspätet; ganz und gar ausgefüllt war es mit diesem plötzlichen, unerwarteten Erkennen.
    Der Blick, der dünne Hals, die Haltung des Körpers. Nichts hatte sie auf dieses Wiedersehen vorbereitet, es traf sie wie ein herber Schlag, und sie musste sämtliche Willenskraft aufbringen, nicht vor Schreck zu schreien.
    Sie schmeckte Blut in ihrem Mund, dann duckte sie sich unwillkürlich, um ihr Gesicht vor dem Mönch zu verbergen.

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XXIX. Kapitel
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    Verständnislos blickte Simeon zu ihr herab.
    »Was tust du denn da?«
    Sie schüttelte nur schweigend den Kopf, blieb dann eine Weile geduckt hocken. Vorsichtig erhob sie sich schließlich und spähte in Richtung der Franziskaner. Jene hatten ihr sonderbares Benehmen ungerührt hingenommen. Mochten sie auch zur Aufsicht hierher bestellt worden sein, so schien ihnen wenig daran zu liegen, die Züge einer Frau und die eines Juden zu erforschen.
    »Wir müssen sofort hier raus!«, flüsterte Alaïs.
    Die Mönche nahmen es wiederum gleichmütig hin, als Simeon sich schließlich an sie wandte und verkündete, lieber draußen im Freien warten zu wollen. Zu Alaïs’ Erleichterung bezog sich der Auftrag der Mönche wohl nur darauf, das Innere des Schlosses und seine Schätze zu bewachen – denn keiner der drei folgte ihnen.
    »Gott sei Dank!«
    »Was … was hast du denn?«, fragte Simeon immer noch verwirrt. »Woher rührt deine Furcht?«
    Alaïs konnte sich ihm nicht erklären. »Aurel …«, stammelte sie. »Wo ist Aurel … Ich muss ihn warnen!«
    »Aber wovor?«
    Sie erklärte sich ihm immer noch nicht, hielt stattdessen fieberhaft nach dem
Cyrurgicus
Ausschau. Was mochte in dieser Burg seine Aufmerksamkeit so sehr gefesselt haben, dass er nicht bei ihnen geblieben war?
    »Wo ist er hin?«, schrie sie panisch.
    »Wen meinst du nun? Aurel oder den einen der drei Mönche, den du angestarrt

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