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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Mumien.«
    »Gott, Hagan, du bringst mich um«, lachte Upladhin.
    »Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich auch darüber lachen. Aber es steckt ein gewaltiger Schwindel dahinter, und irgendjemand macht einen ungeheuren Profit damit. Kennt Ihr einen Ritter Lothar von Hane?«
    Upladhin beruhigte sich wieder, kratzte sich die kurzen, grauen Haare und dachte nach.
    »Von Hane. Bei Dünnfeld eine Wasserburg, nicht wahr? Da war mal einer – David von Hane. Aber der müsste älter sein als ich. Vielleicht sein Vater? Ein harter Knochen, stand mal gegen uns. Die gehören zu den Bergischen, soweit ich weiß. Was hast du mit ihm zu tun?«
    »Es scheint, dass dieser Ritter – in wessen Auftrag auch immer – eine alte, harmlose Einsiedlerin überfallen und ihre Klause zerstört hat.«
    »Vielleicht ist er toll geworden?«
    »Vielleicht. Er wurde auch als Begleiter der Damen gesehen, in deren Konvent sich angeblich dieses Grabtuch be­­findet.«
    Upladhin grinste ihn wieder an.
    »Mensch, Hagan, du hast doch Erfahrungen mit den Rittern und ihrem Codex. Und mit Gelübden auch, oder?«
    »Natürlich.«
    »Das Grabtuch, was immer für ein Schwindel das ist, muss sehr wichtig für jemanden sein. Ein Konvent zimper­licher Damen ist kein ausreichender Schutz. Vermutlich werden die vornehmen Frauen Wächter oder Beschützer haben. Ritter von edlem Geblüt und hohem Mut nehmen doch gerne derartige Dienste an.«
    »Was bedeutet, dass die Ritter um besagten Schwindel wissen.«
    »Nein. Eher, dass sie daran glauben.«
    »Und warum dann der Überfall auf die Klause?«
    »Weil die Klausnerin eine Bedrohung darstellt?«
    »Frau Hemma – einst war sie mit einem Ritter Johannes von Iddelsfeld verheiratet. Er starb, sie wurde Stiftsdame in Villich. Danach lebte sie eine Weile bei Bela von Horne. Ich war ein Knabe damals.«
    »Hat oder hatte der Iddelsfeld eine Fehde mit denen von Hane?«
    »Gute Frage.«
    »Oder die Klausnerin eine mit der Oberin des Stifts, dem von Hane dient?«
    »Dem werde … Oh. Ich müsste herausfinden, wer die Oberin oder Meisterin dieses Stifts ist. Eine Spur, die sich lohnen könnte. Hauptmann, Ihr habt an Spitzfindigkeit nichts verloren.«
    Hagan dachte an sein Gespräch mit Hemma. Sie hatte lange nicht alles gesagt, was ihr auf der Seele lag. Er würde um eine weitere Unterredung bitten.
    Mit Upladhin ging er noch weitere Dinge durch, die der in Erfahrung gebracht hatte, aber das meiste schien kaum einen Zusammenhang zu den Dingen zu haben, denen er nachging. Er wusste von Dietrich, der angeblich versuchte, mit Adolph von Berg in Verhandlungen zu treten. Sein Berater, Gunnar von Erpelenz, führte derweil für ihn die lästigen Amtsgeschäfte und hatte ihm ein Darlehen aus den Akzisen und Rheinzöllen der Stadt beschafft. Der Leibarzt des verstorbenen Erzbischofs Friedrich von Saarwerden, Amplonius, war noch immer mit der Katalogisierung der Handschriften und Codizes beschäftigt, würde aber im nächsten Jahr als Dekan an die Stiftskirche St. Viktor in Mainz gehen und gleichzeitig auch als Leibarzt des dortigen Erzbischofs dienen. Die beiden Bürgermeister von Köln zeichneten sich laut Upladhin durch geselliges Nichtstun aus.
    Es war wieder spät geworden, als Hagan sich schließlich verabschieden konnte, und schon dunkel, als er an die Hütte des Schiffers klopfte, der versprochen hatte, ihn überzusetzen.
    Der flache Nachen lang an der Kaimauer, eine rußende Fackel steckte alsbald in einer Halterung, und der Mann nahm das Ruder zur Hand. Noch war der Fluss nicht von den Herbstregen angeschwollen, die Strömung verlief stetig und mild.
    Doch kaum hatten sie sich einige Ruderschläge vom Kai entfernt, als Hagan drei Gestalten gewahr wurde, die in eiligem Lauf das Ufer entlanghetzten. Ein Mann vorweg, zwei hinter ihm her.
    Jäger und Gejagter.
    Und die Jäger holten auf.
    Hagan vermeinte Klingen im Mondlicht aufblitzen zu sehen.
    Der Gehetzte schlug Haken, die Häscher kamen näher.
    Fast hatten sie ihn erreicht.
    Er sprang. Die beiden hielten ihre Schritte an.
    Einer warf sein Messer.
    Es war verloren.
    Sie schienen zu beratschlagen.
    Von dem Gejagten keine Spur im Wasser.
    »Nächt­liche Beute«, grummelte der Schiffer und setzte seinen Weg unbeirrt fort.
    »Raubtiere?«
    »Die einen wie die anderen.«
    »Vielleicht.«
    Hagan schaute über das Wasser, auf dessen kleinen Wellen das Mondlicht glitzerte. Zu gut erinnerte er sich seiner Flucht über eben diese Gewässer. Die Männer am Kai hatten sich

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